24.04.2014, 04:00 Uhr
26 Tage vor Gericht können in München über das Ende einer fast 40
Jahre dauernden Ära entscheiden. Aber was würde mit der Formel 1 ohne Bernie Ecclestone passieren? Eine One-Man-Show wird es wohl nicht
mehr geben.
Sollte Ecclestone verurteilt werden, wäre er nicht mehr im Amt. Das hat sein oberster Boss bereits angekündigt.
Wie wichtig ist Ecclestone für die Formel 1?
Bernie Ecclestone IST seit fast 40 Jahren die Formel 1. Er machte die
Königsklasse des Motorsports von einer Rennserie für PS-Puristen zum
weltweit operierenden Unternehmen. Er vermarktet die Formel 1 seit
fast 40 Jahren, nachdem er Ende der 1970er Jahre die TV- und
Vermarktungsrechte gekauft hatte. Er bestimmt die Preise. Wer einen
Rennen in seinem Land haben will, muss mit Ecclestone an einen Tisch.
Wäre die Formel 1 ohne Ecclestone handlungsunfähig?
De facto nein. Er ist nominell auch nur eingesetzt als Geschäftsführer. Wie in jedem anderen Unternehmen auch, könnte jemand anderes sein Amt auch übernehmen. Das Problem aber: Ecclestone hat sich durch seine Allein-Herrschaft in fast vier Jahrzehnten so gut wie unabkömmlich gemacht. Die Verhandlungspartner vertrauen ihm.
Wie würde Formel-1-Besitzer CVC im Falle einer Verurteilung reagieren?
Der Mitgründer des Investmentunternehmens CVC, das 2006 die
Formel-1-Recht erwarb und Ecclestone als Geschäftsführer einsetzte,
hat klare Konsequenzen für den Fall einer Verurteilung angekündigt.
«Wäre bewiesen, dass Herr Ecclestone irgendetwas auf kriminelle Art
und Weise falsch gemacht hat, würden wir ihn feuern», hatte Donald
MacKenzie Ende vergangenen Jahres bereits gesucht. Seit längerer Zeit
wird gemutmaßt, dass eine Headhunter-Firma mit der Suche nach einem
geeigneten Nachfolger beauftragt wurde.
Wer wäre ein Kandidat für die Nachfolge?
Ginge es nach Ecclestone, hieße sein Nachfolger Christian Horner. Der
Brite, 40 Jahre alt, ist aber als Teamchef des Weltmeister-Rennstalls
Red Bull glücklich und zufrieden. Mehrfach hat Horner, Trauzeuge bei
Ecclestones dritter Ehe, dies bekräftigt. Auch Sauber-Teamchefin
Monisha Kaltenborn galt schon mal als Kandidatin. Auch sie lehnte
schon dankend ab. Nicht wenige sind der Meinung, dass ein derartiges
Unternehmen wie die Formel 1 ohnehin künftig nicht mehr von einer
Person allein geführt werden kann.
Was bedeutet die Anklage für Ecclestone persönlich?
Der Prozess allein ist für Ecclestone schon eine gefühlte Niederlage.
«Das Ganze ist doch nur so ein sehr kleiner Teil meines Lebens, das
eigentlich keine Rolle spielen sollte», sagte er jüngst. Die Leute
würden schlecht über ihn reden, «ohne so richtig zu verstehen, worum
es geht», begründete der 83-Jährige in einem ARD-Interview.
dpa-infocom / uk