Es soll ein Zeichen für Vielfalt und Weltoffenheit sein, heißt es zum Beispiel vom Verein „München ist bunt“. Eine Draq Queen und ein Draq King lesen am Dienstag (16.00 Uhr) in der Münchner Stadtbibliothek in Bogenhausen Kindern ab vier Jahren vor. Gegner, wie die CSU, die AfD oder auch Freie-Wähler-Chef Aiwanger, sprechen von Frühsexualisierung. Vor der Lesung in der Stadtbibliothek in Bogenhausen rufen beide Seiten zur Demo auf. Die Münchner Polizei ist mit ausreichend Einsatzkräften vor Ort.
Diese Lesung für Familien in München sorgt schon seit Wochen für Aufregung: Unter dem Motto „Wir lesen euch die Welt, wie sie euch gefällt“ wollen Drag Queen Vicky Voyage und Drag King Eric BigClit Kindern ab vier Jahren am Dienstag aus Bilderbüchern vorlesen.
Die Linke in Bayern kritisierte ein Plakat der AfD für ihre Demonstration unter dem Motto „Hände weg von unseren Kindern! Genderpropaganda verbieten!“. Der Text im Zusammenhang mit dem Bild nehme offen Anleihen an antisemitischen Karikaturen der NS-Zeit und sei als Verwirklichung des Tatbestandes der Volksverhetzung anzusehen, teilt die Partei mit. Die Gesamtschau des Plakates mache böswillig einen Teil der Bevölkerung verächtlich, der sich der politisch motivierte.
Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) entschuldigte sich für seine anfängliche Kritik an der Lesung.
„Mir war nicht bewusst, dass meine Äußerung eine solche Auswirkung in die Community hinein haben würde und dass ich damit auch Menschen verletzt habe. Das war nie meine Absicht und tut mir leid. Völlig absurd ist, dass mein Statement von rechten Kreisen als Legitimation für queer-feindliches Auftreten genutzt wird.“ Er stehe „auch weiterhin stabil an der Seite der gesamten queeren Szene.“
Der Sexualpädagoge Michael Kröger von der Landesarbeitsstelle Aktion Jugendschutz hält das Angebot sogar für gut. Viele Bildungsangebote und Medien zeigten nur traditionelle Geschlechterrollen und Familienmodelle. Drag sei eine Kunstform, die mit Geschlechterrollen spiele und oft das Gegengeschlecht der agierenden Person in überzeichneter Weise darstelle. „Kinder nehmen die bunten Kostümierungen eher als lustig und interessant wahr – vielleicht sind sie auch zunächst irritiert, weil der Anblick sehr ungewohnt ist. Wahrscheinlich haben viele Kinder auch viele Fragen dazu“, sagt er.