06.11.2012, 15:54 Uhr
«Ich hab‘ auf den Staatsanwalt geschossen, das ist richtig», sagte der 55-Jährige am Dienstag. Auch den Richter im Amtsgericht Dachau habe er erschießen wollen – «bin aber nicht mehr dazu gekommen». Den Protokollführer und seine damalige Anwältin habe er aber nicht töten wollen. Der Mann ist wegen Mordes und dreifachen versuchten Mordes angeklagt.
Der insolvente Transportunternehmer hatte am 11. Januar nach seiner Verurteilung wegen nicht bezahlter Sozialversicherungsbeiträge im Dachauer Amtsgericht den 31 Jahre alten Staatsanwalt erschossen. Er hatte auch Schüsse in Richtung Richterbank abgegeben. Als Motiv gab er Hass auf die Justiz wegen verlorener Verfahren an.
Der beidseits Beinamputierte war am zweiten Prozesstag auf Anordnung der Kammer in den Gerichtssaal gebracht worden. Am Montag, dem ersten Prozesstag, hatte er wegen einer erneuten Operation gefehlt.
Als die Zuhörer am Dienstag eingelassen wurden, lag der Angeklagte bereits unter einer blauen Decke in einem eigens aufgestellten Krankenbett neben der Richterbank. Äußerlich mit stoischer Ruhe ließ der 55-Jährige das Blitzlichtgewitter der Fotografen über sich ergehen. Auf die Frage seines Pflichtverteidigers Wilfried Eysell, wie es ihm gehe, sage er «gut».
Seine Verurteilung im Januar und die anderen verlorenen Prozesse seien ungerecht gewesen, sagte er vor Gericht. «Sie haben zwei Instanzen, und wenn Sie die verlieren, was machen Sie denn dann?» Die Justiz habe nur ihre Arbeit gemacht, hält ihm der Kammervorsitzende Martin Rieder entgegen.
Der Todesschütze hatte in der Untersuchungshaft medizinische Hilfe und eine angemessene Ernährung abgelehnt. In der Folge mussten ihm Diabetes-bedingt beide Beine amputiert werden. Die erneute Operation am Montag war nötig geworden. weil sich nach der zweiten Bein-Amputation eine Infektion gebildet hatte. Die Ursache dafür: Der Mann hatte ein Wechseln von Verband und Bettwäsche abgelehnt.
dpa-infocom