Bereits am frühen Vormittag hatten sich gestern mehrere tausend Teilnehmerinnen und Teilnehmer der großen Kundgebung unter dem Motto „Stoppt die Heizungsideologie“ auf dem Erdinger Volksfestplatz eingefunden. Mit dem Gebäudeenergiegesetz will die Bundesregierung schon 2024 endgültig den Abschied von Öl- und Gasheizungen einläuten. Es soll möglichst jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Auch staatliche Förderungen sind dafür geplant.
Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nutzte die Kundgebung, um mehrfach insbesondere die Grünen und die Ampel-Parteien zu attackieren. Er wurde während seiner Rede mehrfach hefig ausgebuht. Man sage Ja zum Klimaschutz, «aber Nein zu diesem Heizungsgesetz», sagte Söder. Klimaschutz sei wichtig, aber er müsse gemeinsam mit den Bürgern vorangetrieben werden, nicht mit einer «Brachialkur» wie von den Grünen. Beim Heizungstausch brauche es deutlich längere Fristen, forderte er, und alle Rentner sollten von der Pflicht befreit werden. Söder wäre für den Klimaschutz, aber gegen das Heizungsgesetz. Der Klimaschutz soll gemeinsam mit den Bürgern vorangetrieben werden und nicht gegen sie.
Die bürgerliche Mitte hat nichts mit AfD, hat nichts mit Anti-Demokraten zu tun
Markus Söder
Monika Gruber musste mehrfach um Respekt für Söder bitten.
Wenn die Bundesregierung einen Funken Anstand hätte, würde sie zurücktreten, sagte er und sprach von «Berliner Chaoten», die das Land spalten wollten.
Jetzt ist der Punkt erreicht, wo endlich die schweigende große Mehrheit dieses Landes sich die Demokratie wieder zurückholen muss und denen in Berlin sagen: Ihr habt’s wohl den Arsch offen da oben
Hubert Aiwanger
Erding zeigt heute auf den Punkt, warum die Strategie, den Rechten nach dem Mund zu reden, nicht funktioniert
Grünen-Bundesvorsitzende Ricarda Lang auf Twitter
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) warf Söder vor, mit seiner Teilnahme «Fakenews» zur Heizung zu bestätigen:
Er ist Kronzeuge der Ignoranten, die ihn dann verspotten und AfD wählen.
In der Spitze waren nach Schätzungen der Polizei bis zu 13.000 Personen vor Ort. Begleitet wurde das hohe Besucheraufkommen durch erhebliche Verkehrsbehinderungen auf den An- und Abfahrtswegen. Aufgrund der Verkehrsauslastung wurde die Ausfahrt Erding Nord der naheliegenden Flughafentangente vorübergehend gesperrt. Trotz einer Vielzahl von Falschparkern im gesamten Umfeld des Versammlungsgeländes gelang es, die Rettungswege durchgehend freizuhalten.
Ich freue mich über den durchgehend friedlichen Verlauf der heutigen Versammlungen und das besonnene Verhalten weitgehend aller Teilnehmenden.
Polizeidirektor Rainer Kroschwald
An einem Demonstrationszug „Stoppt die Ampelregierung“ in der Erdinger Innenstadt nahmen etwa 1.100 Menschen teil, bei der angemeldeten Versammlung „Gruber bleib bei Deinen Leisten“ konnten zehn Teilnehmerinnen und Teilnehmer festgestellt werden. An einem Infostand der AfD fanden sich in der Spitze etwa 150 Personen ein.
Mit organisiert wurde die Kundgebung von der Kabarettistin Monika Gruber, die offenbar maßgeblich für den großen Zulauf sorgte – und am Samstag sogleich eine Demo in München in Aussicht stellte.
Wir haben heute eine Duftmarke gesetzt und der Protest geht weiter. Und als Nächstes sind wir auf der Theresienwiese und dann sind wir fünfzig-, siebzig-, hunderttausend Leute
Monika Gruber