28.08.2013

Multikulti

28.08.2013, 10:14 Uhr; Gastbeitrag

Französisch essen, Deutsch sprechen, Englisch denken: Multikulti im Unternehmen

Im Rahmen einer Studie zu Cultural Borders, die 2009 vom Journal of Personality and Social Psychology veröffentlicht wurde, wird nachgewiesen, dass multikulturelle Erfahrungen die Kreativität steigern und fördern. Interkulturelle kognitive Integration sei außerdem der Schlüssel zur kreativen und lernfähigen Führungsfähigkeit. Bei interkultureller kognitiver Integration handelt es sich um die Fähigkeit gleichzeitig verschiedene kulturelle Schemata zu verinnerlichen und anzuwenden und dabei als ein Angehöriger einer oder, je nach Kontext und Bedarf, als Angehöriger mehrerer Kulturen auf einmal zu denken und zu agieren. Multikulturelle Mitarbeiter und Führungskräfte sind imstande so zu denken, als wären sie tatsächlich Franzosen, Amerikaner oder Chinesen. Diese Fähigkeit ist signifikant für die erfolgreiche Entwicklung überregionaler und übernationaler Projekte und Produkte, die an den jeweiligen Markt angepasst sind und sich den Bedürfnissen der Personen eines bestimmten Kulturkreises anpassen.

Multikulturell ist nicht gleich multikulturell

Doch nicht jeder Multikultureller ist gleich. Hier spielen natürlich auch gewisse Charaktereigenschaften mit. Extraversion, Durchsetzungsfähigkeit und Kontaktfreude sind einige jener Eigenschaften, die effektive Multikulturalität fördern. Notwendig ist auch ein Gleichgewicht der verinnerlichten Kulturen, denn wenn eine Kultur prägnanter und stärker ausgeprägt ist als die anderen, kann man nicht von erfolgreicher Multi- oder Interkulturalität sprechen. 

Zudem ist nicht jeder berufliche Kontext günstig für multikulturelle Mitarbeiter. Je nach Strukturen, Unternehmenskultur und –werten, sowie Unternehmenspolitik kann die Bereitschaft und Fähigkeit zur wirksamen Interkulturalität gesteigert oder verringert werden.

Auswandern reicht nicht

Laut Yves Doz, dem ehemaligen Dekan der INSEAD Business School, die Lehrgänge für Executive Education bietet, reicht es aber nicht, nur auszuwandern. Die Erfahrung an sich helfe, doch man müsse sich in der neuen Kultur verankern können und pro-aktiv Beziehungen zu den Personen der Zielkultur aufbauen. Außerdem sei es neben den bloßen Sprachkenntnissen sehr wichtig, sich aktiv Kulturwissen anzueignen. Denn nur das Verständnis für bestimmte Verhaltensweisen oder das Dekodieren gewisser kulturell geprägter Aussagen (z.B. negative Antwort oder negatives Feedback geben) ist zu oberflächlich. Man muss tiefer analysieren und versuchen, das Warum kultureller Erscheinungsformen, das heißt die Tiefenkulturstrukturen, zu verstehen. Man muss in die Kultur hineintauchen können, um zu begreifen, wie die jeweilige  Gesellschaft funktioniert.

Multikulturelle Führungskräfte als Brückenbauer?

Doch wann spricht man eigentlich von multikulturellen oder interkulturellen Führungskräften oder Mitarbeitern? In einigen Fällen spielt natürlich die Herkunft eine markante Rolle- ob man einen multikulturellen ethnischen Hintergrund hat oder schon in der Kindheit multikulturelle Erfahrungen sammeln konnte. So wird man in mehrere verschiedene Kulturen integriert und nimmt sehr früh kulturelle Muster und Schemata an. Das kann später im beruflichen multikulturellen Kontext vieles erleichtern.

Aber auch das Studieren oder Arbeiten im Ausland oder in gar in mehreren Ländern ist eine gute Grundlage, um interkulturelle Kompetenzen aufzubauen und zu vertiefen, wie Gary Thomas der Zeit Online erklärt hat. Der Prozess dauert jedoch lange, denn die Verinnerlichung mehrerer Kulturen kompliziert ist.  Allerdings weisen einige Studien nach, dass man als Nicht-Landsmann die Arbeit in interkulturellen Teams auf dem globalen Markt erfolgreich lernen kann, dass diese Erfahrung aber auch die Identifizierung mit der Herkunftskultur stärkt.

Einem Unternehmen, welches expandiert oder expandieren möchte,  bieten interkulturell-kompetente Mitarbeiter und Führungskräfte jedenfalls Kreativität, komplexes Wissen über diverse Kontexte und Kulturen, Innovation und interessante, neue Perspektiven und damit ein wirksames Mittel zur Eroberung neuer Märkte.

uk /

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