Eine große Delegation des Münchener Landtags nahm am Freitag an der jährlichen Feierstunde im Senat, der zweiten Kammer des tschechischen Parlaments, in Prag teil. Landtagspräsidentin Barbara Stamm würdigte die Einladung als keineswegs selbstverständlich. «Ich weiß, dass es viele von Ihnen auch Überwindung gekostet hat, denn Ihre Heimat hat unter den Verbrechen der Nationalsozialisten früh und ganz besonders gelitten», sagte die 72 Jahre alte CSU-Politikerin in ihrer Ansprache.
Auf dem weiteren Programm standen Kranzniederlegungen im ehemaligen KZ-Außenlager Leitmeritz, das dem oberpfälzischen KZ Flossenbürg angegliedert war, sowie in der Gedenkstätte Theresienstadt. Stamm wertete das gemeinsame Erinnern als eine «große Geste der Versöhnung». Jahrzehntelang hatte der Streit um die Nachkriegsvertreibung der Sudetendeutschen die Beziehungen zwischen München und Prag überschattet.
Hitler-Deutschland hatte die Tschechoslowakei mit dem Münchner Viermächteabkommen vom September 1938 zerschlagen. Im März 1939 marschierte die deutsche Wehrmacht in Prag ein. Von den mehr als 81.000 aus dem sogenannten «Protektorat Böhmen und Mähren» deportierten Juden überlebten nur rund 10.500 den Holocaust.