Im wohl größten Wirtschafts-Skandal der letzten Jahrzehnte startet heute um 9 Uhr in München der Prozess: dem Wirecard Skandal. Die Staatsanwaltschaft wirft dem früheren Vorstandschef Braun und zwei Mitangeklagten vor, Milliarden erschwindelt zu haben. Dafür sollen sie die Konzernbilanzen gefälscht haben.
Bereits seit 2015 wurden dem Unternehmen Ungereimtheiten in den Bilanzen vorgeworfen. Wirecard stritt das ab – ebenso wie zuständige Aufsichtsbehörde vom Bund, Bafin. Im Juni 2020 sollte Wirecard dann den bereits mehrfach verschobenen Jahresabschluss veröffentlichen. Der wurde dann aber nochmal verschoben – denn in der Bilanz fehlten 2 Milliarden Euro. Wirecard gab an, dass das Geld bei einer Bank auf den Philippinen sei. Die hatte aber nie Geschäfte mit dem Unternehmen gemacht. Die Folge: der Skandal kam ans Licht, die Aktie stürzte ab. Wirecard Chef Markus Braun trat zurück, wenig später wird er verhaftet. Und Wirecard meldet Insolvenz.
Als Hauptverdächtiger in dem Fall gilt der ehemalige Finanzvorstand Jan Marsalek. Der setzte sich aber ins Ausland ab, bevor die Auswirkungen des Skandals öffentlich wurden. Die Ermittler vermuten, dass sich Marsalek derzeit in Moskau aufhält. Die Staatsanwaltschaft hatte Russland vor ein paar Monaten aufgefordert, Marsalek auszuliefern, aber ohne Erfolg. Er wird deshalb weiter per internationalem Haftbefehl gesucht.
Ein schnelles Urteil wird es definitiv nicht geben. 100 Verhandlungstage sind angesetzt, vor 2024 wird kein Abschluss erwartet. Allein der Anklagesatz, der heute vorgelesen wird, umfasst 90 Seiten.