Nach dem Anschlag auf eine Synagoge in Halle/Saale hat die Polizei ihre Präsenz vor jüdischen Einrichtungen im Freistaat erhöht. Die Bewachung durch die Polizei sei bis auf Weiteres verstärkt worden, sagte Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Donnerstag. Der Schutz jüdischer Einrichtungen habe einen sehr großen Stellenwert. «Die Schutzmaßnahmen richten sich nach der jeweiligen Gefährdung und den tatsächlichen Schutzerfordernissen.»
Bayerns Antisemitismus-Beauftragter Ludwig Spaenle (CSU) sprach nach der tödlichen Attacke in Halle/Saale von einer neuen, erschreckenden Eskalationsstufe. Antisemitische Vorfälle hätten in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen in der Zahl und in der Dimension. «Wir dürfen hier nicht zuschauen.»
Herrmann gab der AfD eine Mitverantwortung an der Tat. «Das eine sind diese schrecklichen Gewalttäter, vor denen wir uns schützen müssen. Das andere sind auch die geistigen Brandstifter, da sind in letzter Zeit auch einige Vertreter der AfD in unverschämter Weise aufgefallen», sagte der CSU-Politiker in einem Interview mit dem Rundfunk.
In Regensburg plante die Deutsch-Israelische Gemeinschaft für den Donnerstagabend eine Mahnwache vor der neuen Synagoge in der Regensburger Altstadt. Das Antifaschistische Aktionsbündnis Nürnberg rief für Samstag zu einer Demonstration gegen rechtsextremistischen Terror auf.
Am Mittwoch hatte ein mutmaßlicher Rechtsextremist am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur versucht, in der Synagoge in Halle/Saale ein Blutbad unter Gläubigen anzurichten. Der 27-jährige Deutsche scheiterte beim Versuch, die Synagoge mit Waffengewalt stürmen, wie es aus Sicherheitskreisen hieß. Danach soll der Mann vor dem Gebäude und in einem nahen Döner-Imbiss zwei Menschen erschossen und mindestens zwei weitere verletzt haben. Er wurde festgenommen.