16.02.2018

Hellabrunn: Nachwuchs bei bedrohten Affenarten

Laut Roter Liste der IUCN sind sowohl die ursprünglich aus Nigeria und Kamerun stammenden Drills, als auch die auf der indonesischen Insel Sumatra heimischen Orang-Utans als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft.

Der jüngste Drill im Münchner Tierpark ist schon etwas mehr als zwei Monate alt, kerngesund und ziemlich munter. Ramos kam am 6. Dezember 2017 zur Welt. Kaduna, die dreizehnjährige Mutter des kleinen Drills mit dem rosa Gesicht und den großen Augen, ist mittlerweile sehr erfahren im Umgang mit Nachwuchs, denn dies ist bereits ihr fünftes Baby. Vater ist das fünfzehnjährige Drill-Männchen Bakut. Am liebsten klammert sich Ramos an Mutter Kadunas Bauch. Dort ist es für ihn am sichersten, und zudem ist Mamas Milchbar in unmittelbarer Nähe. Kleine Drills werden bis zu einem Jahr lang gesäugt, probieren aber auch schon im Alter von wenigen Monaten gerne feste Kost. Ausgewachsene Drills fressen hauptsächlich Gemüse und alle Arten von Obst.

Wichtiger Beitrag zur Arterhaltung

In Europa leben knapp 90 Drills in 17 Zoos, in München sind es elf Tiere. Hellabrunn führt das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) und das Internationale Zuchtbuch für diese Affenart. Zudem ist der Münchner Tierpark Mitglied im Verein „Rettet den Drill“, der das Projekt „Pandrillus“ in Nigeria und Kamerun unterstützt. Mit der Zucht der Drills und dem Engagement für in ihrer natürlichen Umgebung lebende Drills leistet Hellabrunn einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Art.

Die Drills wohnen in der Welt der Affen, direkt gegenüber der Orang-Utan-Anlage. Ein Besuch dorthin lohnt sich derzeit allemal, denn auch die Kinderstube der Orang-Utans hat erneut Zuwachs bekommen. Orang-Utan-Dame Jahe, deren im Oktober 2016 geborener Sohn Quinn liebevoll von Matra aufgezogen wird, hat erneut ein Baby zur Welt gebracht. Auch dieses Jungtier, dessen Geschlecht noch nicht feststeht, wird von Matra großgezogen. „Da das Jungtier nachts zur Welt kam, können wir nicht genau sagen, wie es dazu kam, dass Matra erneut die Mutterrolle für Jahe übernommen hat“, erklärt die zuständige Kuratorin Beatrix Köhler und weiter: „Wir beobachten aber, dass das Baby kerngesund ist und sich Matra ganz hingebungsvoll um das jüngste Familienmitglied kümmert.“ Sie hat die Aufzucht sehr gut im Griff und kann alle Babys ausreichend versorgen. Die beiden älteren Tiere, Quentin und Quinn, sind schon oft ganz selbstständig in der Anlage unterwegs und ernähren sich bereits zum Großteil von fester Kost wie Obst und Gemüse.

Orang-Utan-Baby wird gut versorgt

Dass sich ein Orang-Utan-Weibchen neben den eigenen Jungtieren auch um das anderer Weibchen kümmert, ist sowohl im natürlichen Lebensraum der Tiere, als auch in Zoos nichts Ungewöhnliches. „Im Fall von Jahe, die ein sehr introvertierter Orang-Utan ist, wäre es natürlich schön gewesen, wenn sie die Aufzucht ihres Kindes selbst übernommen hätte“, so Beatrix Köhler, „da haben wir jedoch keinen Einfluss drauf. Wichtig ist nun, dass das Baby gut versorgt wird – und da können wir uns bei Matra und ihrer Erfahrung mit Jungtieren sicher sein.“ Vater des jüngsten Spross ist wieder Hellabrunns Orang-Utan-Mann Bruno. Er ist bereits über dreißig Mal Vater geworden und wird am 18. Februar stattliche 49 Jahre alt. Damit ist er der älteste in einem Zoo lebende Orang-Utan in Europa. In Hellabrunn leben derzeit zehn Orang-Utans.

Auch Tierpark-Direktor Rasem Baban freut sich über den zahlreichen Nachwuchs im Affenhaus: „Innerhalb kürzester Zeit wurden in Hellabrunn nun vier Orang-Utan-Babys und fünf Drill-Babys geboren. Auf diese Zuchterfolge sind wir besonders stolz, da sowohl die Drills, als auch die Orang-Utans zu den bedrohtesten Affenarten der Welt zählen.“

Der natürliche Lebensraum der Sumatra-Orang-Utans ist einzig die indonesische Insel Sumatra. Sie sind Meister im Klettern und bewegen sich dank ihrer sehr langen Arme, die eine Spannweite von etwa 2,20 Meter erreichen können, sicher von Baum zu Baum. Hellabrunn engagiert sich seit vielen Jahren für ein Projekt der Zoologischen Gesellschaft
Frankfurt, die auf Sumatra, im Nationalpark Bukit Tigapuluh, eine Auswilderungsstation betreibt. Die Station liegt im Zentrum Sumatras, wo seit mehr als 150 Jahren keine Orang-Utans mehr leben. Ziel des Projekts ist es, in Bukit Tigapuluh durch Auswilderungen eine sogenannte Rettungsboot-Population für Sumatra-Orang-Utans aufzubauen. Beschlagnahmte und verwaiste Tiere werden monatelang auf die Auswilderung vorbereitet. Mit großem Erfolg: Bis heute konnten bereits mehr als 160 Orang-Utans ausgewildert werden.

Tierpark Hellabrunn, Fotos: Marc Müller, Jörg Koch

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