Die Zahl der Krankmeldungen in Deutschland befindet sich auf einem Rekordniveau. Während Arbeitgeber und Krankenkassen über steigende Kosten klagen, schlägt der CEO der Allianz, Oliver Bäte, vor, Karenztage wieder einzuführen. Das bedeutet, dass Arbeitnehmer an den ersten Krankheitstagen kein Gehalt erhalten sollen. Der Vorschlag sorgt für heftige Diskussionen – zwischen Befürwortern und Gegnern.
Bäte äußert seine Bedenken über die hohe Zahl der Krankmeldungen in Deutschland und plädierte für Einschnitte bei der Lohnfortzahlung. Seine Idee: Die Kosten des ersten Krankheitstags sollen die Arbeitnehmer selbst tragen, um Krankmeldungen ohne triftigen Grund zu reduzieren.
Bäte betonte, dass Deutschland mit durchschnittlich 18 Krankheitstagen pro Jahr europaweit weit vorne liege. Während die Kosten der Lohnfortzahlung hierzulande etwa sechs Prozent der gesamten Sozialausgaben ausmachen, liegt der EU-Durchschnitt bei lediglich 3,5 Prozent. „Wir müssen überlegen, wie wir das sozial gerecht gestalten“, so Bäte weiter.
In Deutschland gab es Karenztage tatsächlich schon einmal. Bis in die 1970er Jahre mussten Arbeitnehmer bei Krankmeldungen die ersten Krankheitstage ohne Lohn überstehen. Seit der Abschaffung dieser Regelung wird der Lohn jedoch vom ersten Tag der Erkrankung an fortgezahlt. Derzeit sieht das deutsche Arbeitsrecht keine Karenztage mehr vor.
In einigen europäischen Ländern sind Karenztage weiterhin üblich. Dort zahlen Arbeitgeber erst ab dem zweiten oder dritten Krankheitstag den Lohn weiter. So will beispielsweise auch die Vorsitzende der Wirtschaftsweisen, Monika Schnitzer, die Wiedereinführung von Karenztagen in Deutschland prüfen lassen. Schon im Dezember 2024 brachte sie dieses Thema ins Gespräch.
Laut aktuellen Zahlen belaufen sich die jährlichen Kosten für Lohnfortzahlungen in Deutschland auf 77 Milliarden Euro, die von den Arbeitgebern getragen werden. Zusätzlich kommen noch 19 Milliarden Euro an Ausgaben der Krankenkassen hinzu.