Die Scharmützel der vergangenen Wochen sind vorbei, alle Animositäten sind bei den drei Fernsehduellen ausgetauscht worden – jetzt entscheidet das Volk. Zumindest mehr oder weniger, aber dazu kommen wir noch.
Es gilt für Ex-Senatorin, Ex-Außenministerin und Ex-First Lady Hillary Clinton und den Mega-Unternehmer Donald Trump! Die Wahlen starten traditionell im Dorf Dixville Notch im US-Bundesstaat New Hampshire. Um kurz nach Mitternacht, bei uns 6 Uhr morgens am Dienstag, den 8. November, steht hier die Abstimmung der Handvoll Bewohner fest – bis zum endgültigen Ergebnis werden jedoch, bedingt durch die verschiedenen Zeitzonen der USA, fast 24 Stunden vergehen.
Das müssen Sie über das Wahlsystem in den USA wissen:
- Wahlberechtigt ist jeder Staatsbürger der Vereinigten Staaten, der mindestens 18 Jahre alt ist und seinen Wohnsitz in einem der 50 Bundesstaaten oder im District of Columbia* hat oder zu einem früheren Zeitpunkt dort gewohnt hat. Amerikanische Staatsbürger, die im Ausland leben, sind ebenfalls wahlberechtigt, und zwar für den Staat, in dem sie ihren letzten Wohnsitz in den USA hatten.
- Jeder gebürtige US-Amerikaner, der mindestens 35 Jahre alt ist und 14 Jahre ununterbrochen seinen Wohnsitz in den USA hatte, kann sich um die Präsidentschaftskandidatur bewerben – außer, man war als Offizier oder Beamter an einer Rebellion gegen die Vereinigten Staaten beteiligt 🙂 (14. Zusatzartikel zur Amerikanischen Verfassung)
- Die Wahl findet alle vier Jahre statt, und zwar (seit 1845) immer „am Dienstag nach dem ersten Montag im November“ – die Wahl findet also immer zwischen 2. und (wie dieses Jahr) 8. November statt. Hintergrund: man wollte den Bauern entgegenkommen und wählte deshalb den November, wenn die Ernte schon eingebracht ist. Der Sonntag fiel wegen des Kirchgangs als Wahltag aus, desgleichen auch der Montag, weil man oft große Entfernungen zurücklegen musste und somit eine mehr als eintägige Reise anstand. Freitag und Samstag waren Markttage und ebenso ungeeignet – es blieben also nur Dienstag oder Mittwoch.
- In den meisten Bundesstaaten wird ein Early Voting angeboten, hierzu ist meist ein zentral gelegenes Wahllokal ausgewählt, in dem die Stimmabgabe vor dem eigentlichen Wahltermin erlaubt ist. Auch eine Briefwahlmöglichkeit gibt es in den meisten Staaten, zum Beispiel für im Ausland stationierte Soldaten.
- Die Bürger wählen am Wahltag nicht direkt den Präsidenten, sondern die Wahlmänner des Electoral College. Dieses besteht aus 538 Mitgliedern. Jedem Bundesstaat steht eine Anzahl an Wahlmännern zu, die sich an seiner Zahl von Abgeordneten im Repräsentantenhaus sowie an der Anzahl seiner Senatoren orientiert.
- In den allermeisten Bundesstaaten gibt es das „Winner-takes-all“-Prinzip: Alle Wahlmänner des Bundesstaates werden von der Partei gestellt, die die relative Mehrheit der Stimmen der Bürger enthält. Das Wahlmännerverhältnis weicht also sehr oft vom Stimmenverhältnis bei allen US-Bürgern, die abgestimmt haben, ab – der Kandidat mit de facto weniger Zustimmung in der wählenden Bevölkerung kann trotzdem Präsident werden! So geschehen erst bei der Wahl im Jahr 2000, als der Demokrat Al Gore gegen George W. Bush verlor.
- Dies begünstigt auch das vorherrschende Zweiparteiensystem (Demokratische und Republikanische Partei). Kandidaten anderer Parteien gelten fast von vornherein als chancenlos. Zuletzt gewann 1848 ein Kandidat einer weiteren Partei: Zachary Taylor von der WhigParty – allerdings gab es damals die Republikanische Partei noch nicht.
- 41 Tage nach der Wahl treffen sich die Wahlmänner in der jeweiligen Hauptstadt ihres Bundesstaates und stimmen über Präsident und Vizepräsident ab.
- Diese Stimmen werden am ersten Sitzungstages des Kongresses, gemäß Verfassung immer am 3. Januar, zur Mittagsstunde öffentlich ausgezählt. Der Präsidentschaftskandidat gilt als gewählt, wenn er die absolute Mehrheit der ernannten Wahlmänner hat.
- In der Realität steht das Ergebnis der Wahl aber bereits an dem Tag, an dem die Bürger abstimmen, fest – eben weil die Wahlmänner einer bestimmten Partei bzw. einem bestimmten Kandidaten zugeordnet werden können. Es kommt äußerst selten vor, dass ein Wahlmann zwischen den beiden Wahlvorgängen seine Meinung ändert und war auch erst einmal wahlentscheidend, als sich im Wahljahr 1836 eine größere Gruppe von „faithless electors“ zusammengeschlossen hatte. Manche Staaten haben sogar Gesetze, die solchen Wankelmut bestrafen!
Es wird knapp – Spannung ist garantiert!
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* Der District of Columbia oder Washington, D.C. ist Bundesdistrikt, Regierungssitz und seit 1800 die Hauptstadtder Vereinigten Staaten. Der Distrikt ist kein Bundesstaat und gehört zu keinem Bundesstaat, sondern ist dem Kongress der Vereinigten Staaten direkt unterstellt. Quelle: wikipedia
Fotos der Kandidaten: Von Gage Skidmore, CC BY-SA 3.0 wikipedia.org