Mitte Januar haben die beiden Regisseure Guillermo del Toro und Ang Lee, gemeinsam mit dem Schauspieler John Krasinski und der Verbandsvorsitzenden Cheryl Boone, im Hauptquartier der Academy of Motion Picture Arts and Sciences in Beverly Hills die Oscar-Nominierungen bekanntgegeben. In wenigen Tagen ist es nun soweit: Die 88. Oscar-Verleihung geht kommenden Sonntag im Dolby Theatre in Hollywood über die Bühne.
Kürzlich wurde bekannt, dass die Dankesrede bei der Oscar-Verleihung entschlackt wurde. Die Preisträger sollen sich demnach in ihrer 45-Sekunden-Dankesrede auf ihre Hauptbotschaft konzentrieren und überflüssige Dankesworte weglassen. Allerdings werden die Namen der Menschen, denen gedankt werden soll, während der Rede schriftlich eingeblendet. Darüber hinaus erstrahlt die Oscar-Trophäe in neuem Glanz: Die diesjährigen Preisträger dürfen sich auf Trophäen, die dem Original-Modell des kalifornischen Bildhauers George Stanley aus dem Jahr 1929 im Detail nachempfunden sind, freuen. Die Herstellung der 50 Trophäen, die einen vergoldeten Ritter mit Schwert auf einer Filmrolle als Sockel zeigen, hat rund drei Monate gedauert.
Klarer Favorit ist der Rachethriller „The Revenant – Der Rückkehrer“ von Alejandro G. Iñárritu (12 Nominierungen). Der Film über den Rachefeldzug eines Abenteurers in der nordamerikanischen Wildnis könnte seinem Hauptdarsteller Leonardo DiCaprio den ersten Oscar einbringen. Der 41-Jährige, bisher eher glücklose DiCaprio ist bereits zum sechsten Mal in der Kategorie „Bester Hauptdarsteller“ nominiert, durfte den Preis aber noch kein einziges Mal in den Händen halten. Damit ihm heuer das schier Unmögliche gelingt, muss er sich gegen Matt Damon („Der Marsianer“), Eddie Redmayne („The Danish Girl“), Bryan Cranston („Trumbo“) und Michael Fassbender („Steve Jobs“) durchsetzen. Kürzlich hatte er für seine Rolle in „The Revenant – Der Rückkehrer“ den Golden Gloabe erhalten, doch wird er nun auch endlich den erträumten Oscar bekommen?
Branchenexperten, Fans und Wettanbieter sind sich einig: Es ist an der Zeit, dass die mittlerweile legendäre Pechsträhne des Hollywood-Stars ein Ende findet. Seit Jahren schon munkeln Fans, Insider und Medien, dass DiCaprio ein nicht allzu beliebter Zeitgenosse in Hollywood ist und verbreiten im Internet sogenannte Memes, die den Hollywood-Star verzweifelt auf Oscar-Jagd zeigen. Und ob es diesmal wirklich mit dem Oscar klappt, darauf wird auch schon Bares gewettet: Interwetten gibt jedenfalls an, dass Leonardo DiCaprio mit 35 Prozent als Top-Favorit gilt, gefolgt von Michael Fassbender (26,32 Prozent) und Matt Damon (21,05 Prozent). Auch in Deutschland ist DiCaprio eindeutiger Favorit: Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts „YouGov“, das knapp 1.500 Personen befragte, würden dem Hollywood-Star 56 Prozent einen Oscar verleihen.
Kritisch wird gesehen, dass die Nominiertenliste zum zweiten Mal in Folge ausschließlich aus Weißen besteht. Kurz nach Bekanntwerden der Namen ist in den USA ein Sturm der Entrüstung entbrannt – auf Twitter machten viele unter dem Hashtag #oscarssowhite („Oscars so weiß“), der bereits 2015 ins Leben gerufen wurde, ihrem Ärger Luft. Denn es ist nach 2011 und 2015 bereits das dritte Mal in 20 Jahren, dass alle 20 Oscar-Nominierungen an Weiße gingen – obwohl zuvor Schwarze und Latinos zu den Favoriten gezählt wurden. Über die Oscar-Nominierungen und -Preisträger entscheiden rund 6.000 Mitglieder der Oscar-Akademie – darunter 94 Prozent Weiße und 77 Prozent Männer. Nun kündigte die Academy of Motion Picture Arts and Sciences Reformen an, mit dem Ziel, dass die Mitglieder mehr Vielfalt repräsentieren. Bis 2020 soll demnach die Anzahl der Frauen und der Angehörigen von Minderheiten verdoppelt werden.