Die Folgen der Corona-Krise hinterlassen weiterhin deutliche Spuren auf dem bayerischen Arbeitsmarkt. Im Juni stieg die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Mai um 1,1 Prozent auf rund 293.800, wie die Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit am Mittwoch in Nürnberg mitteilte. Das waren rund 96.300 oder 48,8 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich im Juni um 0,1 Prozentpunkte auf 3,9 Prozent.
«Gegenüber dem sehr hohen Anstieg im April und Mai flacht der Zuwachs der Arbeitslosigkeit ab», kommentierte Arbeitsministerin Carolina Trautner (CSU). Die Lage auf dem Arbeitsmarkt bleibe aber angespannt.
«Positiv ist, dass trotz der schwierigen Situation wieder mehr Menschen eine Beschäftigung gefunden haben», sagte der Chef der Regionaldirektion, Ralf Holtzwart. Im Juni fanden etwa 25 000 Arbeitslose einen neuen Job. «Dennoch haben die Auswirkungen der Corona-Pandemie verbunden mit den strukturellen Entwicklungen, die vor der Krise eingesetzt haben, den bayerischen Arbeitsmarkt weiter im Griff.»
Nach einer aktuellen Befragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) waren im Mai etwa 22 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und damit circa 1,25 Millionen Menschen in Bayern in Kurzarbeit. Doch die Tendenz ist positiv: Im Juni gingen nach Angaben der Regionaldirektion rund 3.700 Anzeigen für Kurzarbeit ein und damit deutlich weniger als in den beiden Vormonaten. Im Mai waren es fast 14.400 Anzeigen gewesen, im März und April zusammen fast 126.000.
Die Lockerungen der Corona-Maßnahmen machen sich inzwischen auch bei den Stellenangeboten bemerkbar. Nach dem Einbruch im April zog die die Zahl neu gemeldeter Stellen mit mehr als 17 200 im Juni leicht an. Vor allem im Gastgewerbe, im Gesundheits- und Sozialwesen und dem Handel stellen Betriebe wieder mehr ein. «Es ist zu erkennen, dass vor allem die Branchen, die am stärksten von den behördlichen Beschränkungen betroffen sind, nun wieder Personal einstellen möchten», sagte Holtzwart.
Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft geht davon aus, dass sich die Wirtschaft noch länger nicht von der Corona-Krise erholen wird. «Wir erwarten für Wirtschaft und Arbeitsmarkt bestenfalls 2022 eine Rückkehr auf das Vorkrisenniveau», teilte Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt mit.
Wie befürchtet meldeten sich auch im Juni wieder viele Münchner arbeitslos – aber immerhin gab es einen Lichtblick: Es waren nicht mehr so viele wie noch im Mai. So ist die Arbeitslosenquote in München innerhalb eines Monats um 0,1 Prozentpunkte auf 4,9 Prozent gestiegen, die absolute Zahl um 1.828 auf 53.565. Im Vormonat lag die Zunahme noch bei 9.369. Im Juni 2019 waren 33.546 Menschen ohne Job und die Quote lag bei niedrigen 3,1 Prozent. Seit März hatte etwa jeder dritte Betrieb Kurzarbeit angezeigt.
„Kurzarbeit verhindert aktuell eine noch stärkere Arbeitslosigkeit. Betriebe halten an ihren Fachkräften fest, das werte ich als positives Signal“, so Wilfried Hüntelmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit München. „Wer jetzt ohne Job ist, sollte nicht den Kopf in den Sand stecken. Anstatt abzuwarten, lässt sich diese Zeit optimal nutzen, um sich fit für die Zukunft zu machen und sich weiterzubilden. Die Agentur für Arbeit bietet hier viele Unterstützungsangebote“.