Kinder, die kapitale Steinpilze in die Höhe halten, volle Sammelkörbe, begeisterte Kommentare: In sozialen Medien präsentieren in diesem Herbst so viele glückliche Pilzsammler ihre Schätze wie selten. Seit Ende September seien aus nahezu allen Teilen Deutschlands gute bis hervorragende Pilzvorkommen gemeldet worden, sagte Peter Karasch, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Mykologie in Frankfurt. «Viele Speisepilzsammler sprechen von Rekordernten, aber auch die Pilzfotografen sind dieses Jahr von vielen sonst seltener gefundenen Arten schlichtweg begeistert», sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
In Süddeutschland und im Bayerischen Wald gab es Karasch zufolge seit Anfang August hervorragende Wuchsbedingungen für Pilze, während es schon nördlich von München lange Zeit sehr trocken und pilzfrei war. «Wenn es nach solch einer längeren Trockenperiode gute Niederschläge gibt, kommen sehr viele Pilzarten binnen weniger Wochen in großen Mengen aus der Erde – wie in diesem Jahr.»
Auch bei den Führungen von Pilzberater Georg Dünzl aus München waren Sammler in diesem Herbst sehr erfolgreich. Dünzl von der Bayerischen Mykologischen Gesellschaft (BMG) steht jeden Tag im Wald und konnte feststellen: Während vergangenes Jahr eine Steinpilzschwemme herrschte, wachsen heuer verschiedene Sorten in die Breite. Aber: darunter sind auch giftige Pilze, wie zum Beispiel der Grüne Knollenblätterpilz.
Der Experte warnt ausdrücklich vor Handy-Apps zur Pilzbestimmung: «Um Gottes Willen nicht auf solche Apps verlassen – das ist wie Russisch Roulette.» Manche Pilze seien so komplex und daher schwer zu bestimmen, so dass sich selbst Experten schwertun. «Es bringt nichts, wenn die App in 99 Fällen den richtigen Pilz erkennt und beim 100. Mal ist ein giftiger dabei.»
Bereits im August hatte das Universitätsklinikum Regensburg die Medien informiert, dass in diesem Jahr viele Patienten mit Pilzvergiftungen eingeliefert worden seien, die solche Apps nutzten. Im Zweifel sollten Experten befragt werden. Die BMG bietet beispielsweise Beratungen und Pilzkorbkontrollen durch ehrenamtliche Pilzsachverständige an.
Die Aussicht auf reiche Beute lockt auch kommerzielle Sammler: Erst am Montag ertappten Förster einen 72-Jährigen aus Burgsinn (Landkreis Main-Spessart) mit 35 Kilogramm frischen Steinpilzen, verteilt in Kisten und Körben in seinem Auto. Allerdings ist das gewerbsmäßige Sammeln von Pilzen nur mit behördlicher Genehmigung erlaubt. Wie auch Beeren, Zweige, Blumen und Kräuter, dürfen Pilze nur in «ortsüblichem Umfang» gesammelt werden. Das entspricht etwa ein bis zwei Kilo pro Person und Tag. Dem Mann blüht daher eine Anzeige wegen einer Ordnungswidrigkeit nach dem Naturschutzgesetz.
Wie lange die Pilzsaison dauert, ist von der Witterung abhängig. «Für Speisepilzsammler endet die Saison abrupt, wenn erster Frost kommt», sagt Dünzl. Für Mykologen gibt es hingegen kein Saisonende. «Wir suchen weiter, wenn die Speisepilzesammler längst im Winterschlaf sind.»