«Ich weiß noch genau, wie ich als kleiner Junge zusammen mit meinem Großvater in München die WM im Fernsehen gesehen habe. Niemals hätte ich mir träumen lassen, dass ich einmal in einer Reihe stehe mit den Spielern, die ich damals habe jubeln sehen», sagte der WM-Kapitän des Jahres 2014.
Die Auszeichnung für Lahm wurde im Saal Harmonie der Frankfurter Messe zum emotionalen Höhepunkt des Außerordentlichen DFB-Bundestages. Die Delegierten applaudierten stehend, als der 34-Jährige zudem zum Botschafter für die deutsche EM-Bewerbung 2024 ernannt wurde.
Im grauen Anzug und mit schwarzer Krawatte saß Lahm in der ersten Reihe und lauschte sichtlich bewegt der Laudatio von Joachim Löw. «Du bist ein Vorbild, zu dem andere aufschauen. So warst du ein ganz wichtiger Faktor für die tolle Entwicklung der Nationalmannschaft über mehrere Jahre», betonte Löw und bezeichnete seinen früheren Musterschüler aufgrund der Erfolge als «Weltfußballer des Jahrzehnts.» Niemand habe so konstante Leistungen gezeigt. «Wir sind alle stolz auf dich. Danke für alles, Philipp!», sagte Löw.
Der Bundestrainer hob in einer emotionalen Dankesrede an seinen früheren Kapitän auch die großen Fähigkeiten Lahms über den Profisport hinaus hervor. «Du warst nicht nur ein Anführer, ein Leader, ein verantwortungsvoller Kapitän, sondern auch ein ganz besonderer Mensch», sagte Löw.
Lahm ist nach Fritz Walter, Uwe Seeler, Franz Beckenbauer, Lothar Matthäus und Jürgen Klinsmann der sechste Ehrenspielführer in der DFB-Geschichte. «Seit 2006 waren wir immer mindestens im Halbfinale bei Welt- und Europameisterschaften. Ein Spieler ist vielleicht dann doch das Gesicht der goldenen Generation und ganz bestimmt der Weltmeister-Elf 2014, Philipp Lahm», sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel.
Lahm bestritt 113 Länderspiele, sein letztes beim 1:0-Sieg nach Verlängerung im WM-Finale 2014 gegen Argentinien, nachdem er den goldenen WM-Pokal im legendären Maracana in den Abendhimmel von Rio de Janeiro recken konnte. Seine Profi-Karriere beendete Lahm in diesem Sommer mit seinem achten deutschen Meistertitel beim FC Bayern München.
«Ehrenspielführer – für mich bedeutet diese Auszeichnung, nicht nur Ehre, sondern auch Verpflichtung und Auftrag. Fußball ist Allgemeingut und das muss es auch bleiben», sagte Lahm in seiner Dankesrede. «Es ist an uns, die Werte, für die Fußball stehen kann, in die Öffentlichkeit zu tragen. 1990 hießen die Spieler, denen ich zugejubelt habe, Lothar und Jürgen. Heute heißen die Spieler Mesut und Jérôme. Die Nationalmannschaft spiegelt die Gesellschaft und die Vielfalt Europas wider.»