Nach einer Aral-Studie und zahlreichen anderen Analysen erfüllt die E-Auto-Technologie noch nicht die Erwartungen der Käufer: nicht leistungsfähig genug, zu teuer. Das größte Problem: Viele wissen nicht genau, wie und wo sie ihr Auto aufladen können. Wir haben das Ganze für Sie unter die Lupe genommen; mit jemandem, der es wissen muss. Andreas Rieger aus München fährt seit 2015 einen Tesla.
INTERVIEW
Radio Arabella: Andreas, Ihre erste Bilanz nach vier Jahren E-Auto?
Andreas Rieger: „Ich habe noch nie einen Fußgänger überfahren, weil er mich nicht gehört hat. Ich bin auch noch nie liegen geblieben, das Fahrzeug hat auch noch nie Feuer gefangen. Und was mir am meisten Spaß macht, ist das „gleiten“, der bewusste Umgang mit der Energie. Und das Abenteuer: Wo kann ich aufstromen und wo kostet es wieviel. Und wie lange dauert das Ganze.“
RA: Das ist unser Stichwort! Wie läuft das mit dem Aufladen ab, zum Beispiel in München?
Andreas Rieger: „Ich finde mich gut zurecht. Erst vor ein paar Wochen ist bei mir in der Straße eine neue Ladesäule eingerichtet worden, das heißt, ich brauche nur 10 Meter vor’s Haus und habe eine Lademöglichkeit.“
RA: Wie beurteilen Sie die aktuelle Ladesäulen-Situation in der Stadt?
Andreas Rieger: „Das ist ein riesen Verhau, das muss ich zugeben. Nach einiger Zeit hat man seine Lieblingsladesäulen – es wird dann überschaubar. Dem einen macht’s Spaß, den anderen nervt’s. Das Tankstellen-Netz in der Stadt wird ja jetzt auch nicht unbedingt größer. Da hat man auch mit einem normalen Auto in der Stadt Schwierigkeiten, eine Tankstelle zu finden.“
RA: Gibt’s dann also einen „Kampf“ um freie Ladesäulen?
Andreas Rieger: „Absolut! Man möchte ja nicht an eine Ladesäule kommen, die belegt ist. Mittlerweile gibt’s aber eine App, in der man sich registrieren kann, an welcher Ladesäule man steht. Ist alles noch etwas hölzern, aber ich denke, wir sind da auf dem richtigen Weg.“
RA: Wie machen Sie das, wenn Sie eine längere Fahrt vor sich haben und wissen, der Akku wird nicht reichen?
„Wenn ich zum Beispiel meine Eltern in der Nähe von Würzburg besuche, dann strome ich meistens in Schweitenkirchen am Schnell-Lader auf, in meiner Heimatstadt Wertheim gibt’s auch einen Schnell-Charger. Das sind 320 km – wenn ich es drauf anlege, kann ich auch durchfahren. Mit 120 km/h geht das ohne weiteres.“
RA: Also vor großen Fahrten schon mal checken, wo die nächste Ladesäule ist. Gibt’s denn jetzt im Winter auch Nachteile, wenn Sie mit E-Auto unterwegs sind?
Andreas Rieger: „Nachteile sind, dass der Verbrauch um ca. 30% steigt. Außerdem der Verlust an Lade-Kapazität, während das Fahrzeug steht. Das kann durchaus mal 20 km Reichweitenverlust pro Tag bedeuten.“
RA: Schlussfrage, fehlt Ihnen nicht das „normale“ Motorgeräusch?
Andreas Rieger: „Nein (lacht) – ich kann das schon verstehen, dass Viele den Motorsound mögen. Ich denke aber, das wird irgendwann uncool sein. Im Laufe der nächsten Jahre wird das aussterben – deswegen jetzt noch mal ausnutzen, es wird nicht mehr lange so sein.“
Weiterführende Infos: Karte der Ladestationen in Deutschland