
Das Bayerische Landeskriminalamt wird 75!
Als das Bayerische Landeskriminalamt (LKA) vor 75 Jahren gegründet wurde, da hieß es nicht nur anders und hatte nur ein Hundertstel der Mitarbeiter von heute. Cybercrime, digitale Gesichtserkennung, DNA – damals hätte sich auch wohl kaum ein Ermittler träumen lassen, mit was die Kollegen in der Zukunft sich beschäftigen. „Die Kriminalität verändert sich“, sagt der heutige LKA-Präsident Harald Pickert im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur in München. Und damit müssen sich auch die Ermittler verändern.
„Der Kriminalist heutzutage muss eigentlich beides intus haben: Er muss die alten Möglichkeiten kennen, analog. Und gleichzeitig muss er wissen: Wie komme ich digital einem Täter auf die Spur?“
LKA-Präsident Harald Pickert
Ein Beispiel: Insgesamt 649 Tatverdächtige wurden nach LKA-Angaben im vergangenen Jahr mit einem digitalen Gesichtserkennungsprogramm identifiziert, die Tendenz ist seit Jahren steigend. 2019 wurden im Freistaat 397 Identitäten mithilfe eines Algorithmus geklärt – und damit mehr als doppelt so viele wie 2018 (146). Vor acht Jahren, 2013, identifizierte das LKA im ganzen Jahr nur 45 Tatverdächtige per Gesichtserkennung. Das sind weniger als im März dieses Jahres allein, in dem der Algorithmus 51 Gesuchte finden konnte.
Seit 13 Jahren nutzt das LKA inzwischen die Möglichkeit, Bildmaterial, auf dem unbekannte mutmaßliche Täter zu sehen sind, mit Fotos aus einer Straftäter-Datenbank des Bundeskriminalamtes (BKA) abzugleichen. Der Algorithmus misst dabei beispielsweise und unter anderem die Abstände zwischen Nase und Mund und filtert so die Menschen aus der Datenbank heraus, bei denen es sich um den Gesuchten handeln könnte. Gesichtsexperten gleichen die Bilder dann noch einmal ab, um auf Nummer sicher zu gehen. Seit 2018 hat das LKA noch einmal 600 000 Euro in den Ausbau seiner Gesichtserkennung gesteckt.
Los ging alles ganz klein
Am 11. Mai 1946, als das «Landeserkennungsamt Bayern» mit gerade einmal 20 Mitarbeitern gegründet wurde, war all das noch nicht einmal Zukunftsmusik. Erst ein Jahr zuvor war der Zweite Weltkrieg zu Ende gegangen, München und weite Teile des Landes lagen noch in Trümmern. «Das Team der ersten Stunde nahm seine Arbeit mit entsprechend bescheidener Ausrüstung auf», schreibt das LKA in einer Mitteilung zum Jubiläum. Die Aufgaben damals: Die Polizeidienststellen im Land beim Kampf gegen Kriminalität zu unterstützen. Eingerichtet wurden dafür ein Kriminalnachrichtendienst, ein kriminaltechnisches Laboratorium und ein kriminalwissenschaftliches Institut.
1952 dann bekam es seinen heutigen Namen – Bayerisches Landeskriminalamt – und mit den Jahren auch weitere Aufgaben. «Hatten es die Mitarbeiter in den Nachkriegsjahren beispielsweise mit Geldfälschung und mit der Suche von Vermissten zu tun, ist die Behörde heute zudem unter anderem für Ermittlungen in Bereichen der Organisierten Kriminalität, des Polizeilichen Staatsschutzes und der Cyberkriminalität zuständig», heißt es in der LKA-Mitteilung. Seit 2013 ist das LKA außerdem für interne Ermittlungen zuständig. In diesem Rahmen hat es auch die Ermittlungen gegen Dutzende Polizeibeamte des Münchner Präsidiums aufgenommen, die im Verdacht stehen, in Kokain-Geschäfte verwickelt zu sein.
Die größten Fälle des BLKA
Die 75 Jahre LKA bedeuten auch ein Stück deutsche Kriminalgeschichte: Das Landeskriminalamt ermittelte nach der Entführung des Unternehmersohns Richard Oetker 1976, nach dem verheerenden Oktoberfest-Attentat vom 26. September 1980, nach den islamistischen Terroranschlägen von Würzburg und Ansbach im Jahr 2016 – und nach dem rassistischen Attentat im Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) in München im gleichen Jahr.
1972 ermittelten die LKA-Kriminalisten gewissermaßen in eigener Sache, nachdem am 12. Mai des Jahres eine Autobombe auf dem Parkplatz im Innenhof des Landeskriminalamtes in der Maillingerstraße detoniert war. Bei dem Anschlag wurden 60 Autos zerstört, aber glücklicherweise niemand verletzt.
Das BLKA im 21. Jahrhundert
Heute unterstützen Naturwissenschaftler, Techniker und IT-Experten die Arbeit der Kriminalisten. Ein Schwerpunkt der Arbeit heute ist die Cyberkriminalität – besonders der Kampf gegen Darstellungen sexuellen Missbrauchs von Kindern. «Wir bekommen auch über die USA sehr viele Hinweise. Das ist ein Bereich, der einfach von Steigerungsraten belegt ist und wir stellen uns darauf ein», sagt Pickert. «Ich bin überzeugt, dass da mehr auf uns zukommt.»