13.11.2013

XY-Preis 2013: Münchner Schülerin unter den Preisträgern

13.11.2013, 11:35 Uhr

Seit zwölf Jahren würdigt der XY-Preis Personen, die sich auf beispielhafte Weise im Kampf gegen Kriminalität für ihre Mitmenschen eingesetzt haben. Der „XY-Preis – Gemeinsam gegen das Verbrechen“ geht in diesem Jahr an Tim Conrady (29) aus Nordenham, Paulina Hoppe (16) aus München und Christian Thöne (33) aus Bremen. Dank ihres mutigen Einschreitens konnte der Missbrauch an einer 15-Jährigen verhindert, ein Prügelopfer vor seinen Angreifern gerettet und einer Mutter das Leben gerettet werden.

Für die drei Alltagshelden hatte sich eine elfköpfige Fachjury – unter anderen mit Vertretern des Weißen Rings, der Polizeigewerkschaft und des Bundeskriminalamtes – aus rund 150 eingereichten Vorschlägen entschieden. Die drei Preise sind mit jeweils 10.000 Euro dotiert. Die Laudationes hielten die drei prominenten Paten: „SOKO Leipzig“-Chef Andreas Schmidt-Schaller, „Der Alte“ Jan-Gregor Kremp und „Der Staatsanwalt“ Rainer Hunold.

Paulina mit ihrem prominenten Laudator Rainer Hunold („Der Staatsanwalt“)

„Selbstlos und vorbildhaft“

„Durch das mutige Handeln dieser drei jungen Preisträger wurden brutale Gewalttaten verhindert und Menschenleben gerettet“, sagte Dr. Norbert Himmler, Programmdirektor des ZDF, der ebenfalls an der Verleihung im Berliner ZDF-Hauptstadtstudio teilnahm. „Dieser selbstlosen und vorbildhaften Zivilcourage gebührt größte Anerkennung. Sie alle haben menschliche Größe bewiesen und sind die wahren ‚Helden‘ unserer Gesellschaft. Ich gratuliere allen drei Preisträgern im Namen des ZDF zu der Auszeichnung mit dem ‚XY-Preis 2013′“.

Der Fall:
Die Münchner Schülerin Paulina (damals 15) ist mit Freunden auf einer Grillfeier am Isar-Ufer. An diesem Sommerabend finden dort etliche Feiern statt. Gegen 23.30 Uhr sind auf der nahen Zoo-Brücke mehrere junge Frauen und ein 22-Jähriger unterwegs, um eine von ihnen sicher zur nahen U-Bahn zu begleiten. Tatsächlich wird eine der jungen Frauen von vier jungen, aggressiven Männern plump angemacht. Es kommt zu einem kurzen Wortgefecht, als sich der 22-Jährige schützend vor sie stellt. Nachdem sie die junge Frau zur U-Bahn gebracht haben, laufen die jungen Leute der aggressiven Gruppe erneut in die Arme. Sofort prügeln und treten die vier Schläger auf den 22-Jährigen ein. Er stürzt zu Boden, dennoch lassen sie nicht von ihm ab. Obwohl viele junge Leute zu dieser Zeit auf der Brücke unterwegs sind, traut sich niemand einzugreifen.
In dem Moment nähern sich Paulina und eine Freundin, die auf dem Heimweg sind. „Wir hörten Gebrüll und sahen, dass vier Typen auf einen am Boden liegenden Mann eintraten, der sich nicht mehr bewegte. Ich habe sofort angefangen zu schreien und bin einfach losgerannt“, so die Realschülerin. Während ihre Freundin zunächst ängstlich zurückbleibt, stellt sich Paulina mutig allein vor das Opfer. „Verpisst Euch, Ihr seid feige! Zu viert auf einen. Haut ab!“, schreit Paulina. Als die Täter nicht von ihrem Opfer ablassen, wirft die junge Münchnerin ihren Körper schützend über den jungen Mann und legt seinen Kopf auf ihren Schoß. „Er war schon bewusstlos. Ich habe gehofft, dass die Typen ein Mädchen nicht treten, habe aber doch ein paar Tritte in den Rücken bekommen. Da habe ich schon Angst bekommen.“
Nun kommt auch Paulinas Freundin schreiend angelaufen, und – animiert durch Paulinas Mut – schubsen drei junge Männer die Täter weg. Die Schläger rennen zur U-Bahnstation. Doch die Polizei kommt rechtzeitig und hindert die U-Bahn am Abfahren. Die Beamten kontrollieren die Personalien. Zwei der Fahrgäste entpuppen sich später als die flüchtigen Schläger. Paulina kümmert sich bis zum Eintreffen des Krankenwagens um den Verletzten.
Bei der Polizei ist man angesichts von so viel Zivilcourage beeindruckt. Kriminalhauptkommissar Simon Burghardt, zuständig für Jugendkriminalität: „Respekt, das war einzigartig“. Die Täter – zwei sind polizeibekannte Schläger, der dritte ein speziell betreuter Intensivtäter – kommen glimpflich davon: Die beiden Haupttäter erhalten einen Monat Jugendarrest, die zwei anderen eine Woche. Dank Paulina kommt das Opfer mit einer Gehirnerschütterung und Prellungen davon. Der junge Mann sagt: „Paulina hat mein Leben gerettet“.

Begründung der Jury:
Paulina Hoppe hat in jeder Hinsicht besondere Zivilcourage bewiesen. Als die damals 15-Jährige Zeugin einer brutalen Körperverletzung wurde, folgte sie ihrem ersten Impuls und der Sorge, dass das Opfer weitere Attacken nicht überleben könnte. Während zahlreiche erwachsene Augenzeugen das Geschehen beobachteten, aber nicht eingriffen, zögerte die Schülerin keine Sekunde. Nachdem ihr Versuch gescheitert war, die Schläger verbal von weiteren Angriffen abzubringen, warf sich Paulina Hoppe über das bereits bewusstlose Opfer und schirmte selbstlos weitere Tritte mit ihrem Körper ab. Ihrem Mut und ihrer Courage ist es zu verdanken, dass sich auch andere Passanten schließlich durchringen konnten, den Tätern Einhalt zu gebieten. Auch und gerade wegen Paulina Hoppes jugendlichem Alter ist ihr Einsatz für einen ihr völlig fremden Menschen umso höher zu bewerten. Die Jury zollt Paulina Hoppe dafür größte Anerkennung.

Am 13. November 2013 begrüßt Rudi Cerne die drei Preisträger in der ZDF-Sendung“Aktenzeichen XY…ungelöst“ live im Studio. Gestiftet wird der Preis von der „Kaspersky Labs GmbH“, Partner des XY-Preises 2013.

ms, Material ZDF, Bilder: Copyright ZDF/Jürgen Detmers

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