05.12.2013

Nelson Mandela ist tot

10.12.2013, 15:00 Uhr

Nachdem Mandela im Sommer wegen einer schweren Lungenentzündung im Krankenhaus war und eine ganze Nation für ihn betete, hatte er sich wieder soweit erholt, dass er die letzten Wochen im Kreis seiner Familie verbringen konnte. Dort sei er friedlich eingeschlafen, sagte Südafrikas Präsident Zuma in einer landesweiten Sondersendung.

In der Münchner Dreifaltigkeitskirche findet heute abend zum Internationalen Tag der Menschenrechte und anlässlich des Todes von Nelson Mandela ein Gebet für Menschenrechte im südlichen Afrika statt.

Wann: Dienstag, 10. Dezember 2013, 18 Uhr
Wo: Dreifaltigkeitskirche, Pacellistraße 6 (Nähe Bayerischer hof und Amtsgericht)

 

Mandela wurde am 18. Juli 1918 im Dorf Mvezo am Ufer des Mbashe-Flusses in der Nähe von Umtata, der Hauptstadt der Transkei, geboren. Schon als junger Jurastudent engagierte sich Mandela in der politischen Opposition gegen das weiße Minderheitsregime und dessen Weigerung, der schwarzen Mehrheit des Landes die gleichen politischen, sozialen und wirtschaftlichen Rechte zu gewähren. 1944 trat er dem ANC bei und gründete im selben Jahr zusammen mit Walter Sisulu, Oliver Tambo und anderen die ANC Youth League.

Nach dem Sieg der „Afrikaaner“-dominierten National Party bei den Wahlen 1948 und der darauf folgenden Politik der Rassentrennung (Apartheid) wurde Mandela ANC-Vorsitzender in Transvaal. 1951 wurde er zum Präsidenten der ANC Youth League gewählt. Im Jahr 1952 entwickelte er den Mandela-Plan (M-Plan), ein basis- und bildungsorientiertes Widerstandskonzept gegen die Apartheid.

Ursprünglich war Mandela bekennender Vertreter des Gewaltverzichts. Nachdem im März 1960 beim Massaker von Sharpeville unbewaffnete Demonstranten erschossen und in der Folge der ANC und andere Anti-Apartheid-Gruppen verboten worden waren, akzeptierten Mandela und seine Mitstreiter die vom ANC gesehene Notwendigkeit des gewaltsamen Kampfes gegen die Apartheid. 1961 wurde Mandela Anführer des bewaffneten Flügels des ANC.
Am 5. August 1962 wurde er zusammen mit dem Kommunisten Cecil Williams während einer Autofahrt nahe Howick in Natal verhaftet.

Am 12. Juni 1964 verurteilte Richter Quartus de Wet nach achtmonatiger Verhandlung ihn und sieben weitere Mitstreiter zu lebenslanger Haft wegen Sabotage und Planung bewaffneten Kampfes. Die Freiheitsstrafe leistete er – zusammen mit weiteren ANC-Aktivisten – überwiegend auf der Gefängnisinsel Robben Island ab, die im Atlantischen Ozean vor Kapstadt liegt. Ab April 1982 folgten weitere sechs Jahre Inhaftierung im Pollsmoor-Gefängnis in Kapstadt – wo er 1988 an Lungentuberkulose erkrankte – und ab Dezember 1988 mehr als ein Jahr Haft im Victor-Vester-Gefängnis in Paarl. Während seiner Haftzeit belegte er Fernkurse für den Bachelor of Law an der London University.

Mandela lehnte ab Februar 1985 mehrmals das Angebot einer Freilassung ab, die an die Bedingung geknüpft war, dass der ANC auf den bewaffneten Kampf verzichtet. Der ANC verstärkte seine Kampagne zur Freilassung. Auch international gab es zahlreiche Solidaritätsbezeugungen mit Mandela, etwa das Nelson Mandela 70th Birthday Tribute Concert 1988.

Im Jahr 1988 wurde Nelson Mandela gemeinsam mit anderen Vertretern des ANC von der US-amerikanischen Regierung unter Ronald Reaganfür seinen Kampf gegen das Apartheid-Regime als „Terrorist“ auf eine Watch List gesetzt. Erst im Jahr 2008 wurde er unter George W. Bush von dieser Liste gestrichen. Auch Margaret Thatcher nannte ihn einen „Terroristen“.

Mandela wurde am 11. Februar 1990 aus der Haft entlassen. Staatspräsident Frederik de Klerk hatte den Befehl gegeben und wenige Tage zuvor das Verbot des ANC aufgehoben.

Am Tage seiner Freilassung leitete Mandela in einer Rede vor 120.000 Zuhörern in einem Stadion in Soweto öffentlich seine Politik der Versöhnung (reconciliation) ein, indem er „alle Menschen, die die Apartheid aufgegeben haben“, zur Mitarbeit an einem „nichtrassischen, geeinten und demokratischen Südafrika mit allgemeinen, freien Wahlen und Stimmrecht für alle“ einlud. Im Juli 1991 wurde Mandela einstimmig zum Präsidenten des ANC gewählt. In dieser Position leitete er Verhandlungen mit der Regierung mit dem Ziel der Abschaffung des Apartheid-Systems und der Schaffung einer neuen, vorläufigen Verfassung.

Mandela und de Klerk erhielten 1993 gemeinsam den Friedensnobelpreis. Am 27. April 1994 gewann der ANC die ersten demokratischen Wahlen Südafrikas mit absoluter Mehrheit. Am 9. Mai wurde Nelson Mandela vom neuen Parlament zum ersten schwarzen Präsidenten des Landes gewählt. 

Als Staatschef und Präsident des ANC (bis Dezember 1997) leitete Mandela die Umgestaltung des Staates und der Gesellschaft weg von der Apartheid und der Minderheitenherrschaft. Er gewann internationalen Respekt für sein Eintreten für nationale und internationale Versöhnung. Dennoch waren radikalere Gruppen über das Ausmaß der in seiner Amtszeit erreichten sozialen Verbesserungen enttäuscht, vor allem über das Unvermögen der Regierung, die AIDS-Krise in den Griff zu bekommen.

Starke politische Symbolkraft hatte Mandelas Auftritt bei der Rugby-Union-Weltmeisterschaft 1995 in Südafrika, als er die Springboks in deren grünem Trikot zum Finale auf das Spielfeld führte. Rugby galt als Sport der Weißen, und mit seiner Geste zeigte Mandela, dass auch sie Teil des neuen Südafrika waren. Das Ereignis ist Gegenstand des Kinofilms Invictus – Unbezwungen (USA 2009), in dem Morgan Freeman die Rolle Mandelas spielt.

Während seiner Regierungszeit wurden zahlreiche Gesetze der Apartheidszeit widerrufen. Mandela plante nie eine zweite Amtszeit; er hielt am 29. März 1999 seine Abschiedsrede und setzte sich danach zur Ruhe.

Nachdem Mandela auch nach seinem Rückzug aus der Politik überwiegend in Johannesburg gewohnt hatte, zog er am 14. Juli 2011 in sein Heimatdorf Qunu.Seither wurde er mehrfach in ein Krankenhaus in Pretoria eingeliefert, unter anderem im März 2013 wegen einer Lungenentzündung. Nach seiner Entlassung im April lebte er in seinem Haus in Johannesburg. Ab dem 8. Juni 2013 wurde Mandela erneut wegen einer Lungenentzündung im Mediclinic Heart Hospital behandelt. Er war zeitweise in einem lebensbedrohlichen Zustand und wurde künstlich beatmet. Zahlreiche hochrangige Politiker und der anglikanische Erzbischof besuchten Mandela am Krankenbett. Präsident Jacob Zuma sagte eine Auslandsreise ab. Viele hundert Menschen, darunter Schulklassen, versammelten sich jeweils vor dem Krankenhaus, um Genesungswünsche zu äußern, zu beten und zu singen. Anfang September 2013 wurde Mandela nach Hause entlassen, wo er von medizinischem Personal weiterbehandelt wurde.

Am 5. Dezember 2013 teilte Südafrikas Präsident Jacob Zuma in einer Fernsehansprache mit, Nelson Mandela sei an den Folgen einer Lungenentzündung gestorben. Zuma verabschiedete seinen Vorgänger mit den Worten: „Unsere Nation hat ihren größten Sohn verloren.“

 

uk/Quelle: wikipedia.org, Foto: wikipedia-South Africa The Good News / www.sagoodnews.co.za

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