Jogger und Radfahrer nutzen den Platz für eine Runde Frühsport, während bereits auf den Bierbänken bei der „Kaffee Alm“ sich die ersten Besucher in der Sonne Cappuccino und Crêpes schmecken lassen: Die Theresienwiese ist am Morgen des ursprünglich geplanten Wiesn-Starts weitgehend leer geblieben.
Normalerweise wäre der Run zum Anstich auf die Plätze in einem der Festzelte riesengroß gewesen, stattdessen herrscht am Samstag um die gleiche Zeit weitgehend Ruhe. In diesem Jahr ist nun mal vieles anders – auch die Wiesn ist wegen Corona abgesagt worden.
Auf der Theresienwiese gilt am Samstag seit 9.00 Uhr ein Alkoholverbot, um wilde Ersatzfeiern für die ausgefallene Wiesn zu verhindern. Eine Stunde vorher nutzte noch ein kleines, teilweise in Tracht gekommenes Grüppchen auf den Treppen zur monumentalen Bavaria-Statue die Gelegenheit, um mit Masskrügen anzustoßen. Währenddessen bildete sich links zu ihren Füßen bereits eine kleine Schlange vor der Corona-Teststation. Ansonsten: Alles ruhig.
München hatte am Freitag den Warnwert von 50 Corona-Neuinfektionen je 100 000 Einwohnern binnen einer Woche überschritten. Die Stadt befürchtet, dass sich viele zu bierseligen Ersatzpartys treffen könnten und hat auch für andere bekannte Party-Hotspots ein Alkoholverbot erlassen.
Statt Wiesn-Musik und Anstich haben Klimaschützer auf der Theresienwiese friedlich demonstriert. Sie zogen am Samstag mit mehr als 100 Teilnehmern auf das Gelände. Zum bunten Tross gehörten unter anderem eine elektrische Kutsche, auf der junge Frauen in Tracht tanzten, ein Esel, Bäume in Bollerwagen, als Kühe verkleidete Menschen und Kinder auf Fahrrädern. Veranstalter der Kundgebung war das Netzwerk Klimaherbst, das dazu unter dem Motto „Einzug der Klimaheld*innen“ aufgerufen hatte.
Auf dem Festgelände schrieben die Demonstrierenden – begleitet von Festmusik – ihre Ideen von mehr Tierschutz über Klimagerechtigkeit bis zu einer sozialeren und ökologischeren Zukunft mit Kreide auf den Asphalt. Die Teilnehmer trugen großenteils Mund-Nasen-Schutz und achteten auf Abstände.
Anfang der Woche soll sich ein Krisenstab treffen. Reiter sagte dem Bayerischen Rundfunk: „Ich glaube nicht, dass wir weitergehende Maßnahmen schon am Montag treffen werden. Sondern da müsste schon der Wert entweder deutlicher steigen oder über längere Zeit über 50 bleiben. Das werden wir erst Mitte der nächsten Woche, Ende der nächsten Woche sehen.“ Dann würden die nächsten Entscheidungen getroffen.
Die sogenannte „WirtshausWiesn“ soll trotzdem in mehr als 50 Gaststätten in München stattfinden. Teilweise mit Anstich, Livemusik und Tracht. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hatte stets zur strikten Einhaltung der Regeln aufgerufen und betont, es werde engmaschig kontrolliert.