Bild: Frank Leonhardt
12.09.2019

Riesen-Ärger über ausfallende S-Bahnen

Mit der Ankündigung, dass bis Dezember etliche Taktverstärker-S-Bahnen ins Münchner Umland entfallen, hat sich die Deutsche Bahn jede Menge Ärger eingehandelt.

Nicht nur die S-Bahnpendler sind genervt, auch die bayerische Politik reagiert stinksauer: Münchens Landrat Christoph Göbel spricht von einem Schlag ins Gesicht, Oberbürgermeister Reiter vermisst eine „verantwortungsvolle Planung“  und Ministerpräsident Söder droht jetzt sogar Strafen an.

Ministerpräsident Söder will sogar Vertragsstrafen prüfen 

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder verlangt von der Bahn schnelle Abhilfe. Dem Münchner Merkur sagte er:

Eine Verschlechterung des S-Bahn-Angebots über Monate hinweg ist nicht akzeptabel. Die Bahn muss rasch ein Ersatzkonzept vorlegen. Wir erwarten eine zeitnahe Lösung für die Pendler im Großraum München. Zudem werden wir ernsthaft Vertragsstrafen gegenüber der Bahn prüfen.

Der Ministerpräsident will jetzt nach eigenen Angaben die Verkehrsminister von Land und Bund, Hans Reichhart und Andreas Scheuer, einschalten.


Bayerns Ministerpräsident Markus Söder. Foto: Sven Hoppe

Oberbürgermeister Dieter Reiter brachte am Freitag ebenfalls deutlich seinen Ärger zum Ausdruck:

Das ist ein nicht hinnehmbarer Vorgang. So kann man mit den Pendlerinnen und Pendlern nicht umspringen. Deshalb habe ich meinen Unmut in der heutigen MVV-Verbundratssitzung deutlich zum Ausdruck gebracht. Ich fordere die Bayerische Staatsregierung auf, sofort zu handeln.

Verschlechterung des Fahrplans trotz 15 Millionen Euro vom Freistaat

Auch der Münchner Landrat Christoph Göbel hatte die Bahn zuvor scharf kritisiert. Die Ankündigung sei besonders dreist, da der Freistaat 2018 jährlich 15 Millionen Euro zusätzlich zugesichert hat, um auf den Außenästen der S-Bahn einen durchgehenden 20 Minuten-Takt herzustellen. Jetzt sei es keine Verbesserung, sondern eine Verschlechterung des bestehenden Fahrplans. In heute schon übervolle Züge würden nun noch mehr Menschen drängen.

Ich appelliere mit Nachdruck an S-Bahn und Freistaat, die Situation schnell in den Griff zu bekommen und nicht nur den Status quo wiederherzustellen, sondern sich auch an die Umsetzung der getätigten Zusagen zu machen. Statt der versprochenen Taktverdichtung werden jetzt sogar Züge gestrichen. Das wird den Verkehrskollaps noch weiter verstärken – und zwar auf Schiene und Straße.
Landrat Christoph Göbel in einer Pressemitteilung

Taktverstärkter sollen zur Rush-Hour 10 Minuten-Takt ins Umland sichern

Die Bahn hatte mitgeteilt, dass bis Dezember bei S3 und S8 die «Taktverstärker» aus dem Fahrplan genommen werden, die in der Hauptverkehrszeit den Fahrplan auf einen 10-Minuten-Takt verdichten statt der üblichen 20 Minuten oder mehr. Die S8 ist eine der beiden Linien zum Münchner Flughafen. Zusätzlich sollen bei der S2 und der S20 einzelne Züge entfallen. Als Gründe nannte die Bahn unter anderem fehlende Fahrzeuge und Bauarbeiten auf einem Werkstattgelände.


dpa-infocom

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