Zuerst im Landkreis Rosenheim, jetzt streunt ein Braunbär auch im Landkreis Traunstein. Er ist in eine Wildkamera getappt, berichtete das Landesamt für Umwelt in Augsburg.
Auch ein weiterer Bärenhinweis aus dem oberbayerischen Landkreis wird geprüft. Im April allein wurden in den benachbarten Landkreisen Miesbach und Rosenheim laut der Behörde insgesamt acht Bärennachweise registriert - doppelt so viele wie im gesamten Vorjahr im südlichen Oberbayern.
Ob es sich immer nur um ein Tier handelt, ist unklar. Im vergangenen Monat waren im Raum Rosenheim Schafe von einem Bären gerissen worden.
Nach dem Nachweis eines Braunbären im Landkreis Traunstein hat sich der dortige Landrat ablehnend zu dem Tier geäußert. Der Bär sei eine Gefahr für die landwirtschaftliche Nutztierhaltung, meinte Landrat Siegfried Walch (CSU). "Ein Nebeneinander von großen Beutegreifern und Weidehaltung ist schlicht und ergreifend nicht möglich", sagte er am Dienstag.
Walch warnte davor, dass der Braunbär dauerhaft in dem oberbayerischen Landkreis leben könnte.
"Wenn ein Bär bei uns in der Region heimisch wird, ist das eine Gefahr für die Sicherheit von Mensch und Tier."
**Update: 12. Mai, 11:30 Uhr**
Er deutete insofern auch die Möglichkeit eines Abschusses an. "Wir werden umgehend die rechtliche Situation prüfen, ob und ab wann eine Entnahme geboten ist." In der Diskussion um die Duldung von Wolf oder Bär wird unter der sogenannten Entnahme üblicherweise die Tötung der Tiere verstanden. Zuletzt hatte es in Bayern insbesondere Forderungen gegeben, die wie Braunbären streng geschützten Wölfe leichter abschießen zu können.
Das Landesamt für Umwelt hatte am Montag bekanntgegeben, dass am Vortag im südwestlichen Teil des Landkreises Traunstein ein Braunbär von einer Wildkamera aufgenommen worden ist. Bereits im April hatte die Behörde von Tatzenabdrücken eines Bären im Schnee berichtet. Danach wurden im oberbayerischen Kreis Rosenheim auf einer Alm gerissene Schafe gefunden, die nach bisherigen Erkenntnissen von einem Bären angegriffen worden waren.
Walch argumentiert, dass der Bär eine Bedrohung für die landwirtschaftliche Nutztierhaltung darstellt: „Es ist schlichtweg unmöglich, dass große Raubtiere und Weidetiere nebeneinander existieren können.“ Diese Aussage wurde jedoch von einem Experten des Bundes Naturschutz in Bayern (BN) angefochten.
Uwe Friedel, der Artenschutzreferent des Bund Naturschutz, ist im dpa-Gespräch sicher, dass sehr wohl ein friedliches Zusammenleben möglich ist. Der Bär wurde seiner Meinung nach keinerlei Verhaltensweisen zeigen, die einen Abschuss rechtfertigen.
Friedel weist darauf hin, dass es bereits bestehende Maßnahmen wie den Herdenschutz gibt, die Schäfern und Landwirten, die ihre Tiere im Freien halten, dienen. Für ihn ist eine „Entnahme“ des Bären nur als letztes Mittel, also als äußerste Notwendigkeit, zu betrachten.
„Die Tiere gehören hierher. Wir müssen auf wissenschaftlicher Basis klären, wie groß die Population sein kann, um die genetische Vielfalt zu erhalten. Wir müssen über weitere Großschutzgebiete nachdenken, über den Steigerwald als Nationalpark, vielleicht das Ammergebirge“, das sagte Tobias Ruff, ÖDP-Landesvorsitzender im Gespräch mit dem Münchner Merkur.
Dr. Andreas von Lindeiner vom LBV erklärt im Arabella-Interview:
"Die Chance einem Bären in freier Wildbahn zu begegnen ist sehr gering. Bislang gibt es auch nur Fotobelege oder Sichtungen von Tatzen - keine Begegnung mit dem Tier. Wanderer müssen sich somit keine Sorgen machen, dem Tier in der Wildnis zu begegnen. Bären sind sehr scheue Tiere. Wenn sie nicht vom Menschen angefüttert werden, bleiben sie vor uns auch versteckt.