22.04.2014, 01:00 Uhr
Pollen fliegen nur im Frühjahr.
Schön wärs, wenn’s so wär! Aber natürlich blühen auch im Sommer verschiedene Blumen und Gräser, bis in den Herbst hinein. Allerdings ist Frühling Hochsaison für Heuschnupfler, viele der Frühlingsblüher sind stark allergen, zum Beispiel Hasel und Erle, und: Man nimmt sie nach dem Winter besonders stark wahr – daher vielleicht der Mythos. Ein Pollen-Ende ist erst im Oktober/November in Sicht, wenn die letzten Kräuter ihre Produktion vor der Winterpause einstellen. Die gute Nachricht: Dieses Jahr war der Pollenflug wegen des nicht vorhandenen Winters ungewöhnlich stark und früh – und ist deswegen auch schon weitgehend überstanden!
Pollen-Medikamente machen müde und schlapp.
Das kommt aus der ersten Zeit der Antihistaminika. Diese haben die allergische Reaktion unterdrückt, aber auf Kosten der „Vitalität“, das heißt, man fühlte sich müde und schlapp. Inzwischen gibt es neue Medikamente, die diese Nebenwirkungen nicht mehr oder zumindest nicht mehr so stark haben. Denn moderne Wirkstoffe gelangen kaum mehr ins zentrale Nervensystem und beeinflussen daher unser Reaktionsverhalten nicht mehr. Oftmals ist es der Heuschnupfen selbst, der schlapp macht.
Sauberkeit schützt Kinder vor Heuschnupfen.
Nein – denn je öfter Kinder Infektionen ausgesetzt sind, desto geringer scheint die Allergiegefahr zu sein. Durch zu viel Hygiene verkümmert das Immunssystem des Kindes und macht es umso anfälliger. Aber: Die Pollen abwaschen ist natürlich sehr hilfreich. So sollten Kinder (und auch Erwachsene) jeden Tag Haare waschen, dort halten sich besonders viele Pollen. Und vor allem auch Ihr Schlafzimmer pollenfrei halten: Legen Sie die getragene Kleidung in einem anderen Raum ab.
Mit Heuschnupfen darf man nicht im Garten arbeiten.
Nein, lassen Sie sich Ihre Gartenarbeit nicht vermiesen! Tragen Sie aber Ihre Gartenkleidung ausschließlich draußen, waschen Sie sie oft und mähen Sie Ihren Rasen oft – je länger er wird, desto besser eignet er sich als Pollenfänger. Ein Tipp wäre auch: Achten Sie auch darauf, dass Sie früh am Morgen, an windstillen oder feuchten Tagen im Garten arbeiten. Und wenn’s zuviel wird, gehen Sie ins Haus.
Kinder, die auf dem Land leben, haben häufiger Heuschnupfen
Im Gegenteil. Laut einer Schweizer Studie ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein „Landkind“ an Heuschnupfen erkrankt, dreimal niedriger als bei Stadtkindern. Man vermutet, dass diese ein nicht so trainiertes Immunsystem haben, das für die steigende Anzahl an Allergikern verantwortlich ist. Durch den verringerten Kontakt mit Bakterien sei das Immunsystem weniger trainiert.
Sojaprodukte trotz Heuschnupfen?
Erdbeeren und Obstsäfte kratzen im Hals bei Pollenallergie ? Das sind sogenannte Kreuzallergien. Heißt: Man ist nicht gegen das zweite Produkt allergisch, sondern auf die Kombination. Birkenpollenallergiker haben z.B. ein besonders hohes Risiko für allergische Reaktionen bei sojahaltigen Lebensmitteln. Denn das Hauptallergen der Birke zeigt eine große Ähnlichkeit mit dem Soja-Allergen. Dadurch kann es zu einer Kreuzallergie kommen.
Am Land abends lüften, in der Stadt morgens – ist da was dran?
Ja, das bringt etwas. Auf dem Land sind morgens die Pollenkonzentrationen hoch, in der Stadt abends. Lüften Sie daher Ihre Wohnung in ländlichen Gebieten abends zwischen 19 und 24 Uhr, in der Stadt morgens zwischen 6 und 8 Uhr.
Impfen erhöht das Risiko für Allergien.
Laut der Deutschen Gesellschaft für Allergologie gibt es dafür keine wissenschaftlichen Belege. Vielmehr gibt es Hinweise aus Studien, dass Impfen sogar das Allergierisiko senken kann.
Allergien kommen und gehen.
Das stimmt. Eine Allergie ist kein Befund, der seit dem Kindesalter besteht und für immer bleibt. Andererseits ist man auch nicht sicher vor neu auftretenden Allergien. Ein Grund dafür ist, dass unser Körper die Auslöser der Allergie schlichtweg „vergessen“ kann und nicht mehr auf sie reagiert. Eine Ei- oder Kuhmilchallergie im Kindesalter kann im Erwachsenenalter verschwinden. Doch auch der umgekehrte Fall ist möglich: Plötzlich reagiert man im Alter allergisch auf Pollen, obwohl man bis dahin nie Probleme hatte.
Unsere Psyche kann Allergien verschlimmern.
Auch das stimmt. Die Psyche scheint wie so oft auch bei den Allergien ein Wörtchen mitzureden. Laut einer Studie (von Wissenschaftlern der Ohio State Universität) kann Stress allergische Symptome verstärken. So können Menschen mit Pollenallergie während des Pollenflugs stärker auf die Allergene reagieren, wenn sie zur gleichen Zeit Ärger im Privat- oder Berufsleben haben. Klinische Studien wie diese zeigen sogar, dass psychische Faktoren bei rund einem Drittel der Allergiker Beschwerden verstärken können.
Kalzium hilft bei Allergie
Ja, das hilft sogar oft. Früher griffen Allergiker auf Kalzium zurück. Besonders bei Juckreiz half Kalzium. Heutzutage gibt es kaum mehr Studien zum Thema Kalzium und Allergie. Auch weil man nicht ganz verstanden hat, warum es wirkt, wird es selten angewendet. Das heißt aber noch lange nicht, dass es schlecht ist. Experten gehen sogar davon aus, dass Kalzium in den kommenden Jahren bei allergischen Haut- und Atembeschwerden wieder an Bedeutung gewinnen wird.
ms