Ein kleiner Pieks – und der Spuk ist vorbei? Ganz so leicht wird auch der neue Impfstoff die Jahrhundert-Pandemie nicht zur Strecke bringen. Doch der Impfstoff gilt als Zeitenwende im Kampf gegen Corona. Doch noch sind viele Fragen offen.
Es wird am 27. Dezember losgehen. Bis dahin muss das in Deutschland für Impfangelegenheiten zuständige Paul-Ehrlich-Institut noch grünes Licht geben – allgemein wird das als Formsache angesehen. Am Sonntag nach Weihnachten werden in Bayern nach Auskunft des Gesundheitsministeriums 9750 Impfdosen zur Verfügung stehen. Zwei Tage später kommen weitere 97 000 Dosen an. Am 31. Dezember werden 107 000 Impfdosen erwartet. So soll es dann im Januar vermutlich wöchentlich weitergehen.
„In München können nach dem derzeitigen Stand bis zu 33.000 Impfungen pro Tag vorgenommen werden. Bis zu 6.000 Ärzte haben sich bis jetzt gemeldet, dass sie mitmachen, sodass das alles gut funktioniert.“
Markus Söder
Auch wenn der Impfstoff am Montagabend von der EU-Kommission zugelassen wurde, werde es allerdings eine Weile dauern, bis das Leben wieder normal verlaufen wird. Söder sprach von einer großen Geduldsprobe für uns alle. Auch Dieter Reiter hat betont, dass es noch dauern wird, bis breite Massen geimpft werden können.
„Mit dem Impfzentrum sind wir bestens auf den Impfstart vorbereitet. Allerdings muss uns auch klar sein, dass uns das kein schnelles Ende der Pandemie bringen wird. Zuerst wird nur so viel Impfstoff verfügbar sein, um mit der Immunisierung der am höchsten gefährdeten Personengruppe beginnen zu können.“
Dieter Reiter
In den ersten Tagen wird das Impfen weitestgehend in Alten- und Pflegeheimen stattfinden sowie in Krankenhäusern für deren Personal. Neben Heimbewohnern gehören auch die Bediensteten der Heime sowie Angehörige der Gesundheitsberufe, die etwa in Intensivstationen und Notaufnahmen tätig sind, zu den Ersten. Mobile Teams werden aus den Impfzentren ausrücken und die Impfungen vor Ort in den Einrichtungen vornehmen.
Sie gehören ebenfalls zur ersten Gruppe, kommen aber in den meisten Gegenden Bayerns erst im Januar zum Zuge. Die Landesregierung will diese Gruppe von Personen nach dem Jahreswechsel per Brief anschreiben und mit Informationen versorgen, wie und wo sie sich melden können, sagte Ministeriumssprecher Marcus da Gloria Martins. Eine Online-Plattform werde ebenfalls in den kommenden Tagen aktiv geschaltet. Martins gab aber zu bedenken, dass nicht jeder Rentner über 80 Jahren in der Lage ist, eine Online-Anmeldung durchzuführen. Deshalb werden in den einzelnen Landkreisen zusätzlich Telefon-Hotlines geschaltet. Einige Landkreise wollen versuchen, auch schon vom 27. Dezember an einige Termine frei in den Impfzentren zu vergeben. Allerdings hänge alles von der Frage ab, wie viel Impfstoff geliefert werde.
Diese Frage ist noch offen. Es werde zumindest für die ersten beiden Lieferungen einen Verteilschlüssel geben, der wohl entsprechend der Bevölkerungszahl, möglicherweise auch nach dem Altersdurchschnitt der jeweiligen Bevölkerung und nach der Dichte von Pflegeheimen gestaltet sein dürfte. Die Impfdosen werden zunächst in bundesweit 40 Verteilzentren in Spezialtiefkühlschränken bei minus 70 Grad Celsius deponiert – die Orte sind aus Angst vor Anschlägen genauso geheim wie der Name des Logistikunternehmens, das den Impfstoff dann – angeblich unter Polizeischutz – in die 100 Impfzentren überall im Freistaat bringt. Dort können die Fläschchen dann noch eine begrenzte Zeit in normalen Medizinkühlschränken lagern, bevor sie verbraucht werden müssen.
Die Bundesregierung verteilt den Impfstoff entsprechend dem Bevölkerungsanteil an die Bundesländer. Am Anfang stehen nicht mehr als die knapp 10 000 Dosen für Bayern zur Verfügung. In den vergangenen Tagen waren Gerüchte über eine Bestell-Panne im Bundesgesundheitsministerium aufgekommen. Dies ist jedoch nicht bestätigt.
Vermutlich werden sich nicht alle Menschen impfen lassen und eine Impfpflicht wird es nach Aussagen aus der Politik keinesfalls geben. Aber die Prognosen gehen derzeit davon aus, dass Ende 2021 jeder, der das möchte, eine Impfung erhalten haben wird. Das setzt aber voraus, dass der Impfstoff in der bestellten Menge auch geliefert wird – nicht nur der jetzt zugelassene von Biontech/Pfizer, sondern auch der des Herstellers Moderna, der bisher noch keine Zulassung in der Europäischen Union hat.