Polizisten in Spezialausrüstung vor dem Olympia-Einkaufszentrum in München. Foto: L. Schulze/Archiv
29.07.2016

Einsatzleiter beim Amoklauf sieht Verbesserungspotenzial

«Ich sehe insbesondere im Training Verbesserungspotenzial, dass man das speziell für die Terrorgeschichte noch verstärkt trainiert mit allen Beteiligten», sagte der 49-Jährige am Freitag der Deutschen Presse-Agentur.

«Ich bin aber auch sicher, dass man im Nachhinein konstruktiv-sachliche Gespräche führen muss, was kann man noch verbessern, wo gibt es noch Verbesserungspotenzial in der Zusammenarbeit mit anderen Beteiligten und insbesondere vor dem Hintergrund dieser Terrorgefahr.»

Obwohl es nur am Olympia-Einkaufszentrum tatsächlich Schüsse gab, verbreiteten sich Gerüchte über Anschläge an anderen Orten der Stadt. Deshalb war die Polizei anfangs von einer Terrorlage ausgegangen. Als Blaupause für einen echten Terrorfall sieht Rudolph den Einsatz aber nicht. Das sei schwierig, «weil jeder Einsatz anders ist», sagte er. «Insbesondere in solchen Situationen, die sehr dynamisch sind und wo man eigentlich nicht genau abschätzen kann, was passiert.»

Die Münchner Polizei reagiert nach eigener Aussage mit «Gelassenheit» auf den Vorwurf, während des Amoklaufs am Freitag vergangener Woche schwere Fehler begangen zu haben. «Wir stehen über solcher Berichterstattung, werden aber auch nichts unter den Teppich kehren», sagte Polizeisprecher Thomas Baumann am Freitag.

Die Tageszeitung «taz» hatte unter anderem kritisiert, dass bewaffnete Zivilbeamte nicht als Polizisten zu erkennen gewesen waren und so für weitere Täter gehalten wurden. Auch dass ein Beamter den Amokschützen verfehlt hätte, wurde der Polizei vorgeworfen. «Der betreffende Schütze hätte den Täter selbst gerne getroffen», sagte Baumann. «Aber nicht jeder Polizist ist ein SEK-Beamter, und die Qualität der Treffergebnisse ist nicht bei jedem gleich.»

Dass nicht alle eingesetzten Beamten auch eindeutig gekennzeichnet waren, erklärte Baumann mit «Einzelfallentscheidungen». Es sei zwar erste Prämisse, dass Einsatzkräfte erkennbar seien. «Aber wo andere weglaufen, da laufen wir rein. Es geht um extrem schnelles Handeln. Und es ist unter Umständen auch besser, sich unter Deckung und in zivil vorzutasten.» Amtsanweisungen gebe es diesbezüglich nicht.

Um den gesamten Einsatz nachzuvollziehen, sollen in den kommenden Wochen alle Einsatzabschnitte nachbereitet und Gutachten erstellen werden. «Möglicherweise werden wir aus den Erkenntnissen auch die eine oder andere Konsequenz ziehen», sagte Baumann.

dpa-infocom

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