Bild: Frank Leonhardt/Archiv
25.02.2016

Hopfen und Malz verloren?

14 beliebte Biermarken sollen nach einer Studie des Umweltinstituts München mit dem Pestizid Glyphosat belastet sein. Des Bayern heilige Kuh wird am Tag nach der traditionsreichen Starkbierprobe auf dem Nockherberg durch einen Umweltskandal erschüttert: Beliebte bayerische Biere wie Paulaner, Erdinger, Augustiner und Franziskaner sind unter den Biermarken, die postiv auf eine Pestizid-Belastung getestet wurden. Und das im Jahr des 500. Geburtstages des Reinheitsgebots!

Glyphosat zum Geburtstag des Reinheitsgebots?

Glyphosat ist das am meisten in der Landwirtschaft verwendete Pestizid und nach Einstufung der Weltgesundheitsorganisation „wahrscheinlich krebserregend“. Alle getesteten Bier (Liste und ausführliche Untersuchung als pdf-Download des Umweltinstitut München) haben das Pestizid in mehr oder weniger großer Konzentration enthalten.

Die Brauereien seien nun verpflichtet, den Weg des Glyphosats in das fertige Produkt Bier nachzuverfolgen und zu erklären, fordern die Biologen des Umweltinstituts. Die Bundesregierung sei angehalten, auf europäischer Ebene, wohl bereits bei einer Abstimmung im März, gegen die Verwendung von Glyphosat in der Landwirtschaft zu stimmen.

Der Deutsche Brauer-Bund kündigte eine Stellungnahme bis zum Mittag an.

Marike Kolossa, Leiterin des Fachgebiets gesundheitsbezogene Umweltbeobachtung im Umweltbundesamt, sagte dazu, da nach wie vor zwischen Experten nicht abschließend geklärt sei, ob Glyphosat Krebs beim Menschen erregen könne, sei eine Belastung des Menschen «nicht wünschenswert».

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hingegen sieht keine Gefahr für die Gesundheit der Verbraucher. Glyphosatrückstände in Bier seien aus wissenschaftlicher Sicht plausibel und grundsätzlich erwartbar, da Glyphosat ein zugelassener Pflanzenschutzmittelwirkstoff sei. Selbst die höchsten Werte von rund 30 Mikrogramm pro Liter seien jedoch so niedrig, dass die rechnerisch resultierende Aufnahmemenge bei einem Erwachsenen mehr als 1000-fach niedriger liegen würde als die derzeit als unbedenklich geltenden Aufnahmemengen, teilte das BfR auf Anfrage mit. «Um gesundheitlich bedenkliche Mengen von Glyphosat aufzunehmen, müsste ein Erwachsener an einem Tag rund 1000 Liter Bier trinken.»

Das Umweltinstitut hatte zunächst mit der sogenannten Elisa-Methode messen lassen, die zwar bei niedrigen Werten anspricht, aber nicht unumstritten ist. Die drei Biere mit Werten ab 20 Mikrogramm pro Liter waren mit der weniger sensiblen LC-MS/MS-Methode gegengecheckt worden, die Werte bestätigten sich. Mit der Elisa-Methode gemessene und dann mit der LC-MS/MS-Methode bestätigte höhere Werte können als nachgewiesen gewertet werden, sagte Kolossa. Sie berichtete auch, dass bei Studien mit Studenten in den vergangenen 15 Jahren die Belastung mit Glyphosat im Urin gestiegen ist.

teilw. dpa-infocom

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