An mehreren Orten in München und im Großraum München seien wegen Hagels viele Autoscheiben und Dachfenster zu Bruch gegangen, sagten Sprecher von Polizei und Feuerwehr. Häuser stünden wegen der Schäden unter Wasser. Zudem seien zahlreiche Bäume entwurzelt worden, Äste wurden auf Autos oder Straßen geweht. Im Stadtgebiet mit Schwerpunkt im Westen zählte die Feuerwehr gut 550 Einsätze, im Landkreis mehr als 100. Besonders viel los gewesen sei in Garching, Oberschleißheim und Unterschleißheim. Dort wurde das Volksfest nach Angaben eines Sprechers der Leitstelle geräumt – die Besucher kamen vorübergehend in einer Schule unter. Fast überall waren die Gewitter nach wenigen Minuten vorbei.
Mindestens drei Menschen seien nach ersten Erkenntnissen im Bereich Germering und Puchheim leicht durch Hagelschlag verletzt worden, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord. Auf dem Ammersee und dem Starnberger See kenterten mehrere Boote. Der Sprecher berichtete von örtlichem Hagel in Golfballgröße – vereinzelt hätten Anrufer von Tennisballgröße, also von mehr als sechseinhalb Zentimeter Durchmesser, gesprochen.
Nördlich von München erfasste ein Regenradar des Deutschen Wetterdienstes in einer Wolke einen Eisanteil von bis zu acht Zentimetern, wie ein Sprecher am späten Abend erklärte. Was bedeuten könne, dass entweder einzelne Hagelkugeln einen Durchmesser von bis zu acht Zentimetern hatten oder beispielsweise acht Hagelkörner einen Durchmesser von einen Zentimeter hatten. Wie groß die Kugeln tatsächlich waren, die auf dem Boden aufschlugen, sei mit Radargeräten nicht nachvollziehbar. Man sei auf Augenzeugen angewiesen.
Diese berichteten beispielsweise, dass auf der Autobahn 96 nahe des Ammersees tennisballgroße Hagelkörner niedergegangen seien und reihenweise Autos beschädigt hätten. Bei einigen Fahrzeugen wurden Front- und Heckscheiben eingeschlagen, bei anderen Autos Seitenspiegel und Schiebedächer in Mitleidenschaft gezogen. «Eisbrocken schlugen wie Gewehrsalven auf uns ein», sagte eine Autofahrerin aus München. «Wir fuhren von der Autobahn ab, in den Orten lagen vereinzelt Dachziegel auf der Straße. Die Straßen waren grün vor lauter abgerissenen Ästen und Blättern.»
Unwetter wüteten auch vom Ostallgäu bis nach Kempten, wie ein Polizeisprecher sagte. In Bidingen seien ein Siebenjähriger und zwei Männer durch einen umstürzenden Baum verletzt worden. Die Radfahrer hätten Schutz unter einem bereits umgestürzten Baum gesucht, als ein zweiter drauf krachte. Der Bub sei schwer, die Männer leichter verletzt worden, sagte der Sprecher. Im Ostallgäu seien zudem Straßen überschwemmt worden und weitere Bäume auf die Straßen gefallen. Nach wenigen Minuten sei an den meisten Orten das Unwetter durchgezogen.
Die Länderbahn stellte nach eigenen Angaben den Verkehr mit alex-Zügen im Großraum München ein. Züge von Regensburg kommend würden in Landshut wenden und von dort nach Regensburg zurückfahren, hieß es. Die Züge von Lindau/Oberstdorf kommend würden in Geltendorf wenden und von dort wieder zurück fahren. Ersatzverkehr mit Bussen sei wegen gesperrter Straßen nicht möglich gewesen.
Der Deutsche Wetterdienst hatte amtlich vor schweren Gewittern mit Starkregen, Hagel und starkem Wind in Oberbayern und Schwaben gewarnt. Die Gefahr war für weite Teile des Landes auch noch nicht gebannt. Am Dienstagmorgen könne es in der Westhälfte einzelne Gewitter geben, wie ein Sprecher am späten Montagabend sagte. Zum Abend hin breiteten sich die Gewitter nach Osten aus. Dann sei wieder Hagel mit einem Durchmesser von bis zu drei Zentimetern, Starkregen von bis zu 30 Litern pro Quadratmeter und örtlich Orkanböen um die 140 km/h möglich.
Ein anderer Meteorologe betonte am Nachmittag, dass es kaum möglich sei, genau vorherzusagen, welche Orte von Unwettern getroffen werden. Gewitter mit Hagel, Starkregen und Sturm träten typischerweise sehr lokal auf und träfen mit voller Intensität nur wenige Orte.
Bei der Münchner S-Bahn sind laut einer Sprecherin der Deutschen Bahn drei Linien von den Sturmschäden betroffen, auf der Stammstrecke komme es aber zu keinen großen Beeinträchtigungen. Wegen der Beschädigung einer Oberleitung zwischen Moosach und Feldmoching fahren nach Angaben der Sprecherin auf der S-Bahn-Linie 1 vereinzelt Pendelzüge zwischen Freising und Feldmoching, zwischen den Stationen Laim und Freising und dem Münchner Flughafen sei ein Taxi-Ersatzverkehr eingerichtet worden. Auf den Linien S2 und S8 komme es zu Streckensperrungen wegen Ästen und Bäumen auf den Gleisen. Zwischen Marktschwaben und Erding (S2) sowie zwischen Weßling und Herrsching (S8) habe die Bahn daher ebenfalls einen Ersatzverkehr mit Großraum-Taxis eingerichtet.
Auch auf der Pendlerstrecke zwischen München und Landshut muss laut der Deutschen Bahn im Regionalverkehr mit Verspätungen und Zugausfällen gerechnet werden, da nach Sturmschäden nur ein Gleis zur Verfügung stehe und daher nur ein Teil der Züge durchfahren könne. Regionalzüge endeten demnach am Dienstag in Freising, wo Pendler in die S-Bahn in Richtung Münchner Hauptbahnhof und Innenstadt umsteigen können.
Wann die Sperrungen im Regional- und S-Bahn-Verkehr wieder aufgehoben und die Sturmschäden vollständig beseitigt sein werden, blieb am Dienstagmorgen unklar.