Man braucht schon etwas Zeit, um das jüngste Familienmitglied der Klammeraffen zu entdecken: Denn wenn die Mutter auf der Außenanlage waghalsig von Seil zu Seil klettert, dann hält sich das Kleine so fest am Bauch der Mutter, dass man es fast nicht erkennen kann. Bereits am Tag der Geburt waren Mutter und Kind fest aneinander geklammert draußen unterwegs. Und auch die älteren der Gruppe waren von Anfang an ganz interessiert an dem Neuankömmling – doch die 32-jährige Mutter Tarantula versteckt ihr Junges schützend unter den Achseln. Da helfen auch keine ‚Luftsprünge‘ von Schwester Nina, geboren 2013, die doch so gerne mal mit dem Nachwuchs spielen würde. So lange die Mutter das Junge noch so eng am Körper trägt, ist es für die Tierpfleger noch nicht möglich, das Geschlecht des Tieres zu bestimmen.
Charakteristisch für Braunkopfklammeraffen sind vor allem die langen und dünnen Gliedmaßen. Zudem sind die Primaten mit einem 60 bis 85 Zentimeter langen Greifschwanz ausgestattet, der bei ihren oftmals heiklen Kletteraktionen sogar alleine das gesamte Körpergewicht tragen kann. Braunkopfklammeraffen sind wahre Kletterkünstler, in ihrem natürlichen Lebensraum, den Regenwäldern Süd- und Mittelamerikas, bewohnen sie bevorzugt den Kronenbereich hoher Bäume. Sie ernähren sich vegetarisch, Hauptbestandteile Ihrer Nahrung sind Blätter und Früchte. Ein Braunkopfklammeraffen-Weibchen ist im Alter von vier bis fünf Jahren geschlechtsreif. Eine Schwangerschaft dauert etwa acht Monate. Nach der Geburt lebt der Nachwuchs fast zwei Jahre bei seiner Mutter, bevor das Jungtier entwöhnt wird.
Im Tierpark Hellabrunn leben insgesamt fünf Braunkopfklammeraffen – neben dem neuesten Nachwuchs und Schwester Nina noch ein weiteres Weibchen, Silka, und die beiden, mit 32 Jahren nicht mehr ganz so jungen, Eltern Tarantula und Husky. Laut der ‚Roten Liste gefährdeter Arten‘ sind Braunkopfklammeraffen vom Aussterben bedroht. „Es besteht ein hohes Risiko des Aussterbens im natürlichen Lebensraum in unmittelbarer Zukunft“, so Biologe Carsten Zehrer und weiter: „umso mehr freuen wir uns über den neuesten Nachwuchs in Hellabrunn!“
Damit die Erhaltungszucht auch weiterhin erfolgreich bleibt, werden auch immer wieder Tiere zwischen europäischen Zoos ausgetauscht, so kann Inzucht vermieden werden. Deshalb wird Husky demnächst vom Münchner Tierpark nach Berlin umziehen. Im Gegenzug wird Hellabrunn das Männchen Tuta aus dem Zoo im schwedischen Aalborg erhalten. So kann dann eine neue Generation an Braunkopfklammeraffen in Hellabrunn heranwachsen. Seit 1991 setzt sich der Tierpark im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms für den Erhalt dieser Tierart ein. Derzeit leben in Europa etwas über 200 Tiere in Zoos.
Wer die Münchner Braunkopfklammeraffen in besonderem Maße unterstützen möchte, hat die Möglichkeit einer Tierpatenschaft. Mit dieser Patenschaft unterstützen die Paten den Tierpark nicht nur bei der Pflege und Versorgung der Tiere, sondern engagieren sich damit auch nachhaltig für den Artenschutz.