Der Stadtrat der Landeshauptstadt München steht vor wegweisenden Entscheidungen über die Zukunft des öffentlichen Nahverkehrs. 2018 sind mehrere Beschlüsse zu zentralen Infrastrukturvorhaben geplant, um das Münchner Schienennetz angesichts der weiter steigenden Bevölkerungszahl und Fahrgastnachfrage deutlich zu erweitern und noch leistungsfähiger zu machen.
Bereits im Januar wird sich der Stadtrat mit der U-Bahn-Entlastungsspange U9 und der Tram-Nordtangente befassen. Im Frühjahr soll der Trassierungsbeschluss zur Tram-Westtangente auf die Tagesordnung kommen. Zu weiteren Vorhaben mit Entscheidungsbedarf zählen die U4 nach Englschalking im Osten, die Erschließung von Freiham im Westen mit der U5 sowie der Ausbau im Münchner Norden zwischen Kieferngarten und Am Hart samt Bayernkaserne.
U-Bahn-Entlastungsspange U9
Implerstraße – Münchner Freiheit, ca. 10,5 km mit vsl. 7 neuen Stationen
Für die U9-Spange liegen vertiefte bauliche Untersuchungen vor. Demnach ist die geplante Neubaustrecke baulich realisierbar, wobei zur tiefergehenden Detaillierung noch weiterer Untersuchungsbedarf besteht. Als Vorzugsvariante haben die SWM in Zusammenarbeit mit dem Baureferat, dem Referat für Stadtplanung und Bauordnung sowie externen Planungsbüros eine Verbindung von einem neu zu bauenden Bahnhof Impler-/Poccistraße über den Esperantoplatz östlich der Theresienwiese (zweiter Wiesn- Bahnhof), den Hauptbahnhof, das Pinakothekenviertel, den Elisabethplatz und die Münchner Freiheit bis zur Dietlindenstraße identifiziert. Hinzu kommt ein Abzweig zur U2 an der Theresienstraße. Die vorliegenden Untersuchungen zeigen, dass die so geführte U9-Spange die gewünschte und erforderliche Entlastung bewirkt und die Betriebsstabilität im Gesamtnetz erhöht. Ein Grundsatzbeschluss des Stadtrats ist noch im Januar 2018 geplant. Insgesamt ist mit einer Bauzeit von ca. zehn Jahren zu rechnen. Die Kosten könnten ersten Annahmen der SWM zufolge rund drei Milliarden Euro betragen; fundierte Schätzungen werden jedoch erst im Rahmen der weiteren Planungen möglich sein. Die U9-Spange entspricht von ihrer Bedeutung und Dimension her der 2. Stammstrecke. Sie verhindert eine Überlastung und damit den Kollaps des U-Bahnsystems. Sie ist die Basis für den weiteren Ausbau des gesamten U-Bahnnetzes, weil sie neue Kapazitäten und Spielräume für weitere Taktverdichtungen schafft. Ferner erhöht sich durch die U9 die Betriebsstabilität – und es entstehen neue Direktverbindungen.
U5 nach Freiham
Pasing Bf. – Freiham Zentrum, ca. 4,5 km mit vsl. 4 neuen Stationen
Eine U-Bahn-Anbindung des neuen Stadtteils Freiham hat einen höheren verkehrlichen Nutzen und größere positive Wirkungen für den ÖPNV-Anteil am Gesamtverkehr als eine Trambahnverbindung, auch wenn sie teurer ist als die Tram. Die verlängerte U5 soll den Pasinger Bahnhof in Ost-West-Richtung mit Freiham Zentrum verbinden, während Busse die Feinerschließung im Quartier übernehmen könnten. Die Kosten für die U5 Verlängerung nach Freiham werden auf mindestens 750 Millionen Euro geschätzt. Die U5-Verlängerung nach Freiham könnte im Anschluss an die anstehende U5- Verlängerung von Laim nach Pasing erstellt werden und damit zwischen 2035 und 2040 in Betrieb gehen. Der Stadtrat hatte das Baureferat im Dezember 2017 beauftragt, die Planfeststellung für den sog. Planfeststellungsabschnitt 77 (Willibaldstraße) zu beantragen und die Entwurfsplanung für die weiteren Abschnitte (Am Knie und Pasing) bis zur Genehmigungsreife voranzutreiben. Das Baureferat hat am 15.12.2017 die Planfeststellungsunterlagen für den Planfeststellungsabschnitt 77 bei der Regierung von Oberbayern eingereicht. Bevor der weitere Ausbau der U5 bis nach Freiham fertiggestellt ist, schlagen die SWM als Übergangslösung vor, das neue Stadtquartier mit Expressbussen zu erschließen und mit dem übrigen ÖPNV zu vernetzen.
U4 Englschalking
Arabellapark – Englschalking (ggf. weiter), ca. 2 km mit vsl. 2 neuen Stationen
Im Münchner Nordosten soll die U4 vom Arabellapark mindestens bis nach Englschalking verlängert und dort mit der S8 verknüpft werden. Dabei wird es auch um die Frage gehen, ob die U4 im Zuge der sich abzeichnenden Siedlungsentwicklung östlich der S8-Trasse (SEM Nordost) über Englschalking hinaus Richtung Messe ausgebaut werden soll. Zwei von drei Planungsvarianten für die Ausgestaltung des Siedlungsgebiets sehen eine Verlängerung der U4 bis zur Messestadt Riem mit ein oder zwei neuen U-Bahnhöfen im Neubaugebiet und Anschluss an den S-Bahnhof Riem vor. Ergänzend zur U4 wird eine Feinerschließung mit der Tram untersucht.
Münchner Norden: U26 / Tram 23
U26: Am Hart – Kieferngarten, ca. 4 km mit 4 neuen Stationen
Tram 23 Nord: Schwabing Nord – Bayernkaserne, ca. 2 km mit 3 neuen Haltestellen
Die Erweiterung des U-Bahnnetzes um die U9-Spange ist auch Voraussetzung für die Querverbindung U26 zwischen Am Hart und Kieferngarten. Sie soll im Anschluss an die U9 gebaut werden. Die Nord-Süd-Erschließung des Areals der ehemaligen Bayernkaserne wird die Tram 23 übernehmen, die von ihrer heutigen Endhaltestelle Schwabing Nord mindestens bis zur Heidemannstraße verlängert wird. Dieses Projekt befindet sich derzeit im Stadium der Vorplanung. Ein Trassierungsbeschluss wird 2019 angestrebt. Bis zur Fertigstellung einer möglichen U26 schlagen die SWM vor, die Ost-West-Achse Am Hart – Kieferngarten durch Expressbusse zu bedienen. Die Kosten werden grob auf rund 700 Millionen Euro geschätzt.
Tram-Westtangente
Romanplatz – Aidenbachstraße, ca. 9 km mit 17 neuen Haltestellen
Die SWM haben die Entwurfsplanung für die Tram-Westtangente gemäß den letzten Stadtratsaufträgen aktualisiert und an die Stadt übergeben. Der Stadtrat entscheidet voraussichtlich im Frühjahr 2018 über den Trassierungsbeschluss. Anschließend werden die SWM die Planungsunterlagen finalisieren, um sie Mitte 2018 bei der Regierung von Oberbayern einzureichen und damit den Antrag auf Planfeststellung zu stellen. Als Bauzeit werden insgesamt ca. drei Jahre erwartet. Ziel ist, die Tram-Westtangente bis 2026 zu realisieren. Die Tram-Westtangente verbindet zahlreiche U-Bahnlinien und Stadtteile direkt miteinander. Fahrten über die Innenstadt können damit vermieden werden. Die zentralen Umsteigebahnhöfe der U-Bahn werden entlastet. Die Kosten werden nach derzeitiger Schätzung bei etwa 168 Millionen Euro liegen.
Tram-Nordtangente
Elisabethplatz – Tivolistraße, ca. 2 km mit 4 neuen Haltestellen
Die SWM aktualisieren und vervollständigen derzeit die vorhandene Vorplanung, nachdem der Ministerrat des Freistaats Bayern der Wiederaufnahme der Planungen im September 2017 grundsätzlich zugestimmt hatte. Der Stadtrat wird noch im Januar 2018 mit dem entsprechenden Grundsatzbeschluss befasst. Auf dieser Grundlage werden die SWM in enger Abstimmung mit der Stadtverwaltung und dem Freistaat Bayern, als Eigentümer des Englischen Gartens, die Entwurfsplanung vorantreiben, die Pläne öffentlich vorstellen und dem Stadtrat im 2. Halbjahr 2019 zur Beschlussfassung vorlegen (Trassierungsbeschluss). Der Planfeststellungantrag („Bauantrag“) bei der Regierung von Oberbayern soll bis Ende 2019 gestellt werden. Der weitere Zeitplan ist unter anderem von der Dauer des Planfeststellungsverfahrens abhängig. Die Kosten könnten einer unverbindlichen Schätzung nach ca. 40 Millionen Euro betragen. Die Tram-Nordtangente mit ihrem Teilstück im Englischen Garten stellt einen wichtigen Lückenschluss mit enormer Netzwirkung dar. Mehrere Stadtteile von Laim über Nymphenburg und Schwabing bis nach Bogenhausen werden direkt und ohne Umweg über die Innenstadt auf Schienen miteinander verbunden. Das entlastet auch die U-Bahn.
*Übersichtsplan U9 (PDF, 6,20 MB)
*Übersichtsplan U4 Englschalking (PDF, 2,99 MB)
*Übersichtsplan U5 Freiham (PDF, 4,66 MB)
*Übersichtsplan U26/Tram23 (PDF, 3,69 MB)