Ein scheinbar harmloser Streit um einen selbstgebauten Steckerlfischgrill hat vor dem Landgericht München II eine unerwartete Wendung genommen. Was als freundliche Leihgabe begann, entwickelte sich zu einem erbitterten Rechtsstreit zwischen zwei Schwagern aus Dietramszell und Eurasburg. Die Familie ist nun zerstritten, der Grill ruiniert und der Fall sorgt für Kopfschütteln.
Der Konflikt nahm seinen Anfang, als Herr W., ein mittlerweile pensionierter Kunstschmied aus Dietramszell, vor einigen Jahren einen hochwertigen Steckerlfischgrill aus Edelstahl anfertigte. Allein der Materialwert des Grills wurde auf rund 800 Euro geschätzt. Herr W. lieh das Gerät seinem Schwager, Herrn H. aus Eurasburg, für eine Feier im Garten. Doch anstatt den Grill nach der Feier zurückzugeben, behielt Herr H. ihn und nahm mehrere Veränderungen daran vor.
Jahre später, als Herr W. den Grill zurückforderte, erkannte er ihn kaum wieder: Ein zusätzlicher Unterbau war montiert, Farbe hineingesprüht und einige Edelstahlspieße ausgetauscht. Für Herrn W. war klar: Der Grill war ruiniert und praktisch unbrauchbar. Zudem weigerte sich Herr H., das Gerät zurückzugeben, da er es mittlerweile als sein Eigentum betrachtete.
Da ein Einigungsversuch scheiterte, reichte Herr W. Klage wegen Unterschlagung ein. Das Amtsgericht Wolfratshausen nahm den Fall ernst: Zwölf Zeugen wurden geladen, und der Grill wurde sogar im Gerichtssaal begutachtet. Das Urteil fiel zugunsten von Herr W. aus, der Grill wurde ihm zugesprochen. Doch sein Schwager legte Berufung ein, wodurch der Fall vor das Landgericht München II gelangte.
Richter Clemens Turkowski zeigte wenig Verständnis für den Streit. „Das Ganze ist höchst skurril“, bemerkte er, konnte sich aber des Eindrucks nicht erwehren, dass der Grillstreit nur ein Vorwand für tieferliegende familiäre Konflikte sei.
Tatsächlich bestätigte Herr H., dass es in der Familie zu Erbschaftsstreitigkeiten gekommen sei. Herr W. wies dies jedoch vehement zurück und bestand darauf, dass es ihm nur um die hochwertigen Edelstahlspieße ginge, die nach dem Umbau offenbar nicht mehr vorhanden waren.