02.08.2015

DTM: Mortara und Ekström siegen für Audi

Unter schwierigsten Bedingungen im strömenden Regen erkämpfte sich am Sonntag Audi-Pilot Mattias Ekström vor 52.000 Zuschauern nach 34 Runden den Sieg. Für den Schweden, der in Spielberg zuvor noch nie auf Podium stand, lief der Sonntag wie am Schnürchen. Zunächst sicherte sich Ekström in der letzten Runde des Qualifyings die Pole-Position, fuhr im Rennen die schnellste Rennrunde und verteidigte die Führung nach einem packenden Fight mit Gary Paffett. „Ich musste volles Risiko gehen. Ein tolles Duell, ein toller Sieg“, freute sich Ekström, der nach seinem Sieg auch die Führung in der Gesamtwertung übernommen hat. Hinter Paffett komplettierte der Samstagssieger Edoardo Mortara das Podium. So faszinierend der Kampf an der Spitze auch war, das große Thema nach dem Fallen der Zielflagge war ein ganz anderes: Ein Funkspruch an den Audi-Piloten Timo Scheider, der schwere Folgen für den „DTM-Halbzeit-Champion“ Pascal Wehrlein und seinen Markenkollegen Robert Wickens hatte.

Eine Szene in der letzten Rennrunde sorgte für Aufregung: Als Robert Wickens den hinter ihm fahrenden Timo Scheider im Audi blockte und Pascal Wehrlein auf diese Weise an beiden auf den sechsten Rang vorbeizog, war die Enttäuschung in der Audi-Box groß. „Timo, schieb ihn raus!“ Eine Anweisung, die deutlich über den Teamfunk zu hören war. Scheider reagierte umgehend und fuhr Wickens ins Heck. Der kleine Kontakt sorgte für eine fatale Kettenreaktion. Der Kanadier rutschte durch die Berührung in den vor ihm fahrenden Wehrlein – beide drehten sich und landeten im Kiesbett. „Das war einfach unfair. Ich verteidige unsere Position und er haut uns beide raus“, ärgerte sich Wickens. „Das war einfach nur eine dreckige Aktion“, sagte ein enttäuschter Wehrlein. Timo Scheider verteidigte seine Aktion: „Ich habe keine Ansage gehört. Robert hat so stark gebremst, dass ich in ihn reingefahren bin. Das war halt Racing auf der Kampflinie. Da passiert so etwas“.

Audi Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich schilderte die Geschehnisse in der Audi-Box zum Zeitpunkt des Funkspruchs wie folgt: „Nach der Aktion von Mercedes habe ich mich so sehr geärgert und gerufen: ‚Schieb ihn raus’. Das war aus den Emotionen heraus und dafür möchte ich mich bei Mercedes entschuldigen. Ich wusste nicht das zu dem Zeitpunkt der Funk offen war.“ Ulrich Fritz, der DTM-Teamchef bei Mercedes-AMG DTM: „Es gehören immer zwei dazu. Einer der den Befehl – der für jeden klar zu hören war – gibt, und einer, der ihn ausführt. Das Ganze hatte mit fairem Rennsport nichts zu tun. So etwas wollen wir in der DTM nicht sehen. Das Überholmanöver zuvor hingegen war hart, aber fair.“

So kontrovers diese Szene auch war – so schön war das Duell an der Spitze. Die langjährigen Weggefährten und Freunde Ekström und Paffett boten über 34 Runden einen tollen Zweikampf. Nachdem das Rennen aufgrund der widrigen Bedingungen hinter dem Safety-Car gestartet wurde, hatten die 24 DTM-Fahrer nach der fünften Runde freie Bahn. Ekström sprintete umgehend davon, legte nach einer Runde bereits 2,6 Sekunden zwischen sich und seinen Markenkollegen Mike Rockenfeller. Als Paffett nach neun Runden an Rockenfeller vorbeizog, hatte Ekström seinen Vorsprung bereits verdoppelt. Paffett arbeitete sich langsam heran, wurde durch die Boxenstopps aber wieder zurückgeworfen. Ekströms Team machte dort einen besseren Job, so dass der Schwede mit 7,6 Sekunden Vorsprung in die 20. Runde ging.

Statt die Spitzenposition anzugreifen, sah es zu diesem Zeitpunkt eher danach aus, als ob Paffett seinen Platz gegen den auf Platz drei vorgefahrenen Mortara verteidigen müsste. Der Spanier leistete sich jedoch einen kleinen Ausritt und der Brite gab im Gegenzug mächtig Gas. Bis zu sieben Zehntelsekunden machte er pro Runde auf den Spitzenreiter gut. „Ich dachte, ich krieg ihn noch“, sagte Paffett. Doch näher als auf zwei Sekunden ließ Ekström den Briten nicht herankommen. „Ich bin volle Lotte gefahren, ohne jedoch das letzte Risiko einzugehen. Dieser Kerl hinter mir hat aber alles auf eine Karte gesetzt. Als er auf zwei Sekunden herangekommen war, musste ich dann auch alles riskieren.“ Die Folge: Ekström setzte prompt die schnellste Rennrunde und hielt seinen Kontrahenten bis ins Ziel auf Distanz. „Ein tolles Rennen. Wir haben uns gegenseitig gepusht“, sagte Paffett, der dem Sieger nach der Zieldurchfahrt glücklich in die Arme fiel.

Ebenso erfreut war Mortara, der vor Rockenfeller auf Platz drei fuhr: „Der Sieg am Samstag und heute Platz drei – ein super Wochenende für mich.“ In der Gesamtwertung ist er mit 98 Punkten nun erster Verfolger vom neuen Spitzenreiter Ekström, der 111 Punkte gesammelt hat. Wehrlein rutscht nach seinem unverschuldeten Aus auf den dritten Platz und bleibt bei 94 Punkten. Mittlerweile wurde – laut n.tv – Timo Scheider disqualifiziert.

Vor dem nächsten DTM-Rennwochenende in Moskau, vom 28. bis zum 30. August, sind also noch ein paar Fragen ungeklärt. Zu diesen zählt auch die nach dem Leistungsvermögen von BMW. Die Piloten des Herstellers aus München fuhren nach dem Höhenflug beim vergangenen Rennen in Zandvoort der Musik hinterher und klassierten am Sonntag keinen Fahrer in den Punkten. Motorsportdirektor Jens Marquardt zur mageren Ausbeute in Spielberg: „Das war natürlich nicht das Resultat, das wir uns erhofft hatten. Aber ich davon überzeugt, dass bereits in Moskau wieder alles komplett anders laufen wird.“

DTM/ITR

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