Riesenschlangen: Ende Juni rief die Zollfahndung die Auffangstation für Reptilien um Hilfe, da in einem Kleintransporter mehrere Terrarien und Kisten mit Schlangen aufgefunden wurden. Es konnten keine artenschutzrechtlichen Dokumente zu den Tieren vorgelegt werden. Zudem waren die Schlangen nicht tierschutzkonform für den Transport verpackt, sondern teilweise direkt in den Terrarien und eine sogar frei im Transporter unterwegs.
Gegen 4:00 Uhr in der Nacht wurden die RAS per Notdiensttelefon über den Fund informiert. Gegen 7:00 Uhr startete das Ausladen des komplett voll beladenen Kleintransporters. Zehn Schlangen konnten recht zügig in Transportkisten und Terrarien sichergestellt werden. Die elfte Schlange war aber nicht aufzufinden. Bei der vermissten Schlange sollte es sich um eine adulte Boa constrictor handeln.
Nachdem alle Materialien ausgeladen, Teile der Verkleidung des Transporters abmontiert und mithilfe einer Endoskopkamera die Hohlräume des Rahmens des Fahrzeuges durchsucht waren, wurde das Tier schließlich über der Beifahrerkabine im Rahmen entdeckt. Nach gut einer weiteren Dreiviertelstunde und mit viel Geduld konnte die Riesenschlange dann endlich aus ihrem Versteck befreit werden. Gegen 10:30 Uhr waren dann alle Schlangen untersucht und versorgt.
Alle elf Riesenschlangen, Boa constrictor, Python regius und Acranthophis dumerili, werden nun in der Reptilienauffangstation verwahrt und versorgt. Wie immer wird nicht die Auffangstation entscheiden was mit den Tieren passiert, sondern erst nach Freigabe der Behörden können die Tiere eventuell weitervermittelt werden. Sowohl Schweizer Behörden, als auch deutsche Behörden sind in diesen Fall involviert.
Der Besitzer der Schlangen hatte wohl, aufgrund einer bevorstehenden, behördlichen Kontrolle seiner Reptilienhaltung in der Schweiz fluchtartig versucht, seine Tiere in „Sicherheit“ zu bringen. Dies geschah allerdings auf Kosten der Gesundheit der Tiere. Denn einen Transport in einem Terrarium, mit schweren Gegenständen, birgt ein erhebliches Verletzungsrisiko. Ebenso waren die Tiere nicht gut genug gegen Ausbruch gesichert, weswegen, glücklicherweise nur eine Boa, frei im Wagen unterwegs war.
Den Tieren geht es den Umständen entsprechend gut und sie befinden sich weiter in der Quarantänehaltung der Reptilienauffangstation, sind also momentan noch nicht zur Vermittlung freigegeben.
Anders die gut 200 weiteren Riesenschlangen in der Auffangstation. Vor allem Königspythons, Abgottschlangen, Madagaskarboas, Tiger- und Netzpythons suchen dringend neue fachkundige Halter. Gerne bei Interesse über www.reptilienauffangstation.de näher informieren.
Die Auffangstation für Reptilien, München e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, der 2001 gegründet wurde. Mit jährlich über 1.200 geretteten und weitervermittelten Tieren sind wir Deutschlands größte Auffangstation für exotische Heimtiere. Die Aufklärung der Bevölkerung über die hohen Ansprüche vieler Arten ist dabei ebenso wichtig wie die Zusammenarbeit mit den Behörden, anderen Tierhalteeinrichtungen und der Politik. Die speziell geschulten Tierpfleger, Tierärzte und Biologen sorgen mit ihrer wissenschaftlich fundierten Arbeitsweise für eine nachhaltige Verbesserung der Haltungsbedingungen von Reptilien und anderen Exoten in ganz Deutschland.