Mit der Zeugnisvergabe starten die bayerischen Schüler in die Sommerferien. Und so ist der heutige Freitag ein Tag auf den viele mit Freude aber auch mit Bangen blicken. Wie man als Eltern mit guten und mit schlechten Noten umgeht und wie viel in den Sommerferien gelernt werden sollte, verrät Renate Schemann von den Johannitern. Die Sonderpädagogin ist Einrichtungsleiterin des Johanniter Kinder- und Jugendhauses in dem sozial benachteiligte Kinder besonders im schulischen Bereich gefördert werden.
Wie wichtig sind die Zeugnisse eigentlich für die Kinder selbst?
Schemann: Sehr wichtig. Wir leben in einer Gesellschaft in der die Beurteilung von Leistung eine große Rolle spielt. Und das wissen auch die Kinder. Eltern wünschen sich für Ihre Kinder natürlich eine erfolgreiche schulische Laufbahn, möchten gute Noten sehen, was den Druck auf die Kinder noch erhöht.
Wie nimmt man die Motivation guter Noten mit ins nächste Schuljahr?
Schemann: Das Lob der Eltern ist für Kinder entscheidend. Eine Belohnung für gute Leistungen fördert die Motivation. Jedoch sollte die Belohnung nichts materiell Großes sein, sondern besser ein toller Ausflug oder ein paar Besuche im Schwimmbad, bei denen die Eltern die Aufmerksamkeit nur den eigenen Kindern zukommen lassen.
Und was, wenn die Noten nicht so gut sind?
Schemann: Dann nicht schimpfen – denn kein Kind schreibt absichtlich schlechte Noten. Eltern sollten besser das Gespräch mit dem Kind und mit Fachleuten wie Lehrer oder Pädagogen suchen, um herauszufinden, woran es gelegen hat: War es schlicht zu schwierig? Hat das Kind es nicht verstanden? Ging etwas zu schnell? Hat das Kind vielleicht Angst vor Prüfungssituationen oder war es doch Faulheit? Im letzten Fall muss man als Eltern vielleicht doch strenger werden.
Gehen wir vom schlimmsten Fall aus. Durchgefallen. Und jetzt? Wie baut man wieder Motivation auf?
Schemann: Wenn eine Klasse wiederholt werden muss oder man sie freiwillig wiederholt, sollte man das als große Chance sehen. Durch die Wiederholung können die Inhalte, die man nicht verstanden hat nochmal neu und von Grund auf gelernt werden. Niemand fragt später im Berufsleben nach, ob man in der Schulzeit einmal durchgefallen ist.
Hilft dann ein Schulwechsel?
Schemann: Ein Wechsel hilft eher selten. Nämlich nur dann, wenn die Situation zwischen Lehrern und einem Kind verfahren ist und es auf der persönliche Ebene an dieser Schule nicht klappt.
Wie viel sollten Kinder in den Ferien für die Schule lernen?
Schemann: Erst einmal gar nichts. Es ist wichtig, dass die Kinder zwei, drei Wochen gar nicht an die Schule denken müssen und das Hirn entlüften können. Nur wenn ein Kind in einem bestimmten Fach etwas aufzuholen hat, sollte es in der zweiten Ferienhälfte lernen. Sonst gilt: Lesen, lesen, lesen. So schulen Kinder ihr Sprachverständnis und bleiben in der Übung.
Wichtige Anlaufstellen für Kinder, Jugendliche und Eltern:
Nummer gegen Kummer: für Kinder 116 111, für Eltern: 0800 111 0550
Telefonische Beratungsstellen für Eltern und Kinder der Stadt München
Hintergrundinformationen zum Johanniter Kinder- und Jugendhaus:
Seit Herbst 2009 werden im Johanniter Kinder- und Jugendhaus in München-Ramersdorf sozial benachteiligte Kinder individuell gefördert. Unterstützung bekommen sie im schulischen und emotionalen, aber auch im sozialen Bereich. Dadurch sollen die Kinder den Anschluss an eine Schulform finden, die ihrer Begabung entspricht.
Fördermaßnahmen wie intensive schulische Hilfe, motorische und musische Förderung, aber auch soziales Training greifen ineinander. Praktische Fähigkeiten – etwa die gemeinsame Zubereitung des Mittagessens – werden ebenso geübt, wie friedliche Konfliktlösungs- Strategien.
Das Johanniter Kinder- und Jugendhaus Ramersdorf ist im Rahmen eines „Public-Private- Partnership-Projekts“ der Landeshauptstadt München und der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. entstanden. Die Johanniter sind als Träger der Einrichtung für die laufenden Kosten des Betriebs verantwortlich und dafür auf die Unterstützung durch ihre Fördermitglieder und auf Spenden angewiesen.
Weitere Informationen zum Johanniter Kinder- und Jugendhaus und die Möglichkeit zur Online-Spende gibt es unter www.johanniter-kindrhaus.de
Spendenkonto 4303900, Stichwort „Kinder- und Jugendhaus“, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 37020500