Helmut Schmidt
10.11.2015

Altkanzler Helmut Schmidt ist tot

Der Altkanzler war Anfang September in Hamburg wegen eines Blutgerinnsels am Bein operiert worden. Nach gut zwei Wochen verließ er das Krankenhaus und kehrte in sein Haus in Hamburg-Langenhorn zurück, wo er rund um die Uhr betreut wurde. «Die Entlassung erfolgte auf ausdrücklichen Wunsch des Patienten», hatte die Hamburger Asklepios-Klinik St. Georg damals erklärt.
Seit dem Wochenende hatte sich der Zustand Schmidts «dramatisch zugespitzt». Der Altkanzler habe sich zusätzlich zu weiteren Beschwerden in Folge der schweren Gefäß-OP vor zwei Monaten eine unklare Infektion zugezogen, hatte hohes Fieber und war nicht mehr ansprechbar.
Schmidt starb im Beisein seiner Tochter Susanne Schmidt-Kennedy und einiger Vertrauter. Deren Wunsch, dass der Altkanzler seinen 97. Geburtstag am 23. Dezember noch erleben könne, hat sich nicht erfüllt.

Helmut Schmidt war Mitglied der SPD und von 1974 bis 1982 der fünfte Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland.

Ab 1961 war Schmidt Senator der Polizeibehörde in Hamburg und erlangte während der Sturmflut 1962 als Krisenmanager große Popularität. Von 1967 bis 1969 war er Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion, 1969 bis 1972 Bundesminister der Verteidigung, 1972 war er für ein halbes Jahr gleichzeitig Bundesminister für Wirtschaft und Finanzen. Bis 1974 war er Bundesminister der Finanzen. 1974 wurde er zum Bundeskanzler gewählt. Gegen Ende seiner Amtszeit als Bundeskanzler leitete Schmidt, bedingt durch das Ausscheiden des Koalitionspartners FDP, für knapp zwei Wochen auch das Auswärtige Amt.

Seit 1983 war er Mitherausgeber der Wochenzeitung Die Zeit.

Die größten Herausforderungen während seiner Amtszeit waren die weltweite Wirtschaftsrezession (Stagflation) und die Ölkrisen der 1970er Jahre, die die Bundesrepublik unter seiner Führung besser überstand als die meisten anderen Industriestaaten, sowie die Rentenfinanzierung 1976/1977 und der Terrorismus der Rote Armee Fraktion (RAF) im sogenannten „Deutschen Herbst“. Seine frühere Verhandlungsbereitschaft mit den Terroristen, speziell bei der Entführung von Peter Lorenz 1975, sah er später als Fehler an. Er verfolgte von da an eine unnachgiebige harte Linie, die ihm mitunter harsche Kritik seitens der Angehörigen von Opfern einbrachte. In einem Interview sagte Schmidt im Jahr 2007, er habe die enorme Verantwortung für das Leben anderer bei Geiselnahmen wie der von Hanns Martin Schleyer als existenziell bedrückend empfunden. Insgesamt gesehen habe die Epoche des linken Terrorismus durch die Medien ein Gewicht bekommen, das ihre tatsächliche Bedeutung für die deutsche Geschichte deutlich übersteige.
Quelle: „Schmidt 01“. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons

mit Material von dpa-infocom

 
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