06.07.2018

Öfter öffentlich fahren lohnt sich: Alles zur MVV-Tarifreform

Bei positivem Votum dieser Gremien tritt die Neuerung zum 9. Juni 2019 in Kraft. Mit dem umfassenden Reformpaket werden in der Wachstumsregion München wichtige Weichen für die Mobilität von morgen gestellt.

Die MVV-Tarifreform ist eine systematische Neugestaltung des MVV-Tarifs und damit die umfangreichste Weiterentwicklung seit seiner Einführung zur Verbundgründung im Jahr 1972. Der künftige Tarif wird einfacher und klarer strukturiert sein, mit günstigeren Preisen für die Mehrheit der Haushalte und einem größeren Geltungsbereich bei vielen Tickets.

Alle Informationen zur Tarifreform, inklusive der Preise ab 9. Juni 2019, gibt es unter www.mvv-muenchen.de/tarifreform.

Der MVV-Tarif wird fit für die Zukunft gemacht

Studien zeigen, dass das Mobilitätsverhalten  vielfältiger und komplexer wird. Die Antwort darauf ist ein radikal vereinfachtes Tarifsystem. In die Arbeiten zur Reform waren Politik, Verwaltung, Verkehrsunternehmen und Fahrgastverbände intensiv eingebunden. Damit ist diese Tarifreform ein echtes Gemeinschaftswerk zum Nutzen der Fahrgäste in der Stadt und der ganzen Region.

Die MVV-Tarifreform basiert im Wesentlichen auf drei Säulen und bringt wichtige Verbesserungen für die Fahrgäste im gesamten Verbundraum:

Öfter „öffentlich“ fahren lohnt sich

Vielfahren wird meist günstiger durch attraktive Monats-, Abo- und Jahreskarten. So sinkt der Preis für die Monatskarte für ganz München (Zone M) oder für zwei Zonen im Umland auf 59,90 Euro – und für die Jahreskarte pro Monat (Abo mit jährlicher Zahlung) sogar auf 47,25 Euro. Damit hat München die mit Abstand günstigsten Zeitkarten für Erwachsene im Vergleich der deutschen Großstadtverbünde. Für Vielfahrer im bisherigen Ring 4 sinken die Preise um ein Viertel, für manche Fahrgäste sogar um ein Drittel.

Bei der Streifenkarte verdreifacht sich der Rabatt von bisher 3,5 Prozent auf künftig 15 Prozent. Das sorgt für Entlastung vor allem bei den Haushalten, die regelmäßig im MVV fahren. Die Preise für Einzel- und Tageskarten werden hingegen angehoben.

Mehr fürs Geld

Künftig bildet der heutige Innenraum die neue Zone M (= Stadtgebiet München und einige Nachbargemeinden). Innerhalb der Zone M gibt es keine Tarifgrenzen mehr und somit nur noch eine Preisstufe für Gelegenheits- und Zeitkartenkunden. Sie wurde um einige Ortschaften wie z. B. Aschheim, Karlsfeld, Oberhaching und Deisenhofen erweitert.

Die M-Zone:

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Auch in den Landkreisen gelten dann bei Zeitkarten größere Geltungsbereiche. Über 60 Orte werden anderen Tarifzonen oder Übergangsbereichen zugeordnet, sodass Fahrten dorthin oft günstiger werden. Geschlossene Siedlungsstrukturen werden nicht mehr von Tarifgrenzen durchschnitten, wie es bisher beispielsweise zwischen Dachau Bahnhof und den innerstädtischen Haltestellen der Kreisstadt der Fall war.

Wachstumszentren, Kreisstädte und zentrale Orte werden besser vernetzt und sind so oftmals günstiger zu erreichen. Dadurch können Kunden in Zukunft an vielen S-Bahnhaltestellen den Bus nutzen, ohne eine weitere Tarifzone erwerben zu müssen. Innerhalb der Landkreise sind die Kreisstädte nun mit Tickets für nur ein bis zwei oder drei Zonen erreichbar, also z.B. für 2,80 Euro oder 4,20 Euro mit der Streifenkarte.

So einfach und schnell „gelöst“ wie nie

Die neue Struktur folgt einer klaren, einheitlichen Logik für das gesamte Sortiment. Für (fast) alle Fahrscheine gelten nun sieben Zonen – statt wie bisher 16 Ringe, vier Zonen und drei Räume je nach Ticketart. Das sorgt für einfacheres „Ticketlösen“. Die günstigen Einheitspreise für den Kinderfahrschein, das Semesterticket und die Fahrradmitnahme bleiben erhalten.

Mit der Sieben-Zonen-Logik sinken im Bartarif die viel kritisierten Preissprünge: Für eine Fahrt aus dem näheren Umland nach München reichen künftig drei Streifen für 4,20 Euro (Zonen M+1) statt wie bisher vier Streifen für 5,60 Euro etwa aus Zorneding.

Der neue Zonenplan:

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Weiteres Vorgehen

Verbundrat und Gesellschafterversammlung haben mit ihrem Beschluss die Grundlagenentscheidung getroffen. In einem nächsten Schritt wird das Reformpaket dem Münchner Stadtrat und den Kreistagen in den Verbundlandkreisen zum Beschluss vorgelegt.

Geplant ist, die Tarifreform am 9. Juni 2019 einzuführen. Bis dahin werden die Tarifbestimmungen aktualisiert, Informationsmaterialien ausgearbeitet sowie Vertriebstechnik und Hintergrundsysteme für den Automaten-, Fahrzeug-, Online- und den persönlichen Verkauf angepasst.

Die Preisliste liegt  unter www.mvv-muenchen.de/tarifreform vor.

Die heute kommunizierten Fahrpreise gelten unter Vorbehalt der erforderlichen Tarifgenehmigung; sie werden sich jedoch bis zur Umsetzung im Juni 2019 nicht mehr ändern.

OB Dieter Reiter zur Tarifreform:

„Wir haben heute gemeinsam eine Reform beschlossen, die allen Fahrgästen zugutekommt. Das Tarifsystem wird einfacher, klarer und bietet den Kunden mehr fürs Geld. Mir war es besonders wichtig, dass die Münchnerinnen und Münchner bestmöglich profitieren und wir gleichzeitig die erfolgreiche Kooperation mit der Region intensivieren.“

Bürgermeister Josef Schmid:

„Die Tarifreform ist vor allem ein Ergebnis der hervorragenden Zusammenarbeit zwischen Stadt, Landräten und Freistaat. Das Beispiel zeigt: Von einer vertrauensvollen Kooperation auf allen Ebenen kann München nur profitieren.“

SPD-Stadträtin Simone Burger, Aufsichtsrätin der Stadtwerke München, hat für die Fraktion die Verhandlungen geführt und sagt:

„Das Kämpfen für eine gerechte Reform hat sich gelohnt: Die neuen Tarife bringen echte Vorteile für die Fahrgäste im ÖPNV und machen das System einfacher und fairer. Das ist ein Erfolg, vor allem nachdem die SPD und Oberbürgermeister Dieter Reiter lange darum ringen mussten, dass sich die Situation für die Münchnerinnen und Münchner nicht verschlechtert. Die Idee der M-Zone, eines einheitlichen Tarifbereichs für das komplette Stadtgebiet, fand schnell viele Fans. Leider wurde dabei vergessen, dass dadurch gerade für Münchnerinnen und Münchner im Kerngebiet der Stadt die Preise drastisch gestiegen wären. Wir haben uns dafür eingesetzt, dass die Reform Vorteile für alle bringt. Und wir haben erreicht, dass das Monatsticket in der M-Zone künftig mit 59,90 Euro für all jene, die bisher nur zwei Ringe bezahlen, ein stark vergrößertes Angebot für einen moderat höheren Preis bietet. Für alle, die jetzt schon drei oder vier Ringe bezahlen, lohnt es sich ohnehin besonders.

Die SPD konnte noch weitere Forderungen durchsetzen, etwa dass sich die Streifenkarte wieder lohnt. Beim jetzt geplanten Preismodell wird man sich mit der Streifenkarte künftig 15 Prozent pro Einzelfahrt sparen, das ist ein echter Preisvorteil. Außerdem dürfen Senioren mit der Isarcard künftig ganz ohne Sperrzeit fahren, also auch bereits vor 9 Uhr. Auch alle jungen Münchnerinnen und Münchner mit Tickets im Ausbildungstarif profitieren: Für sie bringt die Reform den großen Vorteil, dass sie ihr Ticket nicht mehr nur für Fahrten von und zur Schule oder Ausbildungsstätte nutzen können, sondern für die ganze M-Zone. Und mit dem Absenken des Preises für die M-Zone, wird auch das Ausbildungsticket günstiger.

Die Tarifstruktur wird einfacher und gerechter, das macht den öffentlichen Nahverkehr attraktiver. Wer den ÖPNV regelmäßig nutzt, hat Vorteile und genau das ist das Ziel.“

Stefan Hofmeir, Sprecher der Aktion Münchner Fahrgäste

„Für die Münchner Fahrgäste ist die Tarifreform ein großer Meilenstein. Endlich fallen die hohen Preissprünge an den Zonengrenzen weg.“ Durch die neuen, oft auch günstigeren Fahrpreise werden noch mehr Münchner auf den ÖPNV umsteigen und die Straßen entlasten.

„Der beste Tarif nützt nichts, wenn die Verkehrsmittel dann hoffnungslos überlastet sind und man erst gar nicht einsteigen kann“, so Hofmeir weiter. Die Aktion Münchner Fahrgäste fordert deshalb einen schnellen und massiven Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs in München. „Wir brauchen weitere (zugelassene) U-Bahn-Züge, mehr Trambahnlinien und Busse. Und auch die Betriebshöfe müssen die zusätzliche Kapazität schaffen können“.


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