Kommenden Monat heißt es für Eisbärin Quintana: Pfiat di München! Für die Dreieinhalbjährige, die am 21. November 2016 in Hellabrunn geboren wurde, geht es dann in den Zoo de La Flèche im Westen Frankreichs. „Um Quintana einen möglichst reibungslosen und entspannten Umzug zu ermöglichen, geben wir den exakten Termin ihres Weggangs nicht bekannt“, erklärt Tierparkdirektor Rasem Baban. Damit die Eisbärin die Transportkiste freiwillig für ihre Reise betritt und um den Stress für das Tier so gering wie möglich zu halten, werden die Tierpfleger mit Quintana im Vorfeld ein spezielles Kistentraining durchführen. Dadurch hat sie Zeit, sich behutsam an ihre Transportbox zu gewöhnen und zu lernen, dass diese keine Gefahr für sie darstellt. Eine Narkose, die immer mit einem gewissen Risiko verbunden ist, kann dadurch vermieden werden.
In La Flèche erwartet Quintana eine moderne und großzügige Eisbärenanlage sowie ein junger Spielgefährte in ihrem Alter: ein Eisbärenmännchen namens Aron aus Tallin. Aus genetischer Sicht geben die beiden ein perfektes Paar ab. Mit ihren dreieinhalb Jahren sind Quintana und ihr künftiger Mitbewohner aber noch nicht geschlechtsreif. Sie haben also genügend Zeit, um sich zunächst in aller Ruhe zu beschnuppern. Mit etwa fünf bis sechs Jahren könnte Quintana dann erfolgreich gedeckt werden. Zum Vergleich: Mutter Giovanna, die am 28. November 2006 im italienischen Fasano geboren wurde, hatte mit sieben Jahren zum ersten Mal Junge bekommen. Sie hat vorerst für ausreichend Nachwuchs gesorgt.
Für die Bestände von besonders seltenen oder bedrohten Tierarten wird europaweit ein Zuchtbuch koordiniert. Ziel ist immer, einen gesunden Bestand in Zoos zu gewährleisten, der nicht miteinander verwandt ist. Dafür hat der Koordinator des jeweiligen Europäischen Erhaltungsprogramms eine Übersicht über alle verfügbaren Individuen und deren Stammbäume, auf deren Basis er Zucht- und Tauschempfehlungen ausspricht.
„Quintana ist ein echter Publikumsliebling. Ihre liebevolle und verspielte Art wird fehlen. Doch auch im natürlichen Lebensraum ist es üblich, dass Mutter und Nachwuchs zu gegebener Zeit getrennte Wege gehen. Zudem soll sie die Möglichkeit bekommen, eines Tages eine eigene Familie zu gründen“, so die zoologische Leiterin Beatrix Köhler. „Da Eisbären in europäischen Zoos in den letzten Jahren sehr erfolgreich nachgezüchtet werden konnten, wird in Hellabrunn hingegen vorerst eine gleichgeschlechtliche Gruppe entstehen: Giovanna wird in Zukunft mit zwei weiteren Eisbären-Weibchen zusammenleben. Denn für jedes neugeborene Jungtier muss über kurz oder lang ein neues Zuhause in einer zoologischen Einrichtung gefunden werden. Wenn der Platz knapp wird, müssen Zoos verantwortungsvoll handeln. In der Hellabrunner Weibchen-Gruppe können somit Eisbären-Damen aufgenommen werden, die dringend ein neues Zuhause benötigen. Das ist beispielsweise auch bei den Hellabrunner Giraffen der Fall. Hier leben fünf Giraffen-Weibchen zusammen. Das Zusammenleben in solchen Bachelorette-Gruppen verläuft in der Regel sehr harmonisch und ist auch in der Natur zu beobachten.“