Bild: ZDF / Jule Roehr
21.11.2019

Georg Köttner aus dem Landkreis Freising erhält den XY-Preis

Aktenzeichen XY – die ZDF-Sendung, bei der regelmäßig ungelöste Kriminalfälle vorgestellt werden, ist fast jedem Deutschen geläufig. Für die Aufdeckung eines schweren Falles von Missbrauch wurde jetzt Georg Köttner aus Paunzhausen im Landkreis Freising belohnt.  Ihm wurde am Mittwoch, 20. November, von Bundesinnenminister Horst Seehofer der XY-Preis – Gemeinsam gegen das Verbrechen“ verliehen.

Das ist die unglaubliche Geschichte von Georg Köttner

Georg Köttner ist Angestellter einer Bundeswehr-Universität, früher hatte er einen eigenen Kfz-Betrieb. Da ihn ein Freund gebeten hatte, dessen Auto abzuholen und in seiner Werkstatt unter die Lupe zu nehmen, ist er am 19. Dezember 2017 am späten Nachmittag mehrfach zwischen den kleinen Ortschaften Paunzhausen und Johanneck unterwegs. Dabei fällt ihm immer wieder ein weißer Kleinbus auf, der an einer Straße geparkt steht, auf der nur selten Fahrzeuge unterwegs sind. „Beim ersten Mal stand er in der Nähe einer Kreuzung und ich dachte, dass der Fahrer vielleicht ein Kurier ist, der auf dem Handy seine Route sucht“, so Georg Köttner.

Gut 90 Minuten später sieht Köttner das Fahrzeug wieder, diesmal etwa 80 Meter weiter, bei einem Silo geparkt. Noch immer kann er nicht erkennen, wer sich in dem Kleinbus befindet. Nachdem Köttner das inzwischen reparierte Auto wieder bei seinem Freund abgeliefert hat, fährt er kurz darauf die Strecke ein drittes Mal entlang – diesmal mit seinem eigenen Wagen. „Inzwischen war es bereits dunkel geworden, und ich konnte sehen, dass in der Fahrerkabine Licht brannte. Plötzlich hat aus der Beifahrerseite ein junges Mädchen rausgeschaut, mit einem gequälten Blick, den ich mein Leben lang nicht vergessen werde!“

Georg Köttner fährt nun langsamer, und jetzt fällt ihm am Heck des Kleinbusses ein „Schulbus“-Emblem auf. Bei dem 51-Jährigen schrillen alle Alarmglocken. „Ich musste unbedingt nachsehen, was da vor sich ging, hielt es aber für sinnvoll, mir Unterstützung zu holen.“

Georg Köttner fährt schnell zu einem Freund, der nicht weit entfernt wohnt und pensionierter Polizist ist. Gemeinsam kehren sie zu dem Kleinbus zurück und öffnen die Türen.

Am Steuer sitzt ein 71 Jahre alter Mann, der im Begriff ist, ein zehnjähriges Mädchen sexuell zu missbrauchen und intime Fotos von dem Kind zu machen. Die beiden Männer kümmern sich um die völlig verstörte Schülerin und rufen die Polizei, die den Mann festnimmt.

Wie sich herausstellt, hatte der Täter als Schulbusfahrer eine enge Beziehung zur Familie des Mädchens aufgebaut und das Kind seit gut einem Jahr immer wieder missbraucht. Der 71-Jährige legt ein Geständnis ab und wird vom Landgericht Landshut zu einer Freiheitsstrafe von viereinhalb Jahren verurteilt. Dieses ehrte Georg Köttner öffentlich und lobte ihn für sein selbstloses und couragiertes Verhalten.

XY-Jury: Größter Respekt für Georg Köttner

Dank seiner besonderen Aufmerksamkeit und Umsicht konnte Georg Köttner die seit einem Jahr andauernde seelische und körperliche Tortur des Mädchens beenden. Der Täter konnte somit seiner Strafe zugeführt werden. 

Er wurde im richtigen Moment misstrauisch und zog die richtigen Schlüsse. Statt sich allein in eine unabwägbare Situation zu begeben, reflektierte Georg Köttner seine Handlungsoptionen und beschloss, Unterstützung hinzuzuziehen.

Georg Köttner würde heute jederzeit wieder so reagieren

Zivilcourage ist sehr wichtig, solche Fälle wie dieser würden sonst vielleicht nie aufgedeckt werden. Ich finde, mehr Menschen sollten Zivilcourage zeigen.

Georg Köttner, XY-Preisträger

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