„Mama, da sind Haie!“ Diesen Ausruf aus Kindermund hört man hier zwar öfter, aber die damit gemeinten Fische, die sich ebenso langsam und majestätisch bewegen wie manche Hai-Art und wie diese eine asymmetrische Schwanzflosse tragen, sind dann doch ganz anderer, ungefährlicher Natur: 16 Störe tummeln sich in dem 375.000 Liter fassenden Außenbecken in Hellabrunn: Weiße, Russische und Sibirische Störe sowie eine Art, die Sternhausen heißt.
„Störe kann man als lebende Fossilien bezeichnen, denn es gibt sie bereits seit mehr als 200 Millionen Jahren.“, erzählt Zoodirektor Rasem Baban. „Auch aufgrund ihrer komplizierten Biologie sind sie besonders interessante Fische. Je nach Art besitzen sie 120 bis 240 Chromosomen. Wir Menschen haben nur 46. In Hellabrunn leben vier verschiedene, bedrohte Stör-Arten.“
Die 16 Störe, die in Hellabrunn leben, sind zwischen acht und zehn Jahren alt. Der aufgrund seines Kaviars wohl bekannteste Stör der insgesamt 74 existierenden Stör-Arten, der Beluga, kann bis zu 100 Jahre alt und bis zu einer Tonne schwer werden. Störe leben im Meer und kommen nur zum Ablaichen ins Süßwasser. Die Hellabrunner Störe sind allerdings noch zu jung zur Vermehrung.
Störe haben – bis auf den Beluga-Stör – ihr Maul an der Unterseite und tasten mit ihren Barthärchen, die sich am Unterkiefer befinden, am Grund nach Nahrung. Sie fressen hauptsächlich Würmer, Weichtiere, Krebse, Insektenlarven, Muscheln und Fische. Die zahnlosen Störe saugen ihre Beute dabei mit ihrem spitzen Maul an und zerkleinern sie mit einer knöchernen Kauleiste. Störe haben keine Gräten, ihr Skelett besteht aus Knorpel. Sie tragen keine Schuppen, sondern schützen sich durch Knochenplatten auf ihrer Haut.
Nahezu alle Stör-Arten sind stark gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht. Ihr begehrtes Fleisch und die als Kaviar bekannten Fischeier haben zur massiven Überfischung und zum Rückgang der Stör-Bestände geführt. Gewässerausbau und Umweltverschmutzung gefährden die Bestände zusätzlich. Der in Deutschland heimische Europäische Stör wurde vor etwa 100 Jahren ausgerottet. Wiederansiedlungsprojekte sollen die Rückkehr des Störs nach Deutschland ermöglichen.