Gewächshäuser des Botanischen Gartens bis Ende Oktober 2018 geschlossen – auf den ersten Blick eine Hiobsbotschaft für den Botanischen Garten und seine Besucherinnen und Besucher. Doch was hinter dieser „Schreckensnachricht“ steckt, ist ausgesprochen erfreulich:
Es geht nämlich um die Renovierung, insbesondere die Neuverglasung des Palmenhauses. Der staatliche Botanische Garten darf sich glücklich schätzen, dass hier Mittel bereitgestellt werden, um die notwendigen Sanierungsarbeiten durchzuführen. Das Palmenhaus, auch Halle B genannt, liegt in der Mitte der Schaugewächshäuser. Es stellt als mittlere und größte der drei, in West-Ostrichtung angeordneten Hallen das Herzstück der Gewächshäuser dar. Mit seiner imposanten Kuppel von 22 Metern Höhe ist es zudem das höchste Glashaus der Münchner Gewächshausanlage und schon von weitem zu sehen.
Bis zum Herbst 2018 sollen im Palmenhaus alle Glasscheiben ausgetauscht werden. Die derzeitigen sind bereits 40 Jahre alt und bestehen zum Teil aus Drahtglas, das deutlich weniger lichtdurchlässig ist als die neuen Gläser. Der Renovierungsaufwand ist enorm, denn insgesamt sind es etwa 2000 Quadratmeter Glasfläche, die sukzessive durch lichtdurchlässigeres, besser isolierendes und den neuesten Sicherheitsbestimmungen entsprechendes Glas ersetzt werden müssen – keine einfache Aufgabe, gerade im Kuppelbereich. Hier, für die Überkopfverglasung wird Verbundsicherheitsglas verwendet werden, im Stehwandbereich kommt sogenanntes Klarglas zum Einsatz. Das Standardmaß der Glasscheiben beträgt zwei Meter Länge und ca. 60 Zentimeter Breite. Wo dieses Maß in der Konstruktion nicht passt, müssen die Scheiben individuell zurechtgeschnitten werden. Sie haben ein Produktionsgewicht von 25 Kilogramm pro Quadratmeter und halten laut Auskunft des technischen Leiters des Botanischen Gartens, Gartenbauingenieur Stefan Wiegert, einem Druck von mindestens 75 Kilogramm pro Quadratmeter stand. Die bessere Wärmeisolierung der neuen Verglasung beruht auf der Verwendung von 16 Millimetern dicken Doppelglasscheiben, die damit die vierfache Dicke der alten Verglasung aufweist. Die größere Dicke geht dabei nicht auf Kosten der Lichtdurchlässigkeit, diese dürfte sogar etwa 15 Prozent besser sein als vorher, schätzt Stefan Wiegert. Ein Effekt der den exotischen, aus den Subtropen und Tropen stammenden Pflanzen im Palmenhaus nach der Renovierung sehr zugute kommen wird.
Bevor es aber so weit ist, ist es nötig, die höheren Pflanzen im Palmenhaus stark zurückzuschneiden, da für die Sanierungsarbeiten, die auch das Abschleifen und Anstreichen der Stahlkonstruktion betreffen, ein Innengerüst aufgebaut werden muss. Kleinere Pflanzen können ausgegraben und anderweitig untergebracht werden, der baumförmige Bambus und andere bis zu 20 Meter hohe Gehölze kann man jedoch nicht ohne größere Schäden oder drohendem Verlust umsetzen, wie Palmenhaus-Reviergärtner Tillmann Lohff bestätigt.
Nach allen Vorbereitungsarbeiten bleibt zu hoffen, dass das Wetter mitspielt und es einen schönen warmen Sommer und Herbst gibt, so dass die wärmeliebenden grünen Kostbarkeiten nicht unter Kälte und großer Nässe leiden müssen. Ab Mitte Mai müssen sie größtenteils ohne ihre schützendes Glaszelt auskommen. Der Abschluss der Arbeiten ist für spätestens Ende Oktober projektiert, sollte es nicht nach Planung laufen, wird ein Teil der Sanierung in 2019 fortgesetzt, wie Till Hägele, Gartenbauingenieur und technischer Abteilungsleiter der Gewächshäuser, mitteilt.
Während der Renovierungsarbeiten ist ein Besuch der Gewächshäuser aus Sicherheitsgründen leider nicht möglich. Der Botanische Garten bittet daher seine Besucherinnen und Besucher aus nah und fern um Verständnis für die notwendige Schließung der Gewächshäuser. Die nördlich des Palmenhauses gelegene Winterhalle ist davon jedoch nicht betroffen, so dass dort erfreulicherweise unter anderem die jährliche Orchideen-Ausstellung, die Rosenschau, die Pilz- und die Erntedank-Ausstellung stattfinden können. Der Besuch des Freilands ist während der Renovierungsarbeiten ohnedies nicht beeinträchtigt.
Fotos: Franz Höck, Botanischer Garten München-Nymphenburg