Freude in Hellabrunn: Im Münchner Tierpark wurden Anfang April zwei Weißschwanz-Stachelschweine geboren. Sie sind der erste Zwillingsnachwuchs bei den Stachelschweinen.
Nach der gestrigen tierärztlichen Erstuntersuchung stehen jetzt das Geschlecht, Gewicht und natürlich auch die Namen der stacheligen Zwillinge fest. Besonders gern liegen beide zusammen mit den Eltern tagsüber in der Baumhöhle auf der Anlage.
Die beiden heißen Xüßer und Xenf, zwei Brüder die mittlerweile rund 4 Kilo schwer sind.
Beim Zeitpunkt der Geburt sind die Stacheln noch sehr weich und beginnen erst nach zwei Wochen auszuhärten. Da der Bauchbereich vor allem bei jungen Tieren sehr empfindlich ist, hat man sich auch in diesem Jahr in Hellabrunn für eine spätere Erstuntersuchung entschieden.
Die Zwillinge waren eine morgendliche Überraschung, wie Carsten Zehrer, Leiter der Zoologischen Abteilung und Kurator in Hellabrunn weiß:
„Die Kolleginnen und Kollegen aus der Tierpflege in diesem Bereich entdeckten die beiden Jungtiere bei der morgendlichen Kontrolle im Innenbereich. Ab diesem Zeitpunkt wurden die Tiere auch entsprechend in Ruhe gelassen. Die zuständigen Pflegerinnen und Pfleger ziehen sich dann mit Absicht zurück und beobachten trotzdem genau, wie die Jungtiere sich entwickeln und wie die adulten Tiere sich gegenüber den Jungen verhalten. Da das der zweite Nachwuchs ist, haben wir schnell feststellen können, dass beide Elterntiere sich wieder vorbildlich um ihren Nachwuchs gekümmert haben – was für uns immer eine große Erleichterung ist. Stachelschweine nehmen ihren Nachwuchs bei der Futtersuche, aber auch beim Schlafen in den ersten Monaten meist zwischen sich, um den Jungtieren optimalen Schutz bieten zu können“,
so Zehrer zu dem Verhalten der Tiere.
Ein Mythos der sich bei den Tieren hartnäckig hält, ist die Annahme, sie würden bei Gefahr ihr Stacheln auf ihre Gegner schießen. Falsch! Stachelschweine haben kein sehr ausgeprägtes Sehvermögen, sie orientieren sich mit den empfindsamen Nasen und Ohren. Bei Gefahr stellen die Tiere die langen Deckstacheln auf, um größer zu wirken und potenzielle Feinde einzuschüchtern.
Neben dieser Verteidigungsstrategie nutzen die Tiere zusätzlich auch die kleinen, hohlen Stacheln am Hinterteil, um rasselnde Geräusche erzeugen, die Feinde abschrecken sollen. Hilft auch das nicht, bewegen sie sich rückwärts auf den Feind zu und rammen ihre Stacheln in den Körper des Angreifers. Die Stacheln bestehen, genauso wie menschliche Fingernägel oder Haare, aus Keratin. Die Stachelschwein-Zwillinge sind je nach Wetterlage immer öfter auf der Stachelschwein-Anlage gegenüber der Hellabrunner Giraffensavanne zu sehen.