Den emotionalen Auftritt ließen sich Manuel Neuer, Thomas Müller & Co. bei ihrem einzigartigen Pressekonferenzbesuch nicht entgehen. Mit den scheidenden Kollegen Franck Ribéry, Robben und Rafinha wollen sie mit aller Macht Meisterschaft und Pokalsieg feiern.
«Wenn ich jetzt darüber spreche, bekomme ich schon Gänsehaut», sagte Robben vor dem Finale um die Schale am Samstag gegen Eintracht Frankfurt. «Ich habe ein letztes Spiel bei der Nationalmannschaft schon erlebt. Du hast so viel Adrenalin und ein gutes Gefühl und willst es allen zeigen – und jetzt auch.»
Gerade der hochehrgeizige Robben würde so viel dafür geben, der entscheidende Mann im Titelkampf zu sein. «Ich habe das Spiel am Samstag schon dreimal in meinem Kopf gespielt. Das wäre natürlich der absolute Hammer», sagte der Niederländer. Und es würde eine Ära glanzvoll beschließen: Pass Ribéry, Tor Robben, Meister Bayern. Doch wahrscheinlicher ist, dass zwei Hauptdarsteller einer glorreichen Ära ebenso wie Rafinha erst einmal auf der Bank sitzen.
Die Zukunft ist bei allen dreien offen, Musterprofi Robben hält damit aktuell sogar die Familie auf Trab. «Meine Frau würde es auch gerne anders sehen. Ich bin eigentlich spät dran, aber das hat mit dieser Verletzung zu tun gehabt», sagte der fünf Monate verletzt fehlende Niederländer am Dienstag auf einer Pressekonferenz des deutschen Fußball-Rekordmeisters, «ich hoffe, dass ich in ein oder zwei Wochen eine Entscheidung treffe, ich kann aber nichts versprechen.» Am wahrscheinlichsten scheint eine Rückkehr nach Holland, aber auch ein Karriereende schloss der 35-Jährige nicht aus. Wenngleich er dabei lächelte. Robben und kein Fußball – noch unvorstellbar!
Zehn Jahre war Robben eine Bereicherung für Club und die Bundesliga, zusammen mit Ribéry prägte er «die erfolgreichste Dekade des FC Bayern mit fantastischem Fußball», wie es Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hervorhob. Rafinha ist schon seit 2011 im Verein. «Ich habe nicht gedacht, dass ich solange in Deutschland bleibe», sagte der Brasilianer, der 2005 zu Schalke kam. Von seiner «Mama» bekam er vor der Pressekonferenz den Auftrag, allen «Danke» zu sagen. Neuer, Müller, Ribéry, Robert Lewandowski, Thiago, David Alaba und Renato Sanches umarmten den langjährigen Philipp-Lahm-Backup nach seinem Auftritt.
Robben huschte ein erstauntes «Wow» über die Lippen, als er den Andrang der Medienvertreter sah. Der Turbodribbler mit dem besonderen linken Fuß sprach über Höhen und Tiefen seiner Bayern-Zeit und würdigte den Wechsel im Jahr 2009 von Real Madrid an die Säbener Straße als «den besten Schritt in meiner Karriere. Es war der beste und wichtigste Transfer.»
Wie sehr «Robbery» vom Publikum verehrt wird, wurde beim Heimspiel vor zwei Wochen gegen Hannover deutlich. Robbens Ehefrau Bernadien zückte beim Jubelsturm gleich ihr Handy für ein Erinnerungsfilmchen. Am Samstag wird es noch emotionaler werden.
Die Beziehung zwischen Robben und den Münchner Fans wurde aber zeitweise auch auf eine harte Probe gestellt. Beim Vize-Triple 2012 verschoss er nicht nur einen Strafstoß gegen Dortmund, sondern verballerte auch in der Verlängerung beim «Finale dahoam» der Champions League gegen Chelsea vom Punkt. Pfiffe von den eigenen Fans musste er später ertragen.
«Ich habe das schon 100-mal erzählt. Man kann ein Buch schreiben von Misserfolg zum größten Erfolg», sagte Robben, der in dieser Saison fünf Monate verletzt fehlte. Sein 2:1-Siegtreffer im Königsklassen-Endspiel am 25. Mai 2013 im Londoner Wembley-Stadion gegen den BVB wird für immer in den Herzen der Bayern-Fans bleiben.