München, Kammerspiele 1994 (WA), R: Dieter Dorn, Titel der Veranstaltung: Faust-Welten / Deutsches Theatemuseum
2018 steht München vom 23. Februar bis 29. Juli fünf Monate lang im Zeichen von Goethes berühmtester Tragödie. Das Faust-Festival ist eine Initiative der Kunsthalle München und des Gasteig. Die Idee für das Festival entstand bei den Planungen zur Ausstellung „Du bist Faust − Goethes Drama in der Kunst“, die zeitgleich in der Kunsthalle München zu sehen ist. Direktor Roger Diederen ist überzeugt von der Strahlkraft des „Faust“: „Der Text ist immer noch hoch aktuell und kann auf unterschiedlichsten Ebenen die Menschen zusammen-bringen. Eine derartige Kooperation gab es in München noch nie.“
Vielfältig, bunt und für jedermann – so wendet sich das Faust-Festival an Kulturfans und Neugierige, an Alt und Jung, Münchner und Touristen. Für jeden ist etwas dabei: Ausstellungen, Konzerte, Workshops, Vorträge, Theatervorstellungen, Filme, Partys, Performances etc. Dabei geht es auch darum, bis heute allgegenwärtige Themen zu erschließen, im alten Stoff neue Facetten zu entdecken und nicht zuletzt Berührungsängste mit dem großen Klassiker abzubauen.
Am Mittwoch, den 21. Februar, eröffnet das Faust-Festival mit einer „Faust-Late-Night-Show“ im Festivalzentrum Gasteig. Den Abend gestalten u.a. Kabarettistin und Schauspielerin Luise Kinseher, die Jazzrausch Bigband und Bariton Christian Lange. Durch die Veranstaltung führt Eva Mähl, bekannt aus ihrer langjährigen Tätigkeit als Moderatorin für „Galileo“ oder „taff“. Parallel präsentiert das Kaufhaus Ludwig Beck am Münchner Marienplatz eine Faustische Schaufensterinstallation, mit der Künstler und Bühnenbildner Philipp Fürhofer das Festival auch in den öffentlichen Raum verlagert. Am 23. Februar starten zahlreiche Ausstellungen; am Abend findet die offizielle Eröffnungsparty mit rupidoo im Gasteig statt. In der folgenden Woche spricht Sahra Wagenknecht mit Manfred Osten über die Glücksutopie in „Faust II“ und der Theaterkritiker C. Bernd Sucher verleiht seiner Anti-Leidenschaft für das in seinen Augen überschätzte Werk Ausdruck. Insgesamt gibt es in der Eröffnungswoche 33 verschiedene Veranstaltungen sowie 16 Ausstellungen und Dauerveranstaltungen zu sehen.
Im März locken zahlreiche Konzerte mit der enormen Vielfalt der „Faust“-Vertonungen. Der Richard-Wagner-Verband beschäftigt sich mit den Spiegelungen von „Faust“ bei Wagner, am Klavier Gerold Huber. Das Münchener Kammerorchester zeigt seine „Sympathy for the Devil“ mit Werken von Niccolò Paganini bis George Crumb (*1929). In der Allerheiligen Hofkirche wird das neue Werk für Glasharmonika von Friedrich Heinrich Kern uraufgeführt.
Im Residenztheater spielt Bibiana Beglau abermals die Rolle des Mephisto, für die sie mit dem Theaterpreis FAUST ausgezeichnet wurde. Klaus Maria Brandauer liest bei Ludwig Beck, Thea Dorn ist im Gespräch im Gasteig. Die Berlinerin Bridge Markland packt „Faust“ mit ihren Puppen in eine Box und das BRETTERHAUS Wien zeigt „FAUST III“.
Mit einer 19-teiligen Filmreihe präsentiert das Münchner Stadtmuseum 100 Jahre Faust-Filmgeschichte auf der Leinwand – die Regisseure Werner Fritsch und Szabó sind bei ihren Filmen zu Gast. Hinaus in die Stadt geht es mit den Osterspaziergängen zwischen Gasteig und Monacensia. Der Konzeptkünstler und Sounddesigner Mathis Nitschke lädt mit seiner App „Vergehen“ zu einem musikalischen Hörspaziergang ein.