Horst Seehofer (CSU), Bundesinnenminister, gibt der dpa im Bundesinnenministerium ein Interview. Foto: Michael Kappeler
13.09.2018

CSU-Chef Seehofer: "Jammern hilft nicht!"

«Jammern hilft nicht weiter», sagte der Bundesinnenminister in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur. «Umfrageergebnisse verbessern sich nicht, indem man jammert, sondern indem man dagegen ankämpft.» Es seien noch vier Wochen bis zur Wahl. «Da müssen wir richtig powern.» Auf die Frage, ob die CSU die absolute Mehrheit auf Dauer aufgeben müsse, sagte er: «Nein, natürlich nicht. Das Umfrageergebnis ist schmerzlich, das ist nicht schön – aber daraus kann man keinen Dauertrend ablesen.»

In dem am Mittwoch veröffentlichten «Bayerntrend» war die CSU auf nur noch 35 Prozent abgesackt. Dies sind noch einmal drei Prozentpunkte weniger als im Juli – so wenig wie noch nie seit 1998, seit es den «Bayerntrend» gibt. Mit einem solchen Ergebnis würde die CSU ihre absolute Mehrheit im Landtag bei der Wahl am 14. Oktober verlieren. Am Samstag will sich die CSU auf einem Parteitag in München auf die heiße Wahlkampfphase einschwören.

Seehofer lehnte es erneut ab, über mögliche Koalitionsoptionen zu spekulieren. «Wir kämpfen darum, so stark zu werden wie möglich. Ich kämpfe nicht für irgendwelche Koalitionen, ich führe keine Koalitionsdiskussionen», betonte der Parteivorsitzende.

Die Ergebnisse der Umfrage:

Würde bereits am kommenden Sonntag ein neuer Landtag gewählt, wären der Umfrage zufolge sogar sieben Parteien im Maximilianeum vertreten – inklusive der Linken. Die Grünen landen mit 17 Prozent auf Platz zwei. SPD, Freie Wähler und AfD liegen diesmal gleichauf bei 11 Prozent – wobei SPD und AfD im Vergleich zum Juli leicht verloren und die Freien Wähler leicht zugelegt haben. FDP und Linke landen jeweils bei 5 Prozent, müssen also um den Einzug in den Landtag bangen. Was Koalitionspräferenzen angeht, liegt eine Koalition von CSU und Freien Wählern und von CSU und Grünen gleichauf: Jeweils 44 Prozent der Bayern halten diese beiden Optionen für gut oder sogar sehr gut.

Allerdings ist der Umfrage zufolge fast jeder zweite Wahlberechtigte (45 Prozent) noch nicht sicher, wo er am 14. Oktober sein Kreuz machen wird. 55 Prozent sagen dagegen, ihre Entscheidung stehe so gut wie fest. Am stärksten gefestigt sind dabei die Anhänger von AfD und CSU, am wenigsten festgelegt sind dagegen Grüne, FDP, Linke und Freie Wähler.

«Natürlich sind wir nicht zufrieden», sagte Söder. «Es muss jetzt aber Ansporn und Weckruf für alle sein.» Fast 50 Prozent seien noch unentschlossen. «Daher gilt es um jede Stimme zu kämpfen.»

Mit Markus Söder sind inzwischen weniger Menschen in Bayern zufrieden als noch im Juli: 42 Prozent sagen, er sei ein guter Ministerpräsident (minus 2 Prozentpunkte), 44 Prozent halten ihn für keinen guten Regierungschef (plus 6 Punkte). Damit liegt Söder hinter den Werten zurück, die Horst Seehofer vor der Landtagswahl 2013 (68 Prozent) und Günther Beckstein vor der Wahl 2008 (55 Prozent) für sich verbuchen konnten – Beckstein verlor damals die absolute Mehrheit. Mit der Arbeit der Staatsregierung sind derzeit 52 Prozent weniger bis gar nicht zufrieden, 47 Prozent äußerten sich zufrieden oder sehr zufrieden.

Der Umfrage zufolge gibt es in Bayern ein hohes Interesse an der Landtagswahl: Drei Viertel sind sehr stark oder stark daran interessiert. Nur ein Viertel blickt demnach weniger oder gar nicht interessiert auf die Landtagswahl. Dabei ist das Interesse unter den CSU-Anhängern im Vergleich mit den anderen sechs Parteien am geringsten ausgeprägt.

Als wichtigste Probleme machen die Bayern demnach aktuell die Flüchtlings- und Asylpolitik, Wohnen/Mieten, Bildung und Rente aus. Dabei nannten nur noch 44 Prozent der Befragten die Asylpolitik als wichtiges Problem – im Juli waren es noch 52 Prozent gewesen. Der CSU wird weiterhin das größte Vertrauen entgegengebracht, bestehende Herausforderungen zu meistern – sie muss aber Einbußen hinnehmen.

Abgenommen hat auch die Zufriedenheit mit der Landtagsopposition. Dabei sind noch 39 Prozent mit der Arbeit der Grünen zufrieden und 36 Prozent mit den Freien Wählern. Die SPD kommt hier mit nur 25 Prozent (acht Punkte weniger als im Mai 2018) auf den geringsten Wert. Bei der Zufriedenheit mit den Spitzenkandidaten liegt Hubert Aiwanger (Freie Wähler) mit 34 Prozent vor Natascha Kohnen (SPD/29 Prozent) und den Grünen Katharina Schulze (25) und Ludwig Hartmann (16).

Das Meinungsforschungsinstitut infratest dimap hatte im Auftrag des Politikmagazins «Kontrovers» 1000 Wahlberechtigte in Bayern telefonisch befragt, und zwar im Zeitraum vom 5. bis 10. September.


dpa-infocom

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