Maßkrug heben, Bierbanksitzen und langes Anstehen am Zelt – das Münchner Oktoberfest ist nicht nur eine Mordsgaudi für die Seele, sondern auch eine außergewöhnliche Belastung für die Gelenke!

Darüber, wie wir „gelenkfit“ auf der Wiesn bleiben, hat Radio Arabella mit zwei Experten gesprochen: Dr. Willibald Walter, Ärztlicher Leiter, und Caroline Skuhr, Orthopädin und Unfallchirurgin in der Orthopädie des Marianowicz Medizin Zentrums in München.

Welches Gelenk ist an einem langen Wiesn-Tag am meisten belastet?

Caroline Skuhr: Wenn man an den klassischen Bierzelt-Aufenthalt denkt, ist das in erster Linie ganz klar der Rücken bzw. die Wirbelsäule. Eine Bierbank ist ungepolstert und es ist zu eng, um regelmäßig etwa seine Position ändern zu können. Auch regelmäßiges Aufstehen, um sich zu bewegen, ist schwierig – sonst verliert man am Ende den Platz am Tisch! Fünf, sechs Stunden in mehr oder weniger einer Position zu verharren, ist auf dem Oktoberfest keine Seltenheit – und für den Rücken und alle weiteren Gelenke eine echte Belastung.

Was kann man machen, um Gelenkschmerzen vorzubeugen? Kann man sich und seine Gelenke auf einen langen Wiesntag vorbereiten?

Dr. Willibald Walter: Einmal in der Woche einen vollen Maßkrug eine Minute mit gestrecktem Arm halten. Nein, Spaß beiseite. Prinzipiell hilft eine gute Fitness, Gelenkschmerzen vorzubeugen – auch auf dem Oktoberfest. Aber schauen wir einmal auf eine ganz spezielle Körperstelle: Zu einer schönen Tracht gehört auch ein entsprechend schöner Schuh. Bei Frauen heißt das in der Regel Absatz-, bei Männern Trachtenschuh. Doch natürlich ist ein langer Tag auf der Wiesn in High Heels eine außerordentliche Belastung – nicht nur für die Füße, sondern insbesondere auch für den Rücken, denn das Tragen von Absätzen lässt das Becken so kippen, dass die Strukturen im Rücken mehr schmerzen können. Wer schonender mit seinem Rücken umgehen will oder bereits latente Schmerzen an der Wirbelsäule verspürt, sollte daher auf Sneaker ausweichen.

Wenn die Schmerzen bereits da sind – gibt es ein Mittel zur schnellen Abhilfe?

Caroline Skuhr: Regelmäßig aufstehen, regelmäßige Bewegung und Positions- bzw. Haltungswechsel helfen dabei, Schmerzen erst gar nicht zu provozieren. Dr. Walter ergänzt: Ist das nicht so einfach möglich und nur ein kleiner Raum verfügbar, hilft es bei Rückenschmerzen durch langes Sitzen unmittelbar, seine Arme auf den Tisch zu stützen und sich etwas nach vorne zu lehnen. Das „Vornüberbeugen“ bringt eine gewisse Entlastung der kleinen Wirbelgelenke.

Was empfehlen Sie aus Ihrer Expertensicht – wie sollte man sich auf dem Oktoberfest verhalten, um den Tag möglichst gelenkschonend zu verbringen?

Dr. Willibald Walter: Sitzen, gehen, tanzen, stehen – die Mischung macht‘s! Prinzipiell ist das Oktoberfest aber nicht schädlich für die Gelenke und wir als Orthopäden würden auch niemals davon abraten, auf die Wiesn zu gehen – wir selbst gehen ja auch.

Caroline Skuhr: Natürlich sollte man darauf achten, eine möglichst gerade Haltung einzunehmen, nicht nach vorne einfallen, sondern Schultern zurück, immer mal wieder die Bauchmuskeln aktivieren etc. Aus Orthopäden-Sicht können wir das Tanzen auf den Bierbänken übrigens wärmstens empfehlen – dadurch bewegt man sich und aktiviert seine Muskelpumpe. Das tut dem Kreislauf und letztlich auch den Gelenken gut. Andernfalls könnte das ganze Wasser im Körper in die Füße absenken. Diese schwellen dann natürlich an und das führt zu weiteren Schmerzen. 

Ab wie vielen getragenen Maßkrügen wird es für eine Wiesnbedienung ungesund?

Caroline Skuhr: Es kommt auf den körperlichen Gesamt- bzw. Trainingszustand an. Dr. Willibald Walter: Und auf die Technik. Mit der richtigen Technik und Haltung ist es problemlos möglich, 16 Maßkrüge zu tragen.

Und last, but not least: Wie bereiten Sie sich selbst als Orthopäden aufs Oktoberfest vor?

Dr. Willibald Walter: Die wichtigste Vorbereitung ist im Prinzip, dass man die richtigen Schuhe an hat – diese sollten nicht zu eng, sondern bequem sein. Vielleicht noch ein Tipp: Wenn man Probleme mit der Wirbelsäule hat, sollte man stauchende Fahrgeschäfte vermeiden – z. B. Autoscooter. Also alle Dinge, die nicht geführt sind, die spontan passieren – da wäre ich zurückhaltend. Was man bei alledem aber nicht vergessen sollte: Was der Seele gut tut, tut auch dem Körper gut.

Über Marianowicz Medizin:

Zeit für Gesundheit: Im Marianowicz Medizin Zentrum für Diagnose & Therapie in München fühlt sich das Team rund um den Ärztlichen Leiter Dr. med. Willibald Walter und Gründer Dr. med. Martin Marianowicz diesem Versprechen täglich verpflichtet. Im Fokus steht die nicht-operative Behandlung akuter und chronischer Erkrankungen des gesamten Bewegungsapparates, von Erwachsenen wie von Kindern. Insgesamt sechs Fachärzte, sechs Fachangestellte und drei Sportwissenschaftler spannen den Bogen zwischen modernster multifaktoreller Diagnostik und innovativen Therapieformen auf Spitzenniveau: von orthopädischen Check-ups und Bodynostik (Bewegungslabor) über Kinderorthopädie bis hin zu interventionellen Schmerztherapien und Sportmedizin. Den ganzheitlichen Ansatz verdeutlicht die enge Zusammenarbeit mit Radiologie, Neurologie, Psychosomatik, Psychotherapie, Kardiologie, Gastroenterologie und Allgemeinmedizin unter einem Dach. Besonderer Wert wird auf einen Faktor gelegt, der heute nicht selbstverständlich ist: Zeit. So geht jeder Behandlung ein intensives Patientengespräch voraus, damit die individuell bestmögliche Therapie eingeschlagen werden kann. Das Zentrum gehört zur ATOS Gruppe mit insgesamt zwölf stationären Kliniken, 24 ambulanten Standorten und der Holding-Gesellschaft in München und zählt damit zu den führenden Unternehmen in der orthopädischen Spitzenmedizin. www.marianowicz.de