14.03.2016

Geblitzt: Wolf im Landkreis Starnberg fotografiert

Die Aufnahme wurde bei der routinemäßigen Kontrolle der automatischen Kamera entdeckt und aktuell dem Landesamt für Umwelt zur Auswertung übermittelt. Das Tier weist wolfstypische Merkmale hinsichtlich Färbung und Proportionen auf, die es eindeutig von einem Hund unterscheiden. Weitere Bilder eines wolfsähnlichen Tieres liegen vor, können aber aufgrund mangelnder Qualität nicht zweifelsfrei einem Wolf zugeordnet werden.

Die Behörden, Interessenverbände und Nutztierhalter vor Ort wurden informiert. Das LfU tauscht sich darüber hinaus intensiv mit der Kreisgruppe Starnberg des Bayerischen Jagdverbandes aus.

Fakten über den  „Canis Lupus“ – hätten Sie’s gewusst?

Wo in Deutschland und Europa leben Wölfe?

Seit 1996 leben in Deutschland wieder Wölfe. Derzeit sind 31 Rudel nachgewiesen (Stand: April 2015). Außerhalb des Kernvorkommens in der Lausitz gibt es Rudel in der sächsischen Schweiz, in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen. Wolfspaare und standorttreue Einzeltiere wurden in Brandenburg und Mecklenburg- Vorpommern, dort auch an der Grenze zu Niedersachsen, nachgewiesen.

In den italienischen und französischen Südalpen haben sich mittlerweile grenzüberschreitend etwa 40 Wolfsfamilien mit 200 bis 250 Tieren etabliert. Von diesem Wolfsvorkommen wandern immer wieder einzelne Wölfe nach Norden und Osten in den Alpenbogen hinein. 2014 waren in der Schweiz etwa 25 Wölfe anwesend. 2010 wurden in Österreich Wölfe aus drei verschiedenen Ursprungspopulationen (Südalpen, Dinaren, Karpaten-Baltikum) genetisch nachgewiesen.

Derzeit leben in Europa zwischen 10.000 und 15.000 Wölfe. Die größten Populationen gibt es im Balkangebiet (3.900 Tiere), in den Baltischen Ländern (4.300 Tiere), den Karpaten (3.000 Tiere), in Spanien (2.500 Tiere), gefolgt von Italien mit 600 bis 800 Tieren sowie Finnland, Schweden und Frankreich mit je 150 bis 250 Tieren. Auch in einigen Nachbarländern Bayerns leben Wölfe, zum Beispiel in Österreich, der Schweiz und in Tschechien.

Wölfe in Bayern – was bedeutet das?

Nach Bayern können jederzeit einzelne Wölfe zu- oder durchwandern – sowohl aus dem Nordosten Deutschlands als auch aus dem Alpenbogen. Vor allem junge Rüden wandern auf der Suche nach einem eigenen Territorium sehr weite Strecken. So ist beispielsweise ein mit einem Sender markiertes Tier innerhalb von sechs Monaten von der Oberlausitz nach Weißrussland gelaufen – eine Distanz von 850km Luftlinie. In Bayern ist 2006 bei Starnberg ein junger Rüde überfahren worden – genetische Nachforschungen ergaben, dass dieses Tier aus einem Rudel nahe Nizza stammte.

Ist es möglich, dass sich in Bayern dauerhaft Wölfe ansiedeln?

In Bayern gibt es derzeit keinen Nachweis auf die dauerhafte Anwesenheit von Wölfen. Bis heute konnten sicher folgende Einzeltiere nachgewiesen werden: 2006 wurde bei Starnberg ein junger, durchwandernder Rüde aus dem Mittelmeerraum überfahren; ein Wolf französischer Herkunft hielt sich 2010 im Großraum Mangfallgebirge/Tirol auf. Im Dezember 2011 wurde am Schneeberg im Fichtelgebirge ein Wolf von einer automatischen Kamera fotografiert. Anhand von genetischen Untersuchungen konnte dieses Tier der deutsch-westpolnischen Population zugeordnet werden. 2014 gab es drei Nachweise bei Brannenburg im Landkreis Rosenheim, bei Dorfen im Landkreis Erding und bei Oberstdorf im Landkreis Oberallgäu. Genetische Analysen zeigten, dass es sich bei den Nachweisen von Brannenburg und Oberstdorf um zwei verschiedene, männliche Tiere handelte. 2015 wurden bislang einzelne Wölfe in den Landkreisen Rottal-Inn, Ebersberg, Regen, Miesbach und Cham nachgewiesen.

Wölfe lassen sich dort nieder, wo sie ausreichend Nahrung finden und genügend Rückzugsmöglichkeiten haben. Große Waldgebiete bieten wahrscheinlich die besten Lebensbedingungen.

Bayerisches Landesamt für Umwelt

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