„Dem Kaiser Franz zu Ehren – Fürs Finale alles geben!“ Diese Worte prangten bereits beim Aufwärmen vor dem CL-Halbfinal Kracher zwischen Bayern und Real Madrid auf einem großen Banner am Zaun der Münchner Südkurve. Und das die Münchner nicht von Beginn an alles in dieses Spiel reinwarfen, konnte man ihnen auch wahrlich nicht vorwerfen. Keine Minute war gespielt, da tauchte Leroy Sané bereits zum ersten Mal vor Madrid Torwart Andriy Lunin auf. Lunins Fußabwehr und ein etwas spitzer Winkel bewahrten Madrid vor einem frühen Rückstand. In der Folge erarbeiteten sich die Münchner durch frühe Ballgewinne ein klares Chancenplus, doch abermals Sané (7.) und Jamal Musiala (12.) zielten zu ungenau.
Eine Führung für die Münchner wäre nach einer Viertelstunde durchaus verdient gewesen. Allerdings kam es für die Mannschaft von Trainer Thomas Tuchel, wie es so oft im Fußball passiert, wenn man seine Chancen nicht nutzt. Die Bayern gewährten den Madrilenen, die sich bis dahin kaum für das Spiel zu interessieren schienen, in dieser Phase ein wenig mehr Spielanteile. In der 24. Spielminute spielte Toni Kroos schließlich einen Ball, mit dem er, so schien es zumindest, alle „Querpass-Toni“ Kritiker hierzulande endgültig verstummen lassen wollte. Das Vinicius Junior in der Folge völlig freistehend vor Neuer einschieben konnte, lag auch an einem Stellungsfehler von Bayerns Abwehrspieler Min-Jae Kim, der insgesamt einen eher unglücklichen Abend erwischte.
Die Führung war also eher schmeichelhaft für Real, doch die Bayern ließen sich dadurch nicht aus dem Konzept bringen. Ein Freistoß von Harry Kane (42.) sollte allerdings die letzte wirklich zwingende Situation vor der Halbzeit bleiben. Anschließend kamen die Bayern eher verhalten aus der Kabine, wobei Neuer einmal glänzend gegen Toni Kroos reagierte (51.). Ein Startschuss für eine turbulente Phase. Leroy Sané zog in der Folge nach einem Zuspiel von Konrad Laimer in Robben-Manier von rechts nach innen und schloss mit dem linken Fuß aus rund zehn Metern halbhoch zum Ausgleich ab (53.). In der 57. Spielminute drehte Harry Kane per Foulelfmeter das Spiel dann zugunsten der Bayern.
Das Momentum schien jetzt endgültig auf Münchner Seite zu sein. Die ohnehin schon lautstarke Stimmung in der Allianz Arena war nun ausgezeichnet und Madrid schien mit dem Rücken zur Wand zu stehen. Ein 3:1 hätte die Mannschaft von Ex-Bayern Trainer Ancelotti mit Hinblick auf das Rückspiel nächste Woche vor eine Mammutaufgabe gestellt. Allerdings verpassten Kane (66.) und Dier per Kopf (67.) zu erhöhen. Einmal mehr wurde dies von gnadenlos effizienten Madrilenen bestraft. Nachdem man ihn zuvor bereits zu passiv verteidigte, riss Bayerns Kim Vincius Junior um (82.), der Gefoulte verwandelte anschließend selbst. Der Schlusspunkt einer spektakulären Partie der beiden europäischen Giganten. Somit ist vor dem Rückspiel am kommenden Mittwoch in Madrid weiterhin alles offen.