Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hat sich enttäuscht über das von der Münchner CSU getriebene Aus des Intendanten der Kammerspiele gezeigt. «Mit Blick auf ähnlich ambitionierte Intendanzen, die wegweisende Veränderungen mit sich gebracht haben, hätte ich Matthias Lilienthal etwas mehr Zeit gewünscht», sagte Reiter am Dienstag in München. Sein Verständnis von Theater sei manchen zu extensiv, da er programmatisch und in der Form viel Neues wage. Zur Kultur und Kunst gehöre es, dass aus Reibungen mittelfristig Entwicklungen und Relevanz entstünden. «Manchmal erkennt man das erst rückblickend.»
Lilienthal hatte am Montagabend angekündigt, das renommierte Münchner Theater zum Ende seiner Vertragslaufzeit im Sommer 2020 zu verlassen. Er hatte keinen Rückhalt für die Fortführung der Zusammenarbeit gesehen, nachdem in der CSU-Stadtratsfraktion gegen eine Vertragsverlängerung entschieden worden war. Ohne CSU-Zustimmung hätte es wohl im Stadtrat keine Mehrheit für den Intendanten gegeben. Lilienthal ist seit 2015 im Amt und gilt unter anderem wegen seines weniger klassischen Sprechtheaters als umstritten.