18.01.2016

Der Kälte trotzen: Radler halten keinen Winterschlaf

Radeln und Winter – das passt besser zusammen, als oft gedacht. Der BUND Naturschutz (BN) gibt Tipps, wie Sie als Radler auch bei Eis und Schnee sicher unterwegs sind!

Radfahren ist IN und trifft den Nerv der Zeit. Besonders in der warmen Jahreszeit staut es sich deshalb immer öfter auf den Radwegen. Bei der momentanen Kälte ist nun die Zahl der Radler zwar spürbar zurückgegangen, doch im Vergleich zu früher bleiben Radfahrer heute auch im Winter fester Bestandteil des städtischen Verkehrs. Dabei muss man weder einen Hang zur Selbstkasteiung haben noch herausragende Nehmerqualitäten besitzen, um dem Radeln bei eisigen Tempera- turen etwas abgewinnen zu können.

„Bei Minus 5 Grad ist es auf dem Rad wesentlich angenehmer, als am Bahnsteig auf die S-Bahn zu warten“ sagt Martin Hänsel, stellvertretender Geschäftsführer des BN in München und selbst überzeugter Ganzjahresradler. Einzige Voraussetzungen sind ein winterfestes Fahrrad, die richtige Kleidung und ein angepasster Fahrstil. Das Rad ist auch im Winter in der Stadt gegenüber allen anderen Verkehrsmitteln im Vorteil: Man hat seinen eigenen Sitzplatz und die Fahrzeit ist hundertprozentig kalkulierbar. Selbst wenn auf Straßen und Schienen vor lauter Schnee nichts mehr geht – das Rad kommt immer durch.“

Um auch im Winter warm und sicher unterwegs zu sein, rät der BN dazu, Fahrrad, Kleidung und Fahrstil einem Wintercheck zu unterziehen. Wer unsicher ist, ob er nötige Einstellungen oder Reparaturen an sicherheitsrelevanten Fahrradteilen selbst durchführen kann, sollte zu einem Fahrradfachhändler gehen. Häufig wird hier auch ein spezieller Winterservice angeboten. Aufgrund der kurzen Tageslänge ist insbesondere eine funktionierende Beleuchtung am Fahrrad wichtig.

Die wichtigsten BN-Tipps für ein winterfestes Fahrrad:

Eine zuverlässig funktionierende Beleuchtungsanlage, am besten mit LEDs und Nabendynamo, ist unverzichtbar, denn häufig legt man seinen Weg zur Arbeit sowohl morgens wie abends im Dunkeln zurück. Achten Sie darauf, dass die Beleuchtungsanlage für den Straßenverkehr zugelassen ist (wellenförmiges Prüfzeichen, Buchstabe K, Zulassungsnummer). Auch die Bremsen müssen zuverlässig funktionieren und sich leicht bedienen lassen, evtl. muss hier die Griffweite der Bremshebel auf die Handschuhe eingestellt werden. Auf glattem Untergrund kommt auch den Reifen besondere Bedeutung zu. Profiliertere, breitere Bereifung als im Sommer ist empfehlenswert, ein geringerer Luftdruck in den Reifen als im Sommer erhöht die Bodenhaftung. Zunehmend setzen sich an Fahrrädern im Winter auch Spikereifen durch. Vor allem das Vorderrad sollte bei vereistem Untergrund, festgefrorenen Spurrillen etc. auf Spikes umgerüstet werden, hat ein wegrutschendes Vorderrad doch in der Regel einen Sturz zur Folge. Ein Wegrutschen des Hinterrades hingegen ist weniger dramatisch.

„Mein Tipp: Spikereifen auf dem Vorderrad und ein profilierter Mantel mit reduziertem Luftdruck auf dem Hinterrad. So fährt sich das Rad auch bei Eis und Schnee sicher und der Rollwiderstand bleibt im Rahmen“ erklärt Hänsel.

Natürlich sollten alle beweglichen Teile regelmäßig gesäubert und bei Bedarf geölt werden. Festfrierende Brems- und Schaltzüge lassen sich ggf. (nach dem Auftauen im Keller) mit Kriechöl, welches Feuchtigkeit verdrängt, wieder flott machen. In hartnäckigen Fällen helfen auch neue Endkappen auf den Zughüllen gegen neu eindringendes Wasser oder komplett gekapselte Züge. Hochwertige Nabenschaltungen sind im Winter weniger anfällig bei Schneematsch und eisigen Temperaturen als Kettenschaltungen. Zudem kann bei einer Nabenschaltung ein komplett geschlossener, umlaufender Kettenschutz verwendet werden. Modelle, die auf der Kette „schwimmen“ sind robust, schützen den Antrieb vor Schmutz und Salz und schonen auch die Hose.

Die wichtigsten BN-Bekleidungstipps im Winter:

Das gute alte Zwiebelprinzip ist Trumpf: Man sollte warm und beweglich bleiben, aber nicht schwitzen. Also lieber gemütlich unterwegs sein statt auf die Minuten zu schielen. Reflektierende Materialien oder spezielle Reflexwesten für Radler sind empfehlenswert. Da Hände und Füße auf dem Rad am schnellsten kalt werden, ist hier ein Schutz besonders wichtig. Neben guten Handschuhen halten Überschuhe (z.B. aus Neopren) die Füße warm, sind bei Bedarf aber wieder schnell und einfach ausgezogen. Wer auch im Winter nicht auf lange Unterhosen steht, kann auf dem Weg ins Büro die Beine alternativ mit einer Regenüberhose warm halten. Das ist zwar keine Lösung für lange Touren, doch oft völlig ausreichend für die kurzen und mittellangen Strecken in der Stadt. Gesichtscreme oder bei sehr kalten Temperaturen bzw. bei Wind Gesichtsschutz sowie eine beschlagfreie Brille gegen Wind und Schneetreiben komplettieren die „Winterhülle“.

„Mein Tipp: Mütze statt Kapuze. Gerade im Stadtverkehr ist es wichtig, alles um einen herum im Blick zu behalten. Kapuzen schränken häufig das Gesichtsfeld ein. Besonders beim Überqueren von Kreuzungen oder beim Abbiegen kann das gefährlich werden. Auch das Hörvermögen ist unter der Kapuze mehr beeinträchtigt, als bei einer Mütze. Für das Plus an Komfort sorgt ein Lammfellbezug auf dem Sattel, so bequem sitzt man in keinem Busrät Hänsel.

Die wichtigsten BN-Tipps zum Fahrstil im Winter:

Als Radler sollte man für alle anderen Verkehrsteilnehmer mitdenken. Noch viel mehr als im Sommer geht im Winter ein defensiver Fahrstil über alles. Allein durch sehr vorausschauendes Fahren lassen sich viele gefährliche Situationen vermeiden. Abrupte Brems- oder Lenkmanöver führen im Winter häufig zu Stürzen. Deshalb ist jetzt ein ausreichender Sicherheitsabstand zu parkenden Autos, Fußgängern etc. besonders wichtig. Gefahr geht von wechselnden Bodenbelägen aus, die unterschiedlich rutschig sind wie Asphalt, Fahrbahnmarkierungen, Pflaster oder im Radweg versenkte Poller. Leider finden sich diese „Besonderheiten“ auch auf Radwegen. Insbesondere in Kurven ist deshalb besondere Vorsicht angesagt. Auch auf Brücken ist es oft eisiger, als auf den Wegen davor und danach. Ebenfalls nicht ungefährlich sind Längsrillen (Trambahngleise) oder Längskanten wie häufig zwischen Radweg und Gehweg: Diese können von Schnee verdeckt sein, bleiben aber trotzdem ein ernstzunehmendes Hindernis.

„Mein Tipp: Verlassen Sie sich nie darauf, dass andere Verkehrsteilnehmer, insbesondere Autofahrer Sie sehen. Wer regelmäßig mit dem Rad unterwegs ist, erkennt sehr schnell, wo Gefahren lauern. Deshalb ist man im Winter auf bekannten Wegen, deren Gefahren man besser einschätzen kann, sicherer unterwegs. Am besten immer etwas mehr Zeit als im Sommer für die gleiche Strecke einplanen“ ergänzt Hänsel.

BUND Naturschutz

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