Foto: Angelika Warmuth
19.02.2020

Schadstoffe aus der Luft: Alpen sind unser Frühwarnsystem

Sie entweichen aus Alltagsprodukten, bei industriellen Prozessen, Verbrennung oder Schädlingsbekämpfung und werden mit Luftströmungen weltweit verbreitet. Allerdings zeigten Verbote Wirkung, wie Messreihen deutscher und österreichischer Forscher zeigen. Unter anderem bei Pestiziden wie DDT gebe es einen Rückgang, erläuterten die Wissenschaftler am Mittwoch in München bei der Vorstellung 15-jähriger Messungen an der Zugspitze und in den Hohen Tauern. «Die Alpen sind unser Frühwarnsystem für globale Schadstoffe», sagte Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler).

Daten haben globale Bedeutung

Das Projekt PureAlps untersuchte unter anderem auch Dioxine und halogenierte Flammschutzmittel. Die Daten zeigten frühzeitig, bei welchen Stoffen Handlungsbedarf bestehe, sagte Glauber. Nicht zuletzt, weil die Stoffe weltweit verbreitet werden und sich durch Kondensation besonders in kalten Regionen niederschlagen, hätten die Daten globale Bedeutung.

Die kontinuierliche Überwachung der Luftkonzentrationen liefert einen Baustein zur Entwicklung und Kontrolle globaler Abkommen, die den Eintrag von schwer abbaubaren Schadstoffen in die Umwelt verhindern sollen. Bereits mehr als drei Dutzend dieser Schadstoffe sind in der internationalen Stockholm-Konvention erfasst. Ein Beispiel für die Wirksamkeit der Regulierung ist das Insektenvernichtungsmittel Endosulfan. Die gemessenen Luftkonzentrationen gingen nach dem Verbot in der Europäischen Union und in der Stockholm-Konvention innerhalb der letzten 15 Jahre um 96 Prozent zurück.

35 Prozent der untersuchten Schadstoffe zeigen aktuell signifikant zurückgehende Luftkonzentrationen. Für 4 Prozent der detektierten Substanzen müssen zunehmende Luftkonzentrationen an mindestens einer Station gemeldet werden. Keine eindeutigen Trends weist unter anderem die Gruppe der polychlorierten Biphenyle (PCB) auf. Obwohl PCBs seit den 1970er Jahren nicht mehr produziert werden, sind sie als Weichmacher und Flammschutzmittel beispielsweise in Fugendichtungsmassen älterer Gebäuden enthalten. Aus diesen entweichen PCBs weiterhin und tragen so zu einer fortgesetzten Umweltbelastung durch Chemikalien auch in entlegenen Gebieten wie den Alpen bei.

Ökosystemleistungen und Biodiversität der Alpen schützen

Der Eintrag von neuen, schwer abbaubaren Stoffen in den Alpenraum zeigt, dass die vorsorgende Regelung von umweltrelevanten Chemikalien noch nicht vollständig ausgereift ist. Angesichts einer weltweiten Dynamik aus Wirtschaftsentwicklung, Bevölkerungswachstum und globalen Umweltveränderungen trägt das Monitoring am Sonnblick und an der Zugspitze dazu bei, die Ökosystemleistungen und die Biodiversität der Alpen zu schützen.

Wissenschaftler hatten seit 2005 an der auf rund 2.650 Meter gelegenen Umweltforschungsstation Schneefernerhaus und am 3.106 Meter hohen Sonnblick Observatorium in Österreich mehr als hundert schwer abbaubare Schadstoffe untersucht.

dpa-infocom, lfu Bayern

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