Mit dem Auto unterwegs zu sein, ist nicht nur wegen der hohen Spritkosten oder der Abnutzung des Autos teuer. Was die meisten nicht auf dem Schirm haben sind die Kosten, die für die Allgemeinheit anfallen. Solche „externen“ Kosten sind zum Beispiel Arztkosten, wenn Menschen durch Luftverschmutzung krank werden.
Die Initiative „Munich Ways“ hat mit einem neuen Tool der Universität Kassel ausgerechnet, was die verschiedenen Verkehrsmittel in München wirklich kosten.
Das Ergebnis ist eindeutig und war zu erwarten: der PKW-Verkehr ist mit Abstand am teuersten. Die Initiative fordert deshalb einmal mehr von der Stadt, dass der Rad- und Fußverkehr stärker gefördert wird!
Alle Informationen im Detail aus der Pressemitteilung der Initiatoren :
Verkehr verursacht Kosten. Und zwar nicht nur in Form von Planung, Infrastruktur, und Unterhaltung, sondern auch durch den Einfluss auf Mensch und Umwelt. Kosten, die die ganze Gesellschaft tragen muss. Jede*r einzelne von uns. Kosten durch Unfälle, Luftverschmutzung, Lärmbelastung und Klimafolgen. Doch wie hoch sind diese externen Kosten in der Stadt München?
Eine Berechnung für München zeigt nun: jeder zurückgelegte Weg mit dem Pkw kostet die Gesellschaft 36 ct, mit dem Fahrrad 10,5 ct, mit dem ÖPNV 4,4 ct und zu Fuß 2,5 ct (siehe Diagramm Externe Kosten pro Weg).
Die Kosten im Radverkehr entstehen rein durch die Straßenverkehrsunfälle mit Personenschaden, bei denen Radfahrende unfallverursachend sind. Anders als bei Unfällen des motorisierten Verkehrs werden die Radfahrenden dabei meist auch selbst verletzt. Unsere Meinung ist: Diese Zahl ist viel zu hoch und zeigt den dringenden Handlungsbedarf, die Radinfrastruktur in München sicherer zu gestalten (siehe Diagramm Unfallkosten).
Die durch den Pkw-Verkehr entstehenden externen Kosten pro Weg sind nicht nur um ein Vielfaches höher als mit dem Rad, sondern auch sehr viel weitreichender. Sie beinhalten neben den Unfallkosten auch Kosten durch Luftverschmutzung, Lärmbelastung und Klimafolgekosten (siehe Diagramm Gegenüberstellung Kosten und Nutzen). Davon sind alle Münchner*innen betroffen und besonders durch Klimafolgen auch viele Menschen weit über das Stadtgebiet hinaus.
Der Rad- und Fußverkehr, also aktive Transportmittel, gehören neben dem ÖPNV nicht nur zu den Verkehrsmitteln, die die geringsten gesellschaftlichen Kosten verursachen, sondern sie erzeugen zudem einen hohen Nutzen, welcher die Kosten bei weitem übersteigt (siehe Diagramm Gegenüberstellung Kosten und Nutzen). Die körperliche Aktivität hat zahlreiche gesundheitliche Vorteile und führt zu einer verringerten Sterblichkeitsrate. Dies ist nicht nur für jede*n einzelne*n Radfahrer*in und Fußgänger*in erstrebenswert, sondern auch in Bezug auf die Gesellschaft und damit volkswirtschaftlich von Bedeutung.
In München werden mit jeder Unterwegsstunde mit dem Rad und zu Fuß Kosten in Höhe von 5,10 € bzw. 6,30 € eingespart. Danke liebe Radler*innen und Fußgänger*innen!
Betrachtet man die Gesamtheit der externen Kosten, ist auf den ersten Blick zu sehen: Ein Großteil der externen Kosten wird durch den Pkw-Verkehr verursacht. Nimmt man alle Effekte zusammen, zeigt sich: auch aus volkswirtschaftlicher Sicht sollte insbesondere der Fuß- und Radverkehr gefördert werden. Dieser hat geringe externe Kosten und einen ausgesprochen großen externen Nutzen. Der ÖPNV stellt die beste Alternative zum nicht-motorisierten Individualverkehr dar, da dabei die externen Kosten pro Weg (Nutzen noch nicht mit eingerechnet) zwar geringer sind als im Radverkehr, jedoch die Kosten für die Infrastruktur aus betriebswirtschaftlicher Sicht als weitaus höher anzunehmen sind.
Wenn immer mehr Autofahrende auf aktive und öffentliche Verkehrsmittel umsteigen, profitieren alle Einwohner*innen davon! Die externen Kosten sinken, der Nutzen steigt. Deshalb setzen wir uns für eine Stärkung der Radinfrastruktur in München ein!
Die detaillierten Ergebnisse der Analyse zu den externen Kosten der Stadt München sind in der folgenden Tabelle dargestellt. Sie beziehen sich, falls nicht anders angegeben, auf ein Jahr. Die Berechnung beruht auf Zahlen der Stadt München und Kostensätzen aus der Fachliteratur.
Das Fazit der beiden Autor*innen Ester Scheck und Johannes Schürmann aus der Studie lautet:
Gudrun Lux, Sprecherin des Radentscheid-Bündnisses, zur Studie:
„Diese Zahlen bestätigen uns natürlich. Aktuell wird der Autoverkehr gefördert, der der Allgemeinheit viele Kosten aufbürdet: Lärm, schlechte Luft, Klimawandelfolgen und Unfälle. Wir wollen den öffentlichen Raum in München gerechter verteilen – mehr Platz für Mobilität, die kaum gesellschaftliche Kosten verursacht – also fürs Radeln und Zufußgehen.“
Sonja Haider, Sprecherin des Radentscheid-Bündnisses:
„Ich hoffe, die Stadt München wacht jetzt endlich auf, denn diese Zahlen zeigen den enormen gesellschaftlichen Nutzen, den Radfahren für München hat. Und es zeigt sich auch, dass mit einer sicheren Infrastruktur die Kosten der Unfälle signifikant reduziert werden können!“